Commerzbank: ISM-Index sinkt überraschend stark, bleibt aber auf hohem Niveau
In den USA ist der ISM-Index für das verarbeitende Gewerbe im September von 59,0 auf 56,6 Punkte überraschend stark gesunken. In der Vergangenheit war der Umfrageindex aber selten höher gewesen. Damit befindet er sich historisch gesehen aber weiterhin auf hohem Niveau und weist auf eine weitere Expansion der US-Industrie hin. Im Euroraum haben die Konjunkturdaten die letzten Monate überwiegend enttäuscht. Der Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe ging dort von 54,0 im Januar auf 50,3 Punkte im September zurück. Dagegen überwogen in den USA robuste Daten, weshalb die Wachstumsprognosen für die USA auf festem Fundament stehen.
Zinsen und Anleihen
„Die Stimmung der Unternehmen in den USA hat sich überraschend deutlich eingetrübt. Der ISM-Index fiel von 59,0 auf 56,6 Punkte. Erwartet wurden 58,5 Punkte.“ – Diese Aussage ist zwar richtig, wir würden es aber anders formulieren: „Die US-Konjunktur befindet sich weiter im Aufwind, die Dynamik hat sich – nach starken Zuwächsen im August – im September nur leicht abgeschwächt.“ Die Finanzmärkte nahmen die Ergebnisse der ISM-Umfrage gelassen auf. Recht deutlich war – jedoch schon vor dem ISM – allenfalls die Reaktion bei den Renditen für US-Treasuries mit zweijähriger Laufzeit – sie gingen um 4 Basis-punkte zurück. Die Leitzinserwartungen wurden mithin weiter gesenkt. Dabei liegen die am Markt eingepreisten Leitzinserwartungen vor allem für 2016 und 2017 deutlich – nämlich etwa 100 Basispunkte – unter dem Zins, den die Fed-Mitglieder im Durchschnitt erwarten. Klar – auch Fed-Mitglieder können irren. Aber wir würden derzeit nicht auf fallende US-Renditen wetten. Zumal auch der ADP-Arbeitsmarktbericht einen soliden Beschäftigungszuwachs im September reflektiert. Der amtliche Bericht dürfte ebenfalls einen Zuwachs von etwa 200.000 Stellen anzeigen – und somit einen erneuten Rückgang der Unterbeschäftigung. Unbefriedigend fielen dagegen die Einkaufsmanagerindizes für den Euroraum aus. Zu Teil wurden hier schon vor einer Woche erste Schätzungen veröffentlicht. Die gestern veröffentlichten finalen Ergebnisse und Länderdetails, zeigen weiter eine anämische Erholung im Euroraum. Statt 0,9% Wachstum erwarten wir nun nur noch ein Plus von 0,8% für 2015. Auch das ABS-Kaufprogramm der EZB, das sie heute konkretisieren dürfte, wird kaum Wachstumsimpulse liefern.
Aktien
Die europäischen Aktienmärkte konnten gestern ihre anfänglichen Kursgewinne nicht halten. Letztendlich mussten sie schwachen Konjunkturdaten aus Europa und auch den USA Tribut zollen. Einmal mehr zeigten die konjunkturellen Frühindikatoren für den Euroraum nach unten, so dass die Unsicherheit über die Wirtschaftsentwicklung für weitere Abgaben am Aktienmarkt sorgte. Der schwachen Marktentwicklung konnte sich auch die Aktie von Zalando, die gestern ihre Erstnotiz hatte, nicht entziehen. Nach einem deutlichen Kursgewinn zum Start (+12%) schloss die Aktie nach schnell einsetzenden Gewinnmitnahmen genau auf dem Ausgabekurs. Des Weiteren fielen u.a. Adidas (+1%, Ankündigung eines Aktienrückkaufprogramms), Lufthansa (-2,7%, Pilotenstreik und Sorgen über mögliche Flugbeschränkungen nach dem Auftreten eines Falls von Ebola in den USA) und Südzucker (-6,3%, Analystenherabstufungen wegen Zuckerpreisverfall) auf. Auf Branchenebene (Stoxx) ging es für Chemie und Öl-werte (-1,5%) und den Einzelhandelssektor (-2%) besonders stark nach unten. Bei letzterem drückte die britische Sainsbury (-6,2%) nach schwachen Zahlen auf die Stimmung. In den USA zeigte sich gestern, dass die Investoren zunehmend nervös werden und eher nach Anlässen für Gewinnmitnahmen suchen. So wurden die guten Arbeitsmarktdaten des privaten Dienstleisters ADP als Zeichen für eine schnellere Leitzinsanhebung gesehen und die danach kommenden schwachen Konjunkturdaten als das was sie waren, schwach. Entsprechend beschleunigte sich der Abwärtstrend am Nachmittag. Gewinnmitnahmen gab es auch beim Dollar, so dass der feste Yen dafür sorgte, dass die Kursverluste in Tokio heute Morgen besonders hoch ausfielen. Die Märkte in China und Hongkong sind feiertagsbedingt geschlossen.