Commerzbank: Schwellenländeraktien im September 2014 mit kräftigem Rückschlag
Die Aktienmärkte der globalen Emerging Markets (EM) konnten ihre Aufwärtsbewegung der vorangegangenen Monate im September nicht fortsetzen. Im Berichtsmonat verzeichneten sie auf US-Dollar-Basis ein Minus von 7,6%. Damit wiesen sie ggü. den etablierten Märkten (-2,9%) eine deutliche Underperformance auf. Trotzdem flossen im Berichtsmonat netto rd. 2,4 Mrd. USD in die Aktienmärkte der EM, der sechste Monat in Folge mit Zuflüssen. Die Nettokapitalabflüsse für die globalen EM-Aktienmärkte haben sich damit seit Jahresbeginn auf nur noch 760 Mio. USD reduziert. Verantwortlich für die schlechte Entwicklung im September zeichneten mehrere Faktoren. An vorderster Front stand die kräftige Aufwertung des USD. Der brasilianische Real büßte im September rd. 7,7% ggü. dem Greenback ein. Auch der Rand, die Lira, der Rubel und der mexikanische Peso werteten ggü. dem US-Dollar um mehr als 5% ab. Die Aufwertung des US-Dollar resultierte v.a. aus den Erwartungen einer baldigen Leitzinserhöhung der US-Notenbank infolge einer sich fortsetzenden Erholung der Konjunktur. Für Gegenwind sorgten auch schwächere Makrodaten (u.a. aus China) sowie die Proteste der Studenten in Hongkong für mehr Demokratie. Der MSCI Hongkong verlor daher im September 7,7%. Auf Sektorenebene erzielte nur der Pharmasektor leichte Gewinne (+1,2%). Alle anderen Branchen verzeichneten Verluste. Die Bereiche Gebrauchsgüter, Energie und Rohstoffe sanken um rd. 10%. Wir bestätigen unsere neutrale Gewichtung für die Aktienmärkte der EM. Neben der schwerpunktmäßig von den etablierten Ländern (v.a. den USA) getragenen Erholung der globalen Konjunktur sprechen vor allem die zum Teil kräftigen Abwertungen für eine sukzessive Erholung der Exporte in manchen Ländern der EM. Die flexible Wechselkurspolitik wirkt somit zeitverzögert tendenziell positiv. Auch die Reformvorhaben (u.a. in Indien) sprechen mittelfristig für ausgewählte EM-Aktienmärkte.
Zinsen und Anleihen
Gestern blieb es ausgesprochen ruhig an den Rentenmärkten. Es fehlte an neuen Impulsen von der Makroseite. Eine Ausnahme war die Industrieproduktion in Deutschland, deren Rückgang mit 4.0% M/M (nach +1,6% M/M) im August deutlich stärker als erwartet ausfiel; dies konnte nach dem starken Rückgang der Auftragseingänge offenbar keinen mehr richtig schockieren. Die Kapitalmärkte sind ohnehin dabei, ein schwächeres Wachstumsszenario, insbesondere für den Euroraum, einzupreisen. Gestern hatte der IWF die Prognose für das Wachstum der Weltwirtschaft für nächstes Jahr von 4,0% (Juli-Prognose) auf jetzt 3,8% gesenkt. Als Grund nannte der IWF geopolitische Spannungen und das Risiko einer Korrektur an den Finanzmärkten, da die Aktienkurse sich einem überhitzten Niveau nähern würden. Gesenkt wurden dabei die Aussichten vor allem für den Euroraum, Brasilien, Russland und Japan. Für den Euroraum wurde das BIP-Wachstum für 2015 von 1,5 auf 1,3% gesenkt. Wir rechnen aber mit einem deutlich schwächeren Wachstum. Der IWF begrüßt die Maßnahmen der EZB und sieht sie in der Pflicht mehr zu tun, einschließlich Staatsanleihen zu kaufen, falls die Inflationserwartungen weiter zurückgehen. Gestützt wird die Weltwirtschaft laut IWF dagegen von den USA, für die ein reales BIP-Wachstum von 2,2% für dieses und von 3,1% für nächstes Jahr veranschlagt wird. Dabei sieht der IWF die Gefahr, dass die US-Zinsen schneller steigen könnten als gedacht. Gestern sagte Fed-Notenbanker Dudley aber, dass es noch zu früh sei, um mit Zinsanhebungen zu beginnen, Mitte 2015 sei dafür vernünftig. Auch heute stehen nur wenige Makrodaten auf der Agenda. Im Mittelpunkt steht am Abend die Veröffentlichung des Protokolls der letzten Fed-Sitzung vom 17. September.
Aktien
Der einsetzende Verkaufsdruck am Montagnachmittag setzte sich am Dienstag fort. Die europäischen Börsen gerieten unter Druck und verzeichneten zum Handelsende spürbare Abschläge. Die Leitindizes büßten um bis zu 2% (Spanien) ein. Verantwortlich für die Vorsicht vor dem Start der Berichtssaison zeichneten vor allem enttäuschende Makrodaten aus Deutschland (Industrieproduktion) sowie zahlreiche geopolitische Risiken. Der Dax (-1,3%) fiel unter die Marke von 9.100 Punkten und somit auf den tiefsten Stand seit Mitte August. Größter Dax-Verlierer war die Aktie der Deutschen Lufthansa (-5,3%), die neben den erneuten Streiks auch unter den schwachen Konjunkturdaten litt. Auch Bankwerte gerieten stärker unter Druck (Deutsche Bank: -2,3%). Hier gibt es Befürchtungen über evtl. höhere Strafzahlungen im Zusammenhang mit Zinsmanipulationsvorwürfen (Libor). Die Notierungen von Zalando (-2,2%) und Rocket Internet (-6,9%) setzten ihre Talfahrt fort. Auf europäischer Sektorebene notierten alle Bereiche im Minus. Am besten schlugen sich noch Rohstoffwerte, die im Schnitt lediglich um 0,5% nachgaben. Am Ende der Performancerangliste fand sich der Sektor Reise & Freizeit, der um 3,2% einbüßte. Die Börsen in den USA tendierten sehr schwach. Der Dow Jones-Index verlor 1,6%. Auch hier lasteten neben den schwachen Makrodaten aus Europa die Themen Ebola sowie die Krisen in Syrien, im Irak und in der Ukraine auf den Markt. Auf Sektorebene (S&P 500) wurden insbesondere Titel aus dem Bereich Industrie (-2,4%) verkauft. Defensive Sektoren wie Versorger (-0,1%) wiesen die geringsten Abschläge auf. Die Börsen in Asien tendierten aus Sorge vor einer Abschwächung der globalen Konjunktur überwiegend schwächer. Eine Ausnahme bildeten die Festlandbörsen in China (Schanghai A-Index: +0,4%).