Commerzbank: Reformhoffnungen in Brasilien nach 1. Wahldurchgang gestärkt
Der Ausgang der 1. Runde der Präsidentschaftswahl in Brasilien war überraschend und aus Sicht der Finanzmärkte erfreulich. Diese hoffen in erster Linie auf eine Abwahl von Präsidentin Rousseff. Dass nun nicht die zunächst mit Abstand stärkste Herausforderin Silva, sondern der erklärt wirtschaftsfreundliche Neves in der Stichwahl gegen Rousseff am 26. Oktober antritt, sorgt umso mehr für marktwirtschaftliche Reformphantasie. Ein Sieg Neves in der Stichwahl ist realistisch, da er wohl auf die Mehrheit der Stimmen von Silva zählen kann. Doch es besteht das Risiko einer Enttäuschung. Bis mögliche Reformen umgesetzt werden und wirken, dürfte es dauern. Mexiko ist hier schon weiter, was sich in relativer Stärke des Peso auszahlt.
Zinsen und Anleihen
Am gestrigen Handelstag pendelten die Kurse von Bundesanleihen und US-Tresuries um das Vortagsniveau. Da der Tag arm an Daten war, verhielten sich die Marktteilnehmer abwartend mit Blick auf das Protokoll der letzten Sitzung der US-Notenbank am Abend. Aus diesem ging hervor, dass sich die Fed um die Weltkonjunktur sorgt, was eine mögliche Verzögerung der Zinswende bedeuten könnte. Für wenig Aufmerksamkeit sorgte die Aussage des EZB-Vizepräsidenten Constancio, dass für das vorgesehene Covered Bond- und ABS-Kaufprogramm ein in Frage kommendes Volumen von zusammen 1 Billion Euro am Markt zur Verfügung stehe. Diese Summe entspricht dem gesamten vorgesehen Programm, welches somit das Marktangebot komplett absorbieren würde. Auch deshalb deutete er an, dass der tatsächliche Umfang geringer sein könnte. Die Wirksamkeit des Programms mit dem Ziel einer Ausweitung der Kreditvergabe der Banken wird ohnehin vielfach angezweifelt. Unter-mauert wird diese Sicht durch eine Studie der Deutschen Bank, die in den Bankbilanzen eine überschüssige Liquidität von 500 bis 1000 Mrd. Euro ausgemacht hat – was keine weitere Liquiditätszufuhr erfordere. Im Gegenteil: Die hohe Liquidität an den Märkten sucht nach Rendite, zudem wird die Einlage bei der EZB durch einen Negativzins bestraft. Die Anreize das Eurozinsumfeld zu verlassen sind hoch, wodurch der Euro weiter belastet würde. Allerdings deuten die europäischen Konjunkturdaten der letzten Tage auf weitere Maßnahmen der EZB hin. Der heute Morgen gemeldete deutsche Export enttäuschte mit -5,8% M/M im August die ohnehin schwachen Erwartungen.
Aktien
Gestern kämpfte der Dax mit der 9000er Marke und verlor am Ende. Bereits am Vormittag hatte er diese Marke gerissen. Die anschließende Zwischenerholung war dann nicht von Dauer. Der Schlussstand von 8995 ist der tiefste Stand seit Oktober letzten Jahres, liegt damit aber noch über den Tagestiefständen. Vor allem der IWF verhagelte die Stimmung. Der Währungsfonds senkte seine Prognose für das weltweite Wachstum bereits zum dritten Mal in diesem Jahr. Die gesenkten Konjunkturaussichten belasteten den Industriegütersektor wenig überraschend am stärksten. Bei den Einzelwerten gab es insbesondere erhebliche Kursabschläge bei SAP wegen eines Einstellungsstopps (-3,9%) und auch die Continental-Aktie war deutlich unter Druck (-4,4%). Eine Analystenhochstufung brachte Fresenius an die Spitze der Gewinnerliste (+3,0%). In der zweiten Reihe profitierte Norma von einem sehr positiv aufgenommenen kleineren Zukauf (+6,1%). Auf europäischer Sektorebene gab es die größten Verluste bei Technologie und Grundstoffen, am besten hielten sich Versicherungen und Konsumartikel, die nahezu unverändert schlossen. Der US-Markt bewegte sich zunächst inspirationslos um das Vortagesniveau. Das Bild änderte sich schlagartig mit dem Bekanntwerden der FED-Protokolle. Die Hoffnung auf zu-nächst ausbleibende Zinserhöhungen verliehen dem Markt einen deutlichen Schub nach oben. Im S&P 500 gab es den größten Tagesgewinn in nahezu einem Jahr. An der Spitze lagen der Gesundheitssektor und die Versorger. Mit überraschend guten Zahlen für Umsatz und Ergebnis bei Alcoa startet die US-Berichtssaison. Der Nikkei konnte die positiven Vorgaben nicht aufnehmen und liegt deutlich im Minus. Der HangSeng notiert auf breiter Basis im Plus, obwohl er die anfänglichen Gewinne nicht halten konnte.