Commerzbank: Deutsche Ausfuhren brechen ein, Forschungsinstitute senken Wachstumsprognosen
Nach den drastischen Rückgängen bei den Auftragseingängen und der Industrieproduktion war ein deutlicher Rückgang bei den deutschen Ausfuhren erwartet worden. Mit einem Rückgang um 5,8% ggü. Vormonat war es im August aber der stärkste Rückgang seit Anfang 2009. Das statistische Bundesamt räumt zwar auch hier ein, dass der starke Rückgang auch auf die späte Lage der Sommerferien zurückzuführen ist. Aber auch die Frühindikatoren weisen auf eine Wachstumsabschwächung hin. So verwundert es nicht, dass sukzessive die Wachstumsprognosen für Deutschland zurück-genommen werden. Gestern senkten die Wirtschaftsforschungsinstitute ihre BIP-Prognose von 1,9% auf nur noch 1,3% für dieses Jahr.
Zinsen und Anleihen
An den Rentenmärkten sanken gestern abermals die Renditen. Ausschlaggebend waren die Konjunktursorgen, die vor allem durch die enttäuschende Entwicklung im Euroraum, zuletzt vor allem auch in Deutschland, immer neue Nahrung erhalten. So auch gestern, als die deutsche Handelsstatistik für den Monat August einen Rückgang der Exporte um 5,8% gegenüber Juli vermeldete. Bei der herrschenden Marktstimmung spielte es keine Rolle, dass im Juli ein Anstieg um 4,8% zu Buche gestanden hatte und das Exportniveau im Mittel beider Monate um 2% über dem des 2. Quartals lag. Vor allem aber wirkte gestern noch das tags zuvor veröffentliche Fed-Protokoll nach. Daraus ging hervor, dass einigen FOMC-Mitgliedern das eingetrübte globale Umfeld Unbehagen bereitet und sie im Zweifelsfalle mit der Leitzinswende noch etwas länger abzuwarten geneigt sind. Dies verlieh auch US-Treasuries kräftigen Rückenwind: 10-jährigen noch mehr als den für geldpolitische Erwartungen gemeinhin sehr sensiblen 2-Jahrestiteln; Die Rendite ersterer erreichte mit 2,31% ein 15-Monatstief. Dabei überging der Markt die über Erwarten günstigen Erstanträge zur Arbeitslosenversicherung, die in der Vorwoche bei 287.000 lagen und deren 4-Wochen und auch Vierteljahresdurchschnitt unter der Schwelle von 300.000 liegt. Die Zweifel am Straffungskurs der Fed verhalfen dem EUR zu einer Erholung, die wir aber nach seinen starken Einbußen der vergangenen Wochen lediglich für eine technische Reaktion halten. Die konjunkturelle und absehbare geldpolitische Divergenz spricht auf Sicht für einen schwächeren EUR gegenüber dem USD.
Aktien
Die europäischen Aktienmärkte haben gestern nach einer Berg- und Talfahrt mehrheitlich schwächer geschlossen. Wieder einmal waren es Sorgen vor einer allzu schnellen Abschwächung der globalen Konjunktur, die belasteten. Bei überdurchschnittlichen Umsätzen fielen die Abgaben aber deutlich moderater aus als noch an den Vortagen. Ausnahme war der Mailänder MIB-Index, der über 1,7% einbüßte. Einzig der Dax (+0,1%) konnte ein kleines Plus über den Tag hinweg retten. Auf Einzelwertebene stand die Aktie von Südzucker (-12%) im Fokus. Der enttäuschende Ausblick des Unternehmens verprellte die Aktionäre. In den USA (S&P 500 mit 2,0% im Minus) dominierten nach den Vortagesgewinnen ebenfalls die Minuszeichen. Diese wurden über den gesamten Handelstag ausgebaut. Bestes Beispiel dafür war die Alcoa-Aktie, die am Vorabend den offiziellen Startschuss für die Q3-Berichtssaison gegeben hatte. Nach gutem Handelsstart stand hier zum Handelsende ein Verlust von 4,2% zu Buche. In Asien setzen sich die Negativtrends heute Morgen weiter fort, die meisten Indizes verlieren mehr als 1,5%. Nach den starken Kursabgaben der letzten Woche empfehlen wir die aktuelle Schwächephase an den Märkten für einen Ausbau von Aktienbeständen zu nutzen. Die Marktstimmung ist mittlerweile auf ein stark pessimistisches Niveau gefallen. Damit liegt die Latte für künftige Positivüberraschungen niedrig. Die aktuelle Abschwächung der weltweiten Konjunktur ist zwar ein Wermutstropfen, wird aber dafür sorgen, dass die Notenbanken entweder länger an ihrer Niedrigzinspolitik festhalten (USA) oder gar noch einmal nachlegen werden (Eurozone, Japan). Auch die gerade anlaufende Berichtssaison sollte nicht nur Schatten sondern auch Licht produzieren.