Commerzbank: „High Noon“ für 130 Banken am 26. Oktober
Am kommenden Sonntag werden viele (Bank-)Analysten sich die Zeit nehmen, um die gegen 12 Uhr mittags geplanten Ankündigungen der EZB zu verfolgen. Veröffentlicht werden die Ergebnisse aus der Bilanzinspektion und dem darauf aufbauenden Stresstest, in dem die Auswirkungen von schwierigen (wirtschaftlichen) Rahmenbedingungen (Rezession, steigende Arbeitslosigkeit etc.) in zwei Szenarien (Basisszenario und ungünstigeres Szenario) auf die Bilanzen von 130 Banken getestet werden. Diese Überprüfung hält seit geraumer Zeit die Banken in Atem. Bei der Bilanzinspektion werden u.a. Rückstellungen für Kredite und die Bewertung von Sicherheiten überprüft. Ziel ist die einheitliche Erfassung und Bewertung bestimmter Positionen auf der Aktivseite. Daraus folgend kann die per Ende 2013 gemeldete harte Eigenkapitalquote jeder Bank in Abhängigkeit vom Ergebnis durch die EZB adjustiert werden. Sie muss mindestens 8% betragen, damit die Bilanzinspektion als bestanden gilt. Der darauf aufbauende Stresstest gilt als bestanden, wenn im Basisszenario ebenfalls 8% erreicht werden. Im schlechteren Szenario müssen es immerhin noch 5,5% sein. Berücksichtigt werden auch die Kapitalmaßnahmen der Institute im laufenden Jahr. Fällt eine Bank dann trotzdem durch, hat sie je nach Szenario 6 bzw. 9 Monate Zeit, die Eigenkapitalquote zu verbessern. Die EZB aber muss innerhalb von 2 Wochen über die Pläne zur Kapitalstärkung informiert werden. Das ganze Verfahren hat mehrere Ziele. Ab Anfang November übernimmt die EZB die europäische Bankenaufsicht. Der Test bereitet dazu die Grundlage. Für den Banksektor bedeutet der Test mehr Klarheit, Transparenz und Vergleichbarkeit. Investoren dürften höheres Vertrauen in die Bankbilanzen gewinnen. Ein Unsicherheitsfaktor sollte somit genommen werden, der zuletzt im Rahmen der Marktschwäche deutlich unter Druck stehende Banksektor könnte wieder Rückenwind erhalten.
Zinsen und Anleihen
Am US-Bondmarkt und bei Bundesanleihen zogen die Renditen gestern zunächst leicht an. Haupteinfluss war der leichte Rückgang der Risikoaversion, die mit wieder etwas freundlicheren Aktienmärkten einherging. Anders die Tendenz in der Eurolandperipherie: Dort gaben die Renditen von Staatsanleihen nach, begünstigt von der anhaltenden Phantasie auf eine Ausweitung der EZB-Anleihekäufe (sie hat diese Woche wieder mit Käufen hypothekenbesicherter Papiere begonnen) auf Unternehmens- oder gar Staatsanleihen. Das Attentat in Ottawa mit mutmaßlich islamistischem Hintergrund löste indes neue Risikoscheu aus, die skizzierten Tendenzen kehrten sich wieder um. Wichtigstes Konjunkturdatum waren die US-Verbraucher-preise. Diese stiegen im September um 0,1% M/M bzw. 1,7% J/J (nach -0,2% M/M und +1,7% J/J) und damit einen Hauch stärker als erwartet. Preisdämpfend wirkten vor allem die Kraftstoffkosten, die um 0,7% M/M zurückgingen. Und deren Rückgang hat sich im laufenden Monat angesichts des Einbruchs des Ölpreises noch beschleunigt. Insoweit ist zu er-warten, dass die nächsten Inflationsraten (auch die Jahresrate) noch niedrigerer ausfallen. Dies ist Wasser auf die Mühlen der FOMC-Mitglieder, die für ein längeres geldpolitisches Abwarten votieren. Doch ist es kein Schwächezeichen der US-Konjunktur. Vielmehr wird der private Verbrauch vom wie eine „Steuerentlastung“ wirkenden Ölpreisrückgang profitieren. Im Blickpunkt stehen heute die Einkaufsmanagerindizes im Euroraum; der Markt rechnet mit einem weiteren Rückgang.
Aktien
Nach den zum Teil starken Kursgewinnen der vergangenen Tage legten die europäischen Börsen gestern nach freundlichem Beginn zunächst eine kleine Verschnaufpause ein. Gegen Nachmittag kehrte der Mut dann wieder zurück. Per saldo gewannen die europäischen Leitindizes um bis zu 1,2% (Schweiz) an Wert. Für Schub sorgten dabei vor allem positive Vorgaben aus den USA und aus Japan sowie die zuletzt wieder gestiegene Hoffnung auf zusätzliche konjunkturelle Impulse durch die EZB. In diesem Umfeld gewann der Dax rd. 0,6%. Tagesgewinner war die Aktie der Deutschen Börse, die um 3% stieg. Die Notierung von SAP (-1,7%) litt noch einmal unter der jüngsten Gewinnwarnung. Der schwache Ausblick des US-Konkurrenten Cree führte bei Aixtron zu leichten Abschlägen von 0,4%. Auf europäischer Sektorebene waren v.a. Titel aus den Bereichen Pharma (+1,8%) und Finanzdienstleistungen (+1,4%) gefragt. Am Ende der Performancerangliste fanden sich die Sektoren Rohstoffe (-0,9%) und Einzelhandel (-0,1%). An den Börsen in den USA kam es trotz überwiegend solider Quartalsberichte zu Gewinnmitnahmen, die u.a. von dem Attentat in Ottawa sowie vom sinkenden Ölpreis ausgelöst wurden. Der Dow Jones-Index verlor 0,9%. Auf Sektorebene (S&P 500) waren v.a. defensive Versorger (+0,6%) gefragt. Die größten Einbußen erlitt der Energiesektor (-1,7%). Die Börsen in Asien tendierten trotz guter Makrodaten aus China überwiegend etwas schwächer. Der Nikkei 225-Index gab um 0,4% nach. Der Schanghai A-Index büßte im späten Handel rd. 0,9% ein.