Commerzbank: Marktteilnehmer rechnen mit späterer US-Leitzinserhöhung
Nachdem die Rendite 10-jähriger US-Treasuries zu Jahresbeginn über die 3%-Marke anstieg, ging sie sukzessive auf 2,30% zurück, den tiefsten Stand seit Mai 2013. Dies ist erstaunlich, da die US-Konjunktur seit dem 2. Quartal überaus robust verläuft. Auch längerlaufende US-Renditen richten sich an den Leitzinserwartungen für die US-Notenbank (Fed) aus. Die Veröffentlichung des Sitzungsprotokolls vom 17. September letzte Woche führte dazu, dass die Zinserhöhungserwartungen in das 4. Quartal 2015 nach hinten verschoben wurden. Dies zeigt sich in den rückläufigen Fed Funds Futures für Juni 2015 (Graphik). Wir rechnen jedoch weiterhin im Juni 2015 mit dem Beginn der Fed-Leitzinserhöhungen.
Zinsen und Anleihen
Zum Wochenschluss befand sich die Stimmung der Anleger auf einem Tiefpunkt. Sichere Rentenpapiere profitierten von dem Stimmungstief und die Rendite 10-jähriger Bundesanleihen näherte sich mit 0,86% dem bisherigen Rekordtief von Ende August. Diese Entwicklung lässt zu sich zumindest teilweise mit den aktuellen Konjunkturdaten erklären, auch wenn sich die Schwäche im August weitgehend durch die Lage der Ferien erklären lässt. Darüber hinaus dürften die Sanktionen gegen Russland ebenso realwirtschaftliche Folgen haben, wie der aktuelle Schwungverlust in den Emerging-Markets. Auch in den USA sind die Renditen der Staatsanleihen trotz der sich nähernden ersten Leitzinserhöhung in den letzten drei Wochen wieder deutlich gesunken. Es scheint gerade so, als ob man in den USA Angst davor hätte, die Medizin der Notenbank künftig nicht mehr zu brauchen. Die Markterwartungen hinsichtlich des Leitzinsniveaus in zwei und drei Jahren liegen aktuell deutlich unter den Projektionen der Fed-Mitglieder. Auch wenn das Tempo der Erholung im vierten Quartal etwas nachlassen dürfte, so rechnen wir weiterhin mit einer ersten Leitzinserhöhung im Juni 2015, da sich die Auslastung der US-Firmen zusehends normalisiert. Auch die Gütermärkte haben auf den allgemeine Stimmungsrückfall reagiert, so ist der Ölpreis (in Euro gemessen) gegenüber dem jüngsten Hoch im Juni derzeit fast 20% niedriger. Von dieser Seite kommt also Entlastung nicht zuletzt auf die Endverbraucher zu. Ablesbar war dies gestern an den Großhandelspreisen – in dem Rückgang um 0,9% gegenüber dem Vorjahr spiegeln sich vor allem die niedrigeren Energie-preise wieder.
Aktien
Der Wochenauftakt beim DAX war unter dem Eindruck der schwachen Vorwochenentwicklung und den Verlusten aus Übersee zunächst weiter negativ. Die Eröffnung lag sogar kurzzeitig unter 8.700 Punkten. Von diesem Tagestiefststand erholte sich der deutsche Leitindex allerdings recht schnell auf über 8.870 Punkte und lag am Ende bei 8.812 Punkten mit 0,27% Plus. Stärkster Titel war die Commerzbank mit +2,01%. Der Wert profitierte von Gerüchten, nach denen die EZB Signale gegeben hätte, dass die Kapitaldecke der Bank ausreichend für den Stresstest sei. Auf der Verliererseite stand Infineon mit über 2% ganz oben. Hier belasteten u.a. negative Meldungen eines US-Konkurrenten. Auch die europäischen Aktienmärkte erholten sich nach den Vorwochenverlusten leicht. Die Ängste um eine weltweite Konjunkturabschwächung konnten zum Wochenstart etwas in den Hintergrund gedrängt werden. Trotzdem blieben die Sorgen, ob die Maßnahmen der EZB ausreichen, am Markt bestehen und sorgten für Unsicherheit. Händler sprachen allgemein von einer technischen Reaktion auf die jüngsten Kursverluste. “Der Abwärtstrend war einfach zu steil“ wird ein Technischer Analyst zitiert. Die US-Märkte haben zum Wochenauftakt zunächst freundlich eröffnet, brachen dann aber in der letzten Handelsstunde kräftig ein. Der Dow Jones schloss auf Tagestief mit 1,35% im Minus. Hier konnte die Angst vor einer globalen Konjunkturabschwächung nicht verdrängt werden. Am Japanischen Aktienmarkt, der zum Wochenauftakt wegen eines Feiertags geschlossen war, fielen die Notierungen am Dienstag ebenfalls über 1,8%. Entsprechend der Vorgaben startet der deutsche Aktienmarkt mit rund 100 Punkten Verlust in den heutigen Tag.