Commerzbank - China: Niedriger Preisauftrieb spricht für weitere Lockerung der Geldpolitik
In China verharrte der Verbraucherpreisanstieg im Oktober bei 1,6% J/J, niedriger war er zuletzt Ende 2009, als die Akutphase der globalen Finanzkrise abklang. Die Produzentenpreise lagen 2,2% unter ihrem Vorjahresstand; die Phase negativer Jahresveränderungsraten währt schon seit Frühjahr 2012. Darin spiegeln sich zum einen die zuletzt deutlich gesunkenen Rohstoffpreise, aber auch die in manchen Sektoren zu verzeichnenden Überkapazitäten wider. Die chinesische Notenbank dürfte daher ihren im jüngsten geldpolitischen Bericht bestätigten Kurs der gezielten Liquiditätsbereitstellung (z.B. für kleine und mittlere Finanzinstitute) fortsetzen. Doch steigt der Druck, zu stärkeren Mitteln (Leitzins- bzw. Reservesatzsenkung) zu greifen.
Zinsen und Anleihen
An den Rentenmärkten gab es gestern wenig neue Anregungen – eine gute Gelegenheit, die Ereignisse der vergangenen Woche noch zu verarbeiten. Das galt vor allem für den US-Bondmarkt, der nach den etwas schwächer als erwarteten Arbeitsmarktdaten am Freitag zu einer deutlichen Erholung angesetzt und die Handelswoche mit einer Rendite 10-jähriger Treasuries bei 2,30% beendet hatte. Gestern kehrte offenbar wieder eine nüchternere Sicht der Dinge ein. Denn immerhin ist die Arbeitslosenquote im Oktober auf 5,8% gesunken, was nach unserer Lesart klar für eine frühere denn spätere Leitzinswende spricht, als dies der Markt derzeit erwartet (3. Quartal 2015). Vor diesem Hintergrund wird der Markt mit der Zeit seine Erwartungen weiter korrigieren müssen, was für steigende Renditen besonders im kurzen Laufzeitenbereich, aber auch in abgeschwächter Form im langen spricht. Der EUR tendierte gestern knapp über 1,24 USD. Hier zeigt die Botschaft der EZB von ihrer jüngsten Ratssitzung ihre Wirkung: Die EZB schwenkt mit ihrer Geldpolitik auf einen noch expansiveren Kurs ein. Und diese Botschaft fällt beim EUR derzeit auf einen sehr fruchtbaren Boden, da immer deutlicher wird, dass in den USA eine Leitzinsanhebung mehr und mehr zu einer bloßen Frage des Timings wird. Mehr als eine technische Erholung des EUR ist daher kaum zu erwarten, sein Trend gegenüber dem USD bleibt abwärtsgerichtet. Die am Freitag anstehenden BIP-Daten für den Euroraum dürften diesen Befund bestätigen; wir erwarten nur einen geringfügigen Zuwachs von 0,1% zum Vorquartal, was im Vorjahresvergleich einem bescheidenen Plus von 0,7% entspräche.
Aktien
Nach dem enttäuschenden Kursverlauf zum Schluss der vergangenen Woche haben sich die europäischen Aktienmärkte wieder leicht erholt. Obwohl keine impulsgebenden Nachrichten auf der Agenda standen, konnten im Dax 30 fast alle Titel zulegen. An der Spitze aller Werte stand nach zwei sehr schwachen Tagen Lanxess (+3%). Auch die Deutsche Lufthansa (+2,4%) und FMC (+2,3%) konnten deutlicher zulegen. Schwach präsentierten sich dagegen vor allem die deutschen Banken (Commerzbank -2,4%, Deutsche Bank -0,5%). Auch im Leitindex des Euroraums, dem EUROSTOXX 50, rangierte mit BNP Paribas (-1,1%) ein Finanzkonzern am Ende der Kursliste. Somit gehörten Banken zu den wenigen Branchen, die sich verhalten entwickelten. Als einziger Sektor zeigten Grundstoffe (-1,1%) Verluste auf. Deutlich positiver entwickelten sich Pharma und Energie (jeweils +1,5%). An der Wall Street konnten alle Indizes weiter zulegen, wobei der Dow Jones und der S&P 500 wieder einmal neue Höchst-stände erreichten. Im allgemein positiven Trend ragten vor allem Pharmatitel (+1%) heraus, während lediglich der Energiesektor schwächer tendierte. Nach der Forderung von Präsident Obama, strengere Vorschriften zur Netzneutralität zu erlassen, standen die Titel von Kabelnetzbetreibern stark unter Druck. Die asiatischen Börsen können heute Morgen in der Breite zulegen. Vor allem der Nikkei 225 verzeichnet nach dem schwächeren Vortag deutlichere Gewinne. Auch die europäischen Märkte dürften mit diesen Vorgaben fester eröffnen. Im Fokus stehen einige Quartalsberichte.