Raiffeisen: Goldman Sachs, Google, Nestle und US-Konjunktur im Blickpunkt
Die Kombination aus schwachen US-Konjunkturdaten und einem ohnehin nervösen Umfeld sorgte gestern an den Märkten für heftige Reaktionen. So verfehlten in den USA die Einzelhandelsumsätze sowie der Empire State Index die Markerwartungen, erstere Veröffentlichung dabei jedoch nur leicht. Die Rendite von US-Staatsanleihen (10J) sank in der Folge auf bis zu 1,87 %, beendete den Handel jedoch bei 2,09 % nachdem das am Abend veröffentlichte Beige Book eine nahezu unveränderte Einschätzung der Konjunkturentwicklung signalisierte. Deutsche Staatsanleihen vergleichbarer Laufzeit markierten bei 0,724 % ein Allzeittief. Trotz der schwächer ausgefallenen Datenveröffentlichungen erscheint die Marktreaktion übertrieben. Mit dem Philadelphia Fed Index für den Monat Oktober steht heute abermals ein regionaler US-Stimmungsindikator auf dem Programm, für den der Konsens einen leichten Rückgang erwartet. Bei der US-Industrieproduktion rechnen wir nach dem Durchhänger im August wieder mit einem Plus im Vormonatsvergleich. Am Primärmarkt begaben gestern Griechenland (3M, Emissionsrendite: 1,7 %) und Portugal (3M: 0,11 %; 9M: 0,199 %) Geldmarktpapiere und nahmen damit insgesamt EUR 0,813 Mrd. bzw. EUR 1,0 Mrd. ein. Deutschland stockte eine 2016 fällig werdende Anleihe um EUR 3,29 Mrd. auf. Die Emissionsrendite lag bei etwas schwächerer Nachfrage als zuvor (Bid to cover ratio: 1,7 ggü. 2,3) erwartungsgemäß im negativen Terrain (-0,06 %). Heute beabsichtigen Spanien (2024, 2028) und Frankreich (2017, 2018, 2019 sowie inflationsindexiert 2023, 2027, 2030) Anleihen zu begeben.
Aktienmärkte
Nach den heftigen Kursverlusten in Europa sah es gestern zwischenzeitlich auch an den US-Aktienmärkten ziemlich düster aus, hatten doch unter den Erwartungen ausgefallene Konjunkturdaten den generell bestehenden Konjunktursorgen weitere Nahrung gegeben. Allerdings konnten die wichtigsten US-Indizes gegen Handelsende hin die Verluste ein wenig eindämmen. Überraschend war jedoch, dass insbesondere Rohstofftitel wie auch kleinkapitalisierte Werte (z.B. Russel 2000: +1 %) sich gegen den Trend stellten. Auf Unternehmensebene stehen aktuell ganz klar die Quartalsberichte im Fokus. Bank of America verlor trotz eines besser als erwartet ausgefallenen bereinigten Gewinnes 4,6 %. Nach Handelsende präsentierte Netflix sein Ergebnis, welches im nachbörslichen Handel (-26 %) sehr negativ aufgenommen wurde. Speziell dürften sich die Marktteilnehmer ursprünglich eine bessere Entwicklung bei den Neukunden erhofft haben. Der Handelskonzerns Wal-Mart verlor nach einer gesenkten Umsatzprognose für das laufende Geschäftsjahr rund 3,6 %. Auch heute werden etliche wichtige Konzerne mit ihren Ergebnissen aufwarten. In USA werden wohl jene von Goldman Sachs und Google interessant sein, während in Europa Umsatzzahlen von Nestlé und Roche anstehen. Die wichtigsten Aktienindizes sollten heute Morgen leicht positiv eröffnen.
Credit-Märkte
Gestern hat der High-Yield CDS Index iTraxx X-Over mit einem Anstieg von 31 BP die schwächste Tagesentwicklung (abgesehen vom Roll am 6. Oktober) seit dem 20. März verzeichnet. Neben einer schwachen Aktienmarktentwicklung gelten insbesondere auch die schwach Einzelhandelsumsätze in den USA als Auslöser. Die kanadische CCDJ hat gestern einen Covered-Bond (EUR 1 Mrd., 5J, Aaa/AAA, MS+2 BP) emittiert. S&P hat aufgrund einer geänderten Ratingmethodologie mehrere Covered-Bond Programme aus Spanien hinabgestuft. Laut einem Report von Fitch werden griechische Banken trotz einer verbesserten Kapitalisierung durch Problemkredite belastet, wodurch beim bevorstehenden Stress-Test zusätzlicher Kapitalbedarf offenbart werden könnte.
China
Heute Morgen wurden die Daten zur chinesischen Kreditvergabe im September veröffentlicht. Total Social Financing (TSF), das Maß für das aggregierte Finanzierungsvolumen der Volkswirtschaft, belief sich auf RMB 1,05 Bio. (USD 171 Mrd.) und lag damit nur knapp unter den erwarteten RMB 1,15 Bio. Neue Lokalwährungskredite lagen mit RMB 857,2 Mrd. dagegen etwas über den Erwartungen (RMB 750 Mrd.) und machen somit ca. 81 % des TSF aus. Der Trend zur Eindämmung von Schattenbankgeschäften setzt sich also fort. Das M2-Wachstum betrug 12,9 % p.a. Die chinesischen FX-Reserven verzeichneten gegenüber dem vorherigen Quartal überraschenderweise einen Rückgang von USD 3,99 Bio. auf USD 3,89 Bio., was etwa 2,6 % entspricht. Grund dafür sind geringere Interventionen seitens der Zentralbank und Abflüsse von „Hot Money“. Außerdem wurden heute die ausländischen Direktinvestitionen veröffentlicht. Nach den enttäuschenden -14,0 % im Vormonat konnte im September ein leichtes Plus von 1,9 % p.a. verzeichnet werden. Chinesische Aktien reagierten tendenziell positiv auf die Daten. Die Festlandmärkte notieren derzeit leicht im Plus, der HSCE Index in Hongkong konnte nach einem schwachen Start aufholen und notiert nur noch leicht im Minus.
Zentral- und Osteuropa
- Gestern zeigten sich bei den Währungen der CE-Region kaum Veränderungen. Dem schwachen Aktienmarktumfeld wird immer noch Widerstand geleistet.
- Der Eurobondmarkt und die Lokalwährungsanleihemärkte profitierten von der Rally von US-Treasuries bzw. Bundesanleihen und verzeichneten Renditerückgänge. Wir rechnen mit einem Fortbestand dieses Trends bis zum Ende der Woche.