Commerzbank: Russische Aktien und Rubel weiter unter Druck
Investoren, die sich am russischen Aktienmarkt engagieren, brauchen nach wie vor starke Nerven. Nach dem Krim-Referendum vom 16. März 2014 reagierte die russische Börse erleichtert und legte unter Schwankungen bis zum 24. Juni kräftig zu (RTS-Index +39% seit dem Tief vom 14. März); auch die russische Währung erholte sich zeitweise von ihrem Rekordtief. Der Absturz eines malaysischen Passagierflugzeuges und weitere schwere Kämpfe zwischen den Separatisten und dem ukrainischen Militär führten dann ab Mitte Juli 2014 wieder zu verstärktem Kursdruck auf den Aktienmarkt. Die Vereinbarung über eine (mögliche) Waffenruhe sorgte nur kurz für eine Rally. Der RTS-Index notierte gestern nur knapp über dem Jahrestief vom 14. März (1.016 Punkte). Ggü. dem Euro wertete der Rubel seit Jahresbeginn um fast 14% ab. Russland kämpft derzeit mit vielen Problemen. Die Wirtschaft schwächelt; in 2014 dürfte das BIP nur um 0,3% ggü. dem Vorjahr steigen. Eine abermalige Ausweitung der Sanktionen des Westens gegen Russland könnte die Wirtschaft sogar in die Rezession stürzen. Zudem sinkt der für Russland wichtige Ölpreis recht stark. Überdies steigt die Inflation (September: +8% (J/J), ein Dreijahreshoch). Aufgrund des Einfuhrstopps für eine Reihe von westlichen Agrar- und Nahrungsgütern steigen vor allem die Preise für Nahrungsmittel. Durch die kräftige Abwertung des Rubel (-14% ggü. dem Euro seit Anfang 2014) verteuern sich auch viele Importe. Wenig verwunderlich sanken die Gütereinfuhren von Januar bis September 2014 um rd. 6% (J/J). Mittlerweile dürfte jedoch ein Großteil der negativen Faktoren in den stark vergünstigten Aktienkursen eingepreist sein. Mit einem KGV von 4,3 auf Basis des für 2015 geschätzten Wachstums der Unternehmensgewinne von 3% ist der MSCI Russland-Index sehr günstig bewertet. Aufgrund der Vielzahl der Probleme empfehlen wir aber weiterhin nur eine neutrale Gewichtung des russischen Aktienmarktes.
Zinsen und Anleihen
Nachdem der Abwärtstrend der Renditen am Anleihemarkt Ende letzter Woche zum Halten kam und die Renditen wieder leicht stiegen, kennen die Anleihekurse in dieser Woche bislang keine klare Richtung. Zwar scheint sich die Meinung am Markt durchgesetzt zu haben, dass der Renditerückgang letzte Woche zu weit ging. Insbesondere in den USA deckt sich nach unserer Ansicht das Renditeniveau immer weniger mit der robusten Konjunkturerholung. Die schwache Auslastung im Euroraum lässt dagegen weitere Maßnahmen der Europäischen Zentralbank (EZB) erwarten. Nach einer Reutersmeldung schossen gestern Spekulationen ins Kraut, dass die EZB über Käufe von Unternehmensanleihen nachdenkt. Wir sehen zwar grundsätzlich Raum für zusätzliche geldpolitische Impulse, doch der Kauf von Unternehmensanleihen wäre ein schwerer Markteingriff. In Japan hatte die Dekade niedriger Zinsen zur Folge, dass eine schöpferische Zerstörung – im Sinne von Josef Schumpeter – unterbunden wurde und unproduktive ökonomische Strukturen sich verhärteten. Einen verzerrenden Eingriff der EZB mit dem Ziel die Zinsen von Unternehmensanleihen zu senken, halten wir daher für abwegig. Morgen liefern die Stimmungsindikatoren eine Indikation für den weiteren Kurs der europäischen Zentralbank. Etwas besser als erwartet waren in den USA im September die Verkäufe bestehender Immobilien. Die Delle am Immobilienmarkt im Frühjahr scheint zunehmend überwunden. Erfreulich fielen heute Morgen die japanischen Außenhandelsdaten aus: Die Exporte legten im September kräftig um fast 12% – nicht saisonbereinigt – zu. Impulse kamen vor allem aus Asien. Die Schwächephase der Exportwirtschaft im Frühjahr ist offenbar überwunden.
Aktien
Während selbst vergleichsweise robuste Makrodaten aus China am frühen Morgen nicht verhindern konnten, dass die asiatischen Indizes weiter deutlich negativ notierten, drehte das Sentiment im europäischen Handel deutlich. Starke Quartalsberichte aus den USA und vor allem Hoffnungen auf eine weitere Unterstützung durch die Notenbanken sorgten für den plötzlichen Stimmungswechsel. Nachdem die EZB am Vortag mit dem Kauf von Covered Bonds begonnen hatte, spekulierten verschiedene Medien über den künftigen Ankauf von Unternehmensanleihen. Sowohl im deutschen Leitindex Dax 30 als auch im EUROSTOXX 50 standen mit Commerzbank (+4,8%) und Intesa Sanpaolo (+4,6%) Banken an der Spitze der Kursliste. Finanzinstitute (+3,3%) waren dann auch zusammen mit Grundstoffen (+3,4%) die mit Abstand stärksten europäischen Branchen. Dagegen blieben defensive Sektoren wie Pharma (+1,3%) und Versorger (+1,7%) etwas zurück. An der Wall Street konnte sich die bereits am Vortag bewiesene positive Stimmung weiter ausweiten. Hier sorgten vor allem die gut aufgenommenen Gewinnvorlagen von Apple und Texas Instruments für weiteren Auftrieb. Allerdings gab es hier mit den Quartalszahlen von Coca Cola (-6%) und Mc Donald’s (-0,6%) ebenso wie IBM (-3,5%) vom Vortag auch herbe Enttäuschungen. Ebenso wie in Europa entwickelten sich alle Branchen positiv, meist deutlich über 2%. Lediglich Nahrungsmittel und Versorger (je +0,4%) hinkten da hinter-her. Auch die asiatischen Börsen können heute Morgen in der Breite fester tendieren. Die europäischen Märkte werden mit diesen Vorgaben ebenfalls stärker eröffnen.