Commerzbank: Indischer Aktienmarkt weiter im Euphoriemodus – Bewertung mittlerweile recht hoch
Der indische Aktienindex Sensex konnte auch im November 2014 noch einmal spürbar zulegen, trotz der ohnehin schon sehr beeindruckenden Kursperformance der Vormonate. Seit Anfang 2014 gewann der indische Leitindex rd. 34%. Damit belegt er in Asien den Spitzenplatz in der Performancerangliste, dicht gefolgt vom Schanghai A-Index, der in den vergangenen Monaten ebenfalls kräftig zulegte und ein Jahresplus von fast 30% verzeichnet. Für 2014 prognostiziert der Konsensus auf Jahresbasis einen Anstieg des Wachstums der Unternehmensgewinne in Indien in Höhe von rd. 12%, was eine deutliche Beschleunigung ggü. dem Vorjahr (+8% J/J) bedeutet. Das entsprechende KGV für 2014 liegt damit nach dem jüngsten starken Kursanstieg bei rd. 19,2. Somit ergibt sich ggü. dem MSCI Asien-Index ein üppiger Bewertungsaufschlag von satten 61%! Der indische Aktienmarkt ist daher u.E. recht hoch bewertet. Vieles von der politischen Wechseleuphorie und den damit verbundenen Erwartungen einer wirtschafts- und reformfreudigeren Politik dürfte mittlerweile in den Kursen eskomptiert sein. Die vielen Reformvorhaben der neuen indischen Regierung dürften zusammen mit einem relativ stabilen Wachstum der Weltwirtschaft zu einem beschleunigten BIP-Wachstum in Indien beitragen. Für das Fiskaljahr 2015/16 rechnet der Konsensus derzeit mit einem BIP-Wachstum von 6,3%. Im Gegensatz zu anderen BRIC-Ländern wie Brasilien oder Russland, wo die Volkswirtschaften mit der Bekämpfung rezessionärer Tendenzen kämpfen und wo keine strukturellen Reformen zur Ankurbelung der Konjunktur in Sicht sind, haben sich die Wachstumsaussichten in Indien in den vergangenen zwölf Monaten deutlich zum Positiven gewendet. Zudem sind die Inflation und das Leistungsbilanzdefizit zuletzt deutlich gesunken. Wir bestätigen zunächst aufgrund des unverändert starken Momentums und der deutlich rückläufigen Inflation unser neutrales Votum für die indische Aktienbörse.
Zinsen und Anleihen
In den letzten Wochen haben die EZB-Notenbanker hohe Erwartungen an die morgige EZB-Ratssitzung geschürt. Vor-letzten Freitag betonte EZB-Chef Draghi, dass die EZB alles tun wird, was sie tun müsse, damit die Inflationserwartungen bald wieder steigen. Zudem verwies er darauf, dass der EZB-Rat einstimmig hinter weiteren Maßnahmen stehen würde. Vergangene Woche folgten Reden von EZB-Notenbankern, die die Spekulationen anfeuerten. Dazu kam ein zusätzlicher Faktor, der den Rentenmärkten Rückenwind gab: der Ölpreis fiel innerhalb einer Woche um mehr als 10%. Seit Jahresbeginn ging der Ölpreis (Marke Brent) in USD um gut 35%, in EUR gerechnet immerhin um fast 30% zurück. Der drastische Energiepreisrückgang macht sich zunehmend in den Inflationsraten bemerkbar. Der jüngste Ölpreisrückgang ist noch gar nicht beim Verbraucherpreisanstieg für November (Euroraum: 0,3% J/J) enthalten. In diesem Umfeld könnte die Inflationsrate im Januar erstmals seit der Finanzkrise 2008/2009 auf 0% sinken. Die EZB kommt deshalb nicht umhin, ihre Projektionen für die Inflation für nächstes Jahr deutlich nach unten nehmen. Da sie für das reale BIP noch ein Wachstum von 1,6% veranschlagt, muss sie auch dort eine deutliche Abwärtsrevision vornehmen. Allein durch die Revision der Projektionen könnte die EZB die Marktspekulationen am Köcheln halten ohne neue Maßnahmen anzukündigen. Zeit gewinnen ist für die EZB wichtig, denn innerhalb des EZB-Rats herrscht keineswegs Einigkeit. EZB-Direktoriumsmitglied Sabine Lautenschläger betonte, dass die Analyse von Kosten und Nutzen von Staatsanleihekäufen derzeit nicht positiv ausfalle.
Aktien
Zwar rutschten die europäischen Aktienmärkte gestern zwischenzeitlich ins Minus, am Ende reichte es für die meisten Märkte aber doch noch für ein kleines Plus. Treibende Kräfte waren dabei Hoffnungen auf eine expansive Notenbankpolitik in Europa und China und steigende Notierungen bei Energiewerten (+3,2%), die sich nach den deutlichen Kursverlusten der vergangenen Tage und Wochen deutlich erholen konnten. Neben der technischen Erholung unterstützen Spekulationen über ein Interesse von Royal Dutch Shell (+4,1%) an BP (+4,7%). Hatte das Fehlen von Öltiteln im Dax den Index in den vergangenen Wochen unterstützt, so konnte er gestern entsprechend nicht profitieren. Zwar überschritt der Dax im Handelsverlauf die Marke von 10.000 Punkten, ein-setzende Gewinnmitnahmen sorgten dann allerdings für ein leichtes Minus zum Handelsende. Das kolportierte Aus für die Southstream-Pipeline brachte Saipem (-11%) und Salzgitter (-7%) unter Druck. Die hessische SMA Solar brach nach einer Gewinnwarnung um 23% ein. An den US-Märkten ging es weiter aufwärts. Spezielle Treiber waren nicht auszumachen, gleichwohl sorgte die Hoffnung auf weitere monetäre Impulse aus China für eine positive Stimmung. Auch unterstützten die soliden Makrodaten. Trotz des wieder rückläufigen Ölpreises ging es für Energiewerte (+1,3%) aufwärts und der Sektor avancierte zum Tagesgewinner vor Healthcare (+1,1%) und Finanzwerten (+1%). Der Telekomsektor (-1,8%) schloss als einzige Branche im Minus. Hier sorgte der sich verschärfende Preiskampf zwischen Sprint (-3,1%) auf der einen und Verizon (-1,8%) und AT&T (-2,2%) auf der anderen Seite für Abgabedruck. In Asien setzt sich der Aufwärtstrend ebenfalls fort, auch wenn die Tageshochs aufgrund von einsetzenden Gewinnmitnahmen nicht gehalten werden können. Der Nikkei erreichte ein Sieben-Jahres-Hoch.