Commerzbank: US-Wirtschaft beeindruckt im 3. Quartal mit solidem und ausgewogenem Wachstum
In den USA ist das reale BIP im 3. Quartal um annualisiert 3,5% und damit stärker als vom Markt erwartet gestiegen. Der Wachstumsbeitrag des privaten Verbrauchs blieb mit +1,2% relativ mäßig, da die Nachfrage nach Dienstleistungen schwach blieb. Auffallend ist indes die weiterhin starke Nachfrage nach langlebigen Konsumgütern, die offenbar vom sehr niedrigen Zinsniveau profitiert. Vom ebenfalls zinssensitiven, aber volatilen Wohnungsbau kam nur ein bescheidener Wachstumsbeitrag, vom Außenhandel indes ein unerwartet starker (1,3%-Punkte). Erfreulich ist vor allem aber die anhaltende Investitionsbelebung. Die Unternehmensinvestitionen, deren Anteil am BIP nur bei 16% (Konsum: gut 70%) beträgt, lieferten mit 0,7%-Punkten einen überproportionalen Wachstumsbeitrag, was vor allem an den Ausrüstungsinvestitionen liegt. In der Tat kann in den USA von einer Investitionsschwäche der Unternehmen, die im Euroraum so sehr beklagt wird, nicht die Rede sein. Seit ihrem Zyklustief Mitte 2009 sind die Ausrüstungsinvestitionen um jährlich ca. 9,5% gestiegen und damit stärker als im Aufschwung von 2002 bis 2007. Auch übertreffen sie ihr Vorkrisenniveau um immerhin 12%, während es beim BIP „nur“ rund 7,5% sind. Ein negativer Beitrag von immerhin 0,6%-Punkten kam indes von der Lagerkomponente; denn einem starken Lageraufbau im zweiten Quartal folgte jetzt ein geringfügiger Lagerabbau. Mit Blick auf das Folgequartal ist dies aber eine durchaus positive Nachricht; denn bei sich festigender Konjunktur dürften die Unternehmen ihre Lager kaum weiter reduzieren wollen. Die regen Unternehmensinvestitionen sprechen für eine anhaltende Besserung am Arbeitsmarkt. Die realen Einkommen, die im 3. Quartal um 2,7% stiegen, dürften im Schlussquartal davon ebenso profitieren wie vom gesunkenen Ölpreis. Bei diesem Gesamtbild bleibt die Fed auf Kurs, Mitte 2015 die Leitzinswende einzuleiten.
Zinsen und Anleihen
Trotz der Politik des billigen Geldes der Europäischen Zentralbank, geht die Inflation auch in Deutschland weiter zurück. Im Oktober waren die deutschen Verbraucherpreise sogar um 0,3% rückläufig gegenüber dem Vormonat. Gegenüber dem Vorjahr beläuft sich damit der Preisanstieg nur noch auf 0,7%. Heute werden die entsprechenden Monatsdaten auch für den Euroraum insgesamt geliefert. Im Euroraum liegt die Inflation sogar nur noch bei 0,3% (September). Die Daten zeigen zweierlei: Zum einen sind die Unternehmen im Euroraum – aber auch in Deutschland – deutlich unter-ausgelastet. Der preisliche Wettbewerb ist hoch. Die geringe Inflation stärkt die Kaufkraft und damit die Konsumnachfrage. Somit ist der Inflationsrückgang eine automatische Anpassung an die geringe Nachfrage – und als solches auch positiv zu bewerten. Zweitens zeigt sich darin, dass die Ausweitung der Geldmenge (z.B. M1: Bargeld und Sichteinlagen) keine direkte Wirkung auf das Preisniveau hat. Früher mag es diesen Zusammenhang gegeben haben. Heute verpufft die Wirkung: Steigt die Geldmenge um 6%, dann sinkt zugleich die Umlaufgeschwindigkeit um 6% und die Nachfragewirkung ist Null. Die Kurse deutscher Staatsanleihen profitierten von den Inflationszahlen deutlich stärker als die US-Treasuries. Auf der anderen Seite des Atlantiks sorgten gute Konjunkturdaten für eine optimistische Stimmung und drückten auf die Treasurykurse (vgl. „Im Blickpunkt“). Heute Nacht schaltete die japanische Notenbank einen Gang hoch: Sie wird ihr Wertpapierkaufprogramm ausweiten.
Aktien
An den europäischen Aktienmärkten herrschte gestern wieder einmal ein Wechselbad der Gefühle. Schlossen sich die Marktteilnehmer zunächst den positiven Vorgaben aus Asien an und ließen sich auch von dem unveränderten Zinsausblick der Fed nicht beeindrucken, so ging es dann aber bis zum Mittag deutlich abwärts. Neben schwächeren Unternehmens-zahlen (z.B. Lufthansa - Gewinnwarnung und Dividendenkürzung, Linde - Gewinnwarnung), den niedrigen Inflationsdaten (Deflationssorgen) und geopolitischen Unwägbarkeiten sorgten auch Aussagen des Chefs der europäischen Bankenaufsicht, der äußerte, dass sich die Banken auch nach dem Stresstest nicht zu sicher fühlen sollten, für Unruhe. Die Schwäche konzentrierte sich dabei auf die südlichen Länder. Hier ging es insbesondere für Banken (Banca Monte dei Paschi di Siena (-8,2%), Alpha Bank (-6,4%)) abwärts. Für die Wende sorgten u.a. die BIP-Zahlen aus den USA. Auf Branchenebene (Stoxx) gab der Grundstoffsektor (-0,9%) am stärksten nach. Tagesgewinner waren Healthcare (+1,5%) und IT (+1,4%), die von guten Quartalsberichten u.a. Novo Nordisk (+6,2%) bzw. Alcatel Lucent (+16%) profitierten. Auch in den USA ging es weiter aufwärts. Die Makrodaten und die laufende Berichtssaison sorgten für Käufe. Während der Nasdaq (+0,4%) von einem schwachen Halbleitersektor gebremst wurde, liegt der Dow Jones nur noch 0,5% unter seinem Allzeithoch auf Schlusskursbasis. Die asiatischen Märkte notieren heute Morgen durch die Bank fest. Im Fokus steht dabei der japanische Markt. Die überraschende weitere Lockerung der Geldpolitik durch die Bank of Japan und erneute Spekulationen über eine Aufstockung des Aktienanteils des staatlichen Pensionsfonds sorgen für ein Kursfeuerwerk.