Commerzbank: Keine Rezession im Euroraum
Die Einkaufsmanagerindizes im Euroraum für Oktober deuten an, dass die Erwartungen an eine Rezession übertrieben erscheinen. Während die Stimmung der Einkaufsmanager im Dienstleistungssektor bei 52,4 Punkten verharrte, stieg sie im Produzierenden Gewerbe um 0,4 auf 50,7 Punkte. Auch wenn dieser Frühindikator andeutet, dass die Wirtschaft im zweiten Halbjahr nicht schrumpfen sollte, ist dies noch kein Anlass zur Euphorie. Während die Stimmung im Verarbeitenden Gewerbe in Deutschland wieder deutlich auf 51,8 Punkte (nach 49,9 Punkten) stieg, sank der Wert in Frankreich weiter auf 47,3 Punkte. Somit bleibt das Land neben Italien das Sorgenkind in Europa und belastet das Wachstum in der Eurozone.
Zinsen und Anleihen
An den Rentenmärkten stiegen gestern die Renditen leicht an, nachdem sich die Wogen des Vortages (Attentat in Ottawa) geglättet hatten und die Risikoscheu gewichen war. Die Konjunkturdaten trugen gleichfalls ihr Scherflein bei. Immerhin zog der PMI-Gesamtindex im Euroraum im Oktober leicht an, beendete damit seine Talfahrt und dämpfte somit die Rezessionssorgen, die wir übrigens für übertrieben halten (siehe auch „Im Blickpunkt“). Dazu kamen die US-Daten: Bei den Erstanträgen zur Arbeitslosenversicherung setzte sich der erfreuliche Abwärtstrend fort. Seit Mitte September lagen sie durchweg unter der als markant geltenden Schwelle von 300.000, das 4-Wochenmittel steht aktuell bei 283.000 und hat sich damit deutlicher als gewöhnlich vom Vierteljahres-durchschnitt entfernt. Auch der Index der Frühindikatoren fiel mit einem Plus von 0,8% bzw. +6,3% J/J (September) sehr günstig aus; seit Sommer ist auch bei diesem Indikator eine zunehmende Dynamik unverkennbar. Dagegen sank der Markit-Einkaufsmanagerindex für das Verarbeitende Gewerbe im Oktober von 57,5 auf 56,2 Punkte; er liegt damit aber noch weit über der Expansionsschwelle von 50 Punkten. Da sich der Arbeitsmarkt dem Vollbeschäftigungsniveau annähert, wird die Fed bei ihrer FOMC-Sitzung am kommenden Mittwoch ihre Anleihekäufe beenden. Der Fokus des Marktes wird sich freilich darauf richten, ob sie angesichts der zuletzt gestiegenen globalen Konjunkturunsicherheiten (Stichwort: Euroraum) in ihrer Pressemitteilung Signale für ein längeres Abwarten bis zum nächsten Normalisierungsschritt, der Leitzinswende, gibt. Die Erwartungen des Marktes, der diese erst Ende 2015 einpreist, dürften freilich enttäuscht werden.
Aktien
An den europäischen Aktienmärkten gab es gestern ein Wechselbad der Gefühle. Nach den eher negativen Performancevorgaben aus den USA und von den asiatischen Märkten ging es auch in Europa anfänglich abwärts. Der schwache Einkaufsmanagerindex (PMI) aus Frankreich schien dabei zunächst die Befürchtungen hinsichtlich der Konjunktur im Euroraum zu bestätigen, bevor dann die klar über den Erwartungen liegenden PMIs aus Deutschland und für den Euroraum den Markt steil anstiegen ließen. Zwar konnten die Gewinne danach zunächst nicht gehalten werden, aber letztendlich sorgten solide Unternehmensberichte aus Europa und eine freundliche Wall Street für deutliche Gewinne. Damit bestätigen die Frühindikatoren unsere Einschätzung, dass die Konjunktursorgen und damit auch der Kursverfall an den Märkten übertrieben waren. Auf Branchenebene (Stoxx) sorgten positive Unternehmensmeldungen dafür, dass die Telekoms (+1,3%, Orange +4,9%) die Gewinner anführten, vor IT (+1,3%, Nokia +3,5%) und Healthcare (+1,1%). Unilever (-2,7%) geben nach schwachen Zahlen nach. Der positive Trend setzte sich angesichts positiver Unternehmens- und Makrozahlen auch an den US-Börsen fort. Erst gegen Handelschluss kamen die Indizes wieder leicht zurück. Zykliker waren am stärksten gefragt. Nachbörslich ging es nach Quartalszahlen für Microsoft um rd. 4% nach oben, während Amazon ein Minus von rd. 11% verzeichnete. In Asien ragt heute Morgen der japanische Markt heraus. Die gute US-Berichtssaison und die europäischen Makrodaten sorgen für eine Wochenperformance von rd. 5%.