Commerzbank: Rettet das Schweizer Gold-Referendum den Goldpreis?
Am 30. November stimmt die Schweiz über die Volksinitiative „Rettet unser Schweizer Gold“ ab. Inhaltlich geht es dabei um folgende drei Punkte. 1. Die Schweizer Nationalbank (SNB) darf künftig kein Gold mehr verkaufen. 2. Die Goldreserven müssen künftig in der Schweiz gelagert werden. 3. Mindestens 20% der Aktiva müssen künftig in Gold gehalten werden. Findet die Initiative eine Mehrheit, müsste die SNB innerhalb von zwei Jahren ihr Gold in die Schweiz zurückführen und innerhalb von fünf Jahren den 20%igen Goldanteil an der Bilanzsumme erreichen. Aktuell betragen die Goldreserven nur 7,3% der Bilanzsumme, die durch Devisenmarktinterventionen (überwiegend EUR-Käufe, um die Marke von 1,20 EUR/CHF zu verteidigen) in den letzten Jahren auf 522 Mrd. CHF aufgebläht wurde. Derzeit betragen die Goldreserven 1.040t, was einem Wert von aktuell 38 Mrd. CHF entspricht. Die SNB müsste demzufolge ihre Goldbestände um 66,5 Mrd. CHF auf 104,5 Mrd. CHF aufstocken. Bei unverändertem Goldpreis und unveränderter Bilanzsumme müsste die SNB 1.820t Gold kaufen – 364t pro Jahr. Das wären ins-gesamt 60% der Minenproduktion eines Jahres und mehr als der derzeitige Bestand aller Gold-ETFs. Dennoch würde die Menge bei einem Goldangebot inklusive Recycling von über 4000t p.a. den Markt nicht sprengen, sondern nur erheblich stützen. Zusätzlich sollte der psychologische Effekt aber nicht unterschätzt werden, sodass im Fall einer Zustimmung zum Referendum ein erheblicher Impuls für den Goldpreis ausgelöst werden könnte. Freilich ist der Ausgang des Referendums unsicher. Die bisherigen Umfragen divergieren stark, zeigen aber ein enges Rennen. Der Goldmarkt rechnet bisher nicht mit einer Annahme des Referendums, sodass dies eine große Überraschung mit entsprechend positiver Wirkung wäre. Möglicherweise kommt es aber bis zum 30. November noch zu Short-Eindeckungen, was eine Goldpreiserholung auslösen könnte.
Zinsen und Anleihen
Größere Impulse für die Rentenmärkte blieben gestern aus, da keine wichtigen Makrodaten auf der Agenda standen. Zudem fand in den USA aufgrund eines Feiertages (Veterans Day) kein Rentenhandel statt und so fehlten auch von dort Vorgaben. Die Renditen von Bundesanleihen stiegen am Vormittag leicht an, gingen im Tagesverlauf wieder zurück; per Saldo gab es kaum Kursbewegungen. EZB-Direktoriumsmitglied Yves Mersch sagte am Montagabend auf einer Rede, dass die EZB bereit sei, nächste Woche Forderungsbesicherte Papiere (ABS) im Rahmen eines Stützungsplans zu kaufen. Nach Beginn des Kaufs von gedeckten Schuldverschreibungen (darunter Pfandbriefe) vor ein paar Wochen will die EZB nun die Käufe mit ABS-Papieren erweitern. Bisher habe es keine Entscheidung über breit angelegte Staatsanleihekäufe gegeben, erklärte Mersch, dies sei eine theoretische Option, wenn sich die Situation weiter verschlechtere. Die Marktteilnehmer rechnen zunehmend damit. Die Spekulation darauf hat EZB-Chef Mario Draghi nochmals verstärkt, als der auf der Notenbanksitzung vergangene Woche bekräftigte, dass die EZB die Aktiva ihrer Bilanz um 1 Billion EUR ausweiten möchte. Weiterhin wird die Spekulation auf weitere EZB-Maßnahmen durch die Ermäßigung der Wachstumsprognosen unterstützt. Gestern sickerten Informationen durch, dass die fünf Wirtschaftsweisen ihre Wachstumsprognosen für Deutschland für 2014 von 1,9% auf 1,2% und für 2015 auf nur noch ein Prozent merklich senken werden. Sie folgen damit den führenden Wirtschaftsforschungsinstituten, die diesen Schritt bereits in ihrem Herbst-gutachten vollzogen haben. Zusätzliche Wertpapierkäufe der EZB unterstützen insbesondere Anleihen der EWU-Peripherie, deren Renditen gestern zurückgingen.
Aktien
Die europäischen Aktienmärkte tendierten gestern überwiegend freundlicher. Die Leitindizes legten in der Spitze um bis zu 0,6% zu (Spanien). Zum Handelsstart profitierten die meisten Börsen noch von den positiven Vorgaben aus New York (S&P 500-Index abermals mit einem historischen Hoch) so-wie aus Tokio. Mangels positiver Impulse fehlten dann jedoch in der Breite die Anschlusskäufe. Im Fokus standen somit vor allem Quartalsberichte. Tagesgewinner im Dax (+0,2%) war mit großem Abstand die Aktie von Henkel, die nach Vorlage guter Zahlen um 4,6% zulegte. Die Notierung der Deutschen Telekom (+2,2%) profitierte von den soliden Zahlen von Vodafone (+5,4%). Die Aktie der Deutschen Lufthansa (+1,1%) setzte ihren jüngsten Aufschwung fort. Der Börsenneuling Hella gewann am ersten Handelstag 2,6%. Wincor Nixdorf (-4,9%) litt u.a. unter einer Votenherabstufung. Auf europäischer Sektorebene waren v.a. Aktien aus den Sektoren Telekom (+2,2%) sowie Reise & Freizeit (+1,6%) gefragt. Öl- und Gasaktien zählten mit durchschnittlichen Verlusten von rd. 1% zu den Tagesverlierern. Die Börsen in den USA erzielten minimale Aufschläge. Auf Sektorebene (S&P 500) waren v.a. Rohstofftitel gefragt, die im Schnitt um 0,5 gewannen. Versorgerwerte büßten als Tagesverlierer rd. 0,4% ein. Die Börsen in Asien tendierten überwiegend freundlicher. Der Nikkei 225 stieg um 0,4% und markierte ein Siebenjahreshoch. Für Schubkraft sorgte u.a. die Hoffnung auf eine mögliche Verschiebung der geplanten zweiten Mehrwertsteuererhöhung. Der indische Leitindex erzielte ein neues historisches Hoch.