Commerzbank: OPEC-Treffen in Wien
Kaum eines der OPEC-Treffen der letzten Jahre wurde mit so großer Spannung erwartet wie das heutige. Bereits im Vorfeld gab es Zusammenkünfte innerhalb der OPEC und zwischen OPEC-Mitgliedern und Nicht-OPEC-Ölexporteuren wie Russland und Mexiko. Aber die Interessen divergieren erheblich. Unklar ist, inwieweit die politischen Interessen des Westens mit Blick auf den Iran und Russland eine Rolle spielen. Der angebliche Kampf um Marktanteile bzw. das Herausdrängen der teuren nordamerikanischen Produktion (Fracking, Ölsande) als Motiv vor allem Saudi Arabiens, könnte auch vorgeschoben sein. Wir rechnen mit keiner signifikanten Produktionskürzung – notwendig wären ca. 1 Mio. Fass/Tag, um den Angebotsüberschuss auszugleichen. Diese müsste fast alleine von Saudi Arabien getragen werden, da die anderen Mitglieder mit dem Rücken zur Wand stehen (Nigeria, Venezuela) oder ohnehin Produktionsprobleme haben (Iran, Irak, Libyen). Möglicherweise kommt es zu der Formulierung, die aktuelle Förderquote von 30,0 Mio. Fass/Tag besser einzuhalten. Aktuell werden 30,6 Mio. Fass/Tag produziert. Dies würde aber einen anhaltenden Überschuss bedeuten. Freilich ist kurzfristig ein weiterer Preisrückgang wenig wahrscheinlich, da der Markt vom OPEC-Treffen ebenfalls keine signifikanten Kürzungen erwartet und dies bereits zum großen Teil eingepreist ist. Selbst eine technische Erholung ist, trotz anhaltender Uneinigkeit der OPEC, denkbar. Eine starke Preiserholung erwarten wir aber nur im Fall einer überraschenden Produktionskürzung um ca. 1 Mio. Fass/Tag. Aber auch dann dürfte dies noch keine Trendwende bedeuten, da die Lagerbestände gestiegen sind und ein Lagerabbau frühestens ab Mitte 2015 zu erwarten ist. Anhaltend niedrige Ölpreise sind daher wahrscheinlich. Das globale Wachstum dürfte dadurch einen Impuls von etwa 0,4% erhalten. Freilich bergen die niedrigen Ölpreise langfristig den Keim eines deutlichen Anstiegs in sich.
Zinsen und Anleihen
Der Druck auf die Renditen ist weiterhin hoch. 10-jährige Bundesanleihen liefern aktuell nur noch eine Rendite von 0,74%. Unterstützt wurde die Nachfrage nach festverzinsten Papieren gestern auch durch unter dem Strich enttäuschende Konjunkturdaten aus den USA: Die privaten Konsumausgaben blieben hinter den Erwartungen zurück und die schwachen Bestellungen für Investitionsgüter lassen für das Schlussquartal nur einen moderaten Anstieg der Ausrüstungsinvestitionen erwarten. Auf den ersten Blick waren die Bestellungen für langlebige Güter gar nicht schlecht. Boeing hatte einen deutlichen Auftragsrückgang gemeldet, daher hatten die meisten Analysten erwartet, dass sich dies auch auf die Bestellungen insgesamt signifikant auswirken würde. Allerdings wurden reichlich militärische Güter bestellt, so dass es statt eines Rückgangs zu einem Anstieg der Bestellungen von 0,4% zum Vormonat kam. Was uns aber interessiert ist der Trend bei den privaten Ausrüstungsinvestitionen. Und hier enttäuschten sowohl die Auslieferungen wie auch die Bestellungen. Die Amerikaner spüren zwar den Energiepreisrückgang in ihren Geldbeuteln, doch auf ihren Konsum hat dies bislang nicht die erhoffte Auswirkung. Die realen Konsumausgaben stiegen im Oktober nur um 0,2% zum Vormonat. Mit etwas Zuversicht bedeutet dies für das Schlussquartal noch einen „mageren“ Anstieg von annualisiert 2,5% zum Vorquartal. Der Anstieg der Erstanträge auf Arbeitslosengeld auf über 300 Tsd. hat uns wenig beeindruckt – er mag dem recht spätem Start der „Christmas Shopping Season“ geschuldet sein.
Aktien
Die Börsenparty ging in Teilen auch gestern weiter; die Jahresendrally verliert zwar etwas an Dynamik, dennoch ist die Stimmung unter den Börsianern zumeist von Zuversicht geprägt, obwohl die Veröffentlichung der gemischt ausgefallenen Konjunkturdaten aus Europa keinen großen Anlass für Euphorie bot. Der Dax (+0,6%) kletterte den zehnten Tag in Folge und war wie am Vortag der Gewinner unter den europäischen Leitindizes, die zum Teil leicht nachgaben. Tagesgewinner im deutschen Leitindex waren abermals die Versorger (RWE: +3%; Eon: +1,7%), die u.a. von steigenden Preisen für CO2-Zertifikate profitierten. Auch die Notierung der Deutschen Bank (+1,4%) zählte wieder zu den Gewinnern. Die Aktie von Fraport büßte nach Bekanntgabe der Zukäufe in Griechenland 2,5% ein. Zalando-Aktionäre konnten sich nach der Vorlage von Quartalsergebnissen über ein sattes Kursplus von 15,8% freuen. Dagegen verlor die Aktie von Thomas Cook in London fast 18%, nachdem der Chef Harriet Green bekanntgab, das Unternehmen zu verlassen. Auf europäischer Sektorebene waren v.a. Werte aus den Branchen Finanzdienstleistungen sowie Rohstoffe gefragt (jeweils +0,7%). Dagegen standen Aktien aus dem Bereich Bau (-0,7%) sowie Reise & Freizeit (-1,1%, v.a. wegen Thomas Cook) auf der Verliererseite. Die Börsen in den USA tendierten vor dem heutigen Feiertag (Thanksgiving) trotz mäßig ausgefallener Konjunkturdaten mit leichten Aufschlägen. Der S&P 500-Index gewann 0,3% und notierte damit nur knapp unter seinem historischen Höchststand. Die Aktie von Hewlett-Packard legte nach Vorlage von Zahlen um 4,1% zu. Auf Sektorebene (S&P 500) waren v.a. Telekomtitel gefragt (+1,2%); Energieaktien büßten im Schnitt 1,1% ein. Die Börsen in Asien tendierten uneinheitlich. Während der Schanghai A-Index weiter zulegte, sank der Nikkei 225-Index um 0,8%.