Commerzbank: US-Einkaufsmanager in Feiertagsstimmung
In den USA ist im November der ISM-Index, der auf nationaler Ebene die Stimmung der Einkaufsmanager widerspiegelt, nur leicht von 59 auf 58,7 Punkte gefallen. Der Index hält sich damit auf hohem Niveau. – Dies spricht für ein derzeit hohes Expansionstempo im verarbeitenden Gewerbe. Auch die Einzelkomponenten bestätigen den positiven Ausblick: Auftragseingänge, Produktion, Arbeitsnachfrage befinden sich allesamt weiter im Aufwind. Noch besser als die reinen Daten beschreiben die vom Institute für Supply Management mitgelieferten Meinungen der befragten Unternehmen die aktuelle Konjunkturlage. „Das Weihnachtsgeschäft läuft besser als erwartet.“ „Wir stellen weiterhin Mitarbeiter ein. Jedoch verlassen auch viele Mitarbeiter das Unternehmen, da sich die Arbeitsmarktbedingungen im verarbeitenden Gewerbe verbessert haben.“ „Viele Neuauftragseingänge – daraus resultiert ein sehr gesunder Auftragsbestand.“ Nur den Streik der Dockarbeiter an der Westküste beklagen einige Unternehmen. Das Bild deckt sich nicht ganz mit den jüngsten Indikatoren zum privaten Verbrauch oder zu den Ausrüstungsinvestitionen, die auf einen leichten Schwungverlust im Schlussquartal hindeuten. Der ISM-Index ist aber ein sehr guter Frühindikator. Die gute Auftragslage spricht dafür, dass die Konjunktur mit viel Dynamik ins neue Jahr startet. Wir rechnen vor diesem Hintergrund unverändert damit, dass die US-Notenbank deutlich früher – nämlich zur Jahresmitte – den Zinserhöhungszyklus starten wird als der Markt dies einpreist. Wir warnen auch davor, den Rückgang der Energiepreise als zusätzlichen Spielraum für die Geldpolitik zu interpretieren. Der Preisrückgang stärkt die reale Nachfrage und damit die Auslastung der Unternehmen: Der Spielraum wir daher eher kleiner.
Zinsen und Anleihen
Der Wochenauftakt war uneinheitlich: In den USA zogen die Renditen nach unerwartet guten ISM-Daten (siehe „Im Blickpunkt“) an. Anders der Euroraum: Während die Rendite 10-jähriger Bundesanleihen knapp über 0,70% verharrte, lotete ihr italienisches Pendant neue historische Tiefststände aus. Ein Impuls kam von den schwachen finalen PMI-Indizes im Euroraum für November. Und hier war es vor allem Deutschland, wo der Wert für das Verarbeitende Gewerbe mit 49,5 Punkten unter die Expansionsschwelle rutschte und damit neue Zweifel an der Erholungstendenz aufkommen ließ, welche der Ifo-Index noch vor Wochenfrist angedeutet hatte. Dem standen auch positive Überraschungen gegenüber, wie etwa in Spanien, wo der Umfragewert um über 2 Punkte auf 54,7 sprang. Doch dieser konnte das weitere Abrutschen des Wertes für den Euroraum (50,1 nach 50,4) nur abmildern. Zudem befeuert der seit dem OPEC-Treffen am Mittwoch nochmals eingebrochene Ölpreis die „Deflationsdebatte“. Am Markt hat sich die Erwartung breitgemacht, dass die Fed in diesem Umfeld ihre Leitzinsanhebung weiter in die Zukunft verschiebt; per Ende kommenden Jahres ist aktuell nicht einmal mehr eine Anhebung der Fed Funds Rate auf 50 Basispunkte voll eingepreist. In dieser Stimmungslage richtet sich der Blick umso schärfer auf die EZB. Ihr Chef Draghi und Vize-Chef Constancio haben hohe Erwartungen für die bevorstehende Ratssitzung am Donnerstag geschürt. Doch melden sich aus dem Rat auch skeptische Stimmen zur quantitativen Lockerung. So Sabine Lautenschläger, die auf mögliche Verzerrungen an den Finanzmärkten verwies, zumal die Renditen und Risikoaufschläge schon extrem niedrig seien.
Aktien
Die europäischen Aktienmärkte tendierten zum Wochenstart überwiegend schwächer. Die Leitindizes büßten um bis zu 1,6% (Italien) ein. Verantwortlich für den Kursdruck nach dem starken Aufschwung der Vorwochen zeichneten mehrere Faktoren. Zum einen enttäuschten die Konjunkturdaten aus China. Dort sank der Einkaufsmanagerindex im November auf nur noch 50,3 Punkte. Auch die durchwachsenen Konjunkturdaten aus der Eurozone vermochten den Märkten keinen Schwung zu geben. Zudem verlief der US-Verkaufsstart in die Weihnachtssaison („Black Friday“) eher schleppend. In diesem Umfeld büßte der Dax 0,2% ein. Im Fokus auf Einzelwertebene stand die Notierung von Eon. Die veröffentlichten Aufspaltungspläne bescherten den Aktionären ein sattes Kursplus von 4,2%. Zu Gewinnmitnahmen kam es dagegen u.a. im Bankenbereich (Deutsche Bank: -1,6%). In der zweiten Reihe kletterte der Kurs von Gagfah um fast 13%, nachdem die Deutsche Annington ein Übernahmeangebot in Höhe von 18 Euro je Gagfah-Aktie unterbreitet hatte. Der russische Aktienmarkt litt gestern weiter unter der fortgesetzten Baisse beim Ölpreis sowie unter der anhaltenden Schwäche des Rubels. Auf europäischer Sektorebene standen gestern vor allem Aktien aus den Branchen Rohstoffe sowie Banken unter Druck, die im Schnitt rd. 0,9% bzw. 1,4% einbüßten. Dank der positiven Nachrichten bei Eon waren v.a. Versorgeraktien gefragt, die durchschnittlich um 0,4% kletterten. Die Börsen in den USA starteten aufgrund der oben aufgeführten Faktoren ebenfalls etwas schwächer in die neue Handelswoche. Unter Abgabedruck standen v.a. Aktien aus den Sektoren Gebrauchsgüter, IT (-1,1%) und Industrie (-1,3%). Die Börsen in Asien tendierten überwiegend freundlich. In China setzte sich die fulminante Hausse fort (Schanghai A-Index: +3,1%). Der Nikkei 225-Index gewann 0,4%.