Commerzbank: Fed zeigt sich vom Schwächeln der globalen Konjunktur wenig beeindruckt
Die Fed hat bei ihrer gestrigen FOMC-Sitzung wie erwartet beschlossen, ihre Anleihekäufe Ende des Monats ganz einzustellen. Sie konzedierte, dass die Unterauslastung des Arbeitsmarktes schrittweise abnehme; die Risiken für Konjunktur und Arbeitsmarkt erachtet sie als nahezu ausgewogen. Bei ihrem Zinsausblick ließ sie es bei der bisherigen Botschaft: Man wolle den Leitzins noch beträchtliche Zeit auf dem aktuellen Niveau belassen. Doch machte sie auch deutlich: Das Timing der Leitzinsanhebung hängt von der weiteren Datenentwicklung ab. Vor allem auch angesichts des soliden Besserungstrends der Arbeitslosenquote bleiben wir bei unserer Erwartung, dass die US-Leitzinswende noch im 2. Quartal 2015 erfolgt.
Zinsen und Anleihen
Bereits im Vorfeld der FOMC-Sitzung (siehe „Im Blickpunkt“) kam – wie sich dann zeigte – berechtigte Skepsis auf, ob die Fed tatsächlich mit der Leitzinsanhebung solange abwarten will, wie es der Markt unter dem Eindruck zuletzt schwächerer globaler Konjunkturdaten eingepreist hat. Die Renditen von Treasuries und Bundesanleihen zogen an. Neue Anregungen von fundamentaler Seite gab es in Form der Quartalserhebung der EZB zum Kreditvergabeverhalten der Banken. Demnach haben die Banken im 3. Quartal ihre Kreditvergabestandards angesichts verbesserter Refinanzierungsmöglichkeiten weiter gelockert, doch sind sie im historischen Vergleich noch immer relativ streng. Dies liegt laut Auskunft der Banken an einer wieder skeptischeren Einschätzung der Konjunkturperspektiven. Für das laufende Quartal rechnen die Banken indes mit einer nochmaligen „Lockerung“ ihrer Vergabestandards. Erfreulich war auch, dass sich die Kreditnachfrage weiter gestärkt hat. Zusätzlich befragte die EZB die Banken nach ihrer Absicht, am „zielgerichteten“ Langfristtender im Dezember zu partizipieren. 47% der Institute planen dies; die Mehrzahl von ihnen will auch, die Mittel zur Kreditvergabe einsetzen. Unter dem Strich entkrampft sich die Lage im Finanzsektor des Euroraums ganz langsam. Doch die Zurückhaltung der Banken bezüglich der Langfristtender weckt Zweifel, ob die EZB mit diesem Instrument ihre Bilanz wie angestrebt ausweiten kann. Die Phantasie auf breitangelegte Staatsanleihekäufe der EZB bleibt daher im Markt.
Aktien
Nach den zum Teil starken Kursgewinnen der vergangenen Tage tendierten die europäischen Börsen im Vorfeld der US-Notenbanksitzung uneinheitlich. Tagesverlierer waren mit deutlichem Abstand die Leitindizes in Spanien und Italien, die um 1,4% bzw. um 1,6% nachgaben. Dagegen legte die Börse in England als Tagesgewinner um 0,8% zu. Neben der Hoffnung auf positive Impulse durch die US-Währungshüter waren es vor allem Quartalsberichte, die zum Teil für größere Kursbewegungen sorgten. In diesem Umfeld gewann der Dax 0,2%. Tagesverlierer im deutschen Leitindex waren Bankaktien. Die Aktie der Deutschen Bank sank nach Bekanntgabe des Quartalsergebnisses um 2,4%. Die Notierung von K+S legte nach positiven Analystenkommentaren um 4,1% zu. Infineon (-1,6%) litt u.a. unter den schwachen Zahlen von STMicroelectronics. In der zweiten Reihe gewann die Aktie von Tui nach Besiegelung der Fusion mit der britischen Tochter Tui Travel rd. 4,4%. Auf europäischer Sektorebene waren v.a. Aktien aus dem Sektor Öl & Gas gefragt, die im Schnitt um 1% zulegten. Bankaktien (-1,5%) notierten am Performanceende. Die Börsen in den USA tendierten nach der Zinsentscheidung der US-Notenbank mit leichten Gewinnmitnahmen. Der Dow Jones-Index büßte um 0,2% ein. Die Aktie von Facebook verlor nach Vorlage von Zahlen 6,1%. Auf Sektorebene (S&P 500) waren v.a. Finanzaktien (+0,2%) gesucht. Die größten Abschläge verzeichneten Rohstoffwerte (-1,3%). Die Börsen in Asien tendierten uneinheitlich. Der Nikkei 225-Index gewann 0,7%; der Yen notierte schwächer.