Commerzbank: Kräftiger Rückgang bei den US-Auftragseingängen, aber…
Die Auftragseingänge für langlebige Güter in den USA waren im August erwartungsgemäß deutlich rückläufig. Der Rückgang um 18,2% zum Vormonat spiegelt die Korrektur der Überzeichnung durch beträchtliche Flugzeugbestellungen im Juli wider. Diese waren im Anschluss an eine Flugzeugmesse bei Boeing eingegangen und verzerrten die Daten. Ohne die Flugzeugbestellungen sanken die Aufträge im Juli um revidiert 0,2% (zuvor gemeldet -0,5%). Im August stiegen diese Aufträge über Erwarten um 0,6% an. Dies deutet auf anziehende Investitionen hin, was verbunden mit dem anhaltenden Jobaufbau in den USA für eine solide Expansion im zweiten Halbjahr spricht. Die Diskussion um den Zeitpunkt eines Zinsschritts der Fed wird dadurch weiter angeheizt.
Zinsen und Anleihen
Gestern gab es Arbeitsmarkt- und Auftragseingangsdaten aus den USA sowie Zahlen zur Geldmenge und Kreditvergabe aus dem Euroraum. Die Zahl der Arbeitslosenanmeldungen in den USA stieg im Monatsvergleich um 12.000 auf 293.000, sank im aussagekräftigeren Vierwochendurchschnitt aber leicht um 1250 auf 298.500. Die Auftragseingänge sanken um 18,2% M/M und korrigierten damit den enorm starken Anstieg vom Vormonat (siehe „Im Blickpunkt“). Die von der EZB vermeldete Geldmenge M3 stieg im August zwar weiterhin schwach mit nur 2,0% J/J; ihre Expansion gewann jedoch etwas an Dynamik im Vergleich zu den Vormonaten und setzte damit den Erholungstrend fort. Die Kreditvergabe sank um 1,8% J/J und somit weniger stark als noch in den Vormonaten. Die EZB erhofft sich hier besonders, durch den Kauf von ABS-Papieren die Kreditvergabebereitschaft der Banken zu stärken. Der Euro notierte gestern mit zeitweise knapp unter 1,27 US-Dollar auf dem tiefsten Stand seit rund zwei Jahren. Seit dem Jahreshoch im Mai hat er sich somit um fast 10% abgewertet. Die unklare Lage an den Krisenherden in der Ukraine und im Nahen Osten, wo die USA nun auch Ölfelder bombardierten, sorgte gestern dafür, dass die Renditen amerikanischer Treasuries und auch von Bundesanleihen sanken. Das erhöhte Sicherheitsdenken führte dazu, dass die Rendite 10-jähriger Bundesanleihen auf 0,97% fiel. Interessant wird heute sein, ob sich die Erholung des US-Verbrauchervertrauens weiter fortsetzt; die Verbesserungen am Arbeitsmarkt sprechen jedenfalls dafür.
Aktien
Die europäischen Aktienmärkte schlossen nach zwischenzeitlichen soliden Kursgewinnen deutlich im Minus. Die Kehrt-wende in der Stimmung der Börsianer zeigt dabei deutlich, wie sprunghaft die Marktteilnehmer derzeit reagieren. Dabei spielen die Notenbanken eine entscheidende Rolle. Das Spannungsfeld zwischen einer noch expansiver werdenden europäischen Zentralbank und den im Gegensatz dazu restriktiver werdenden Notenbanken in den USA und Großbritannien scheint auch gestern ein entscheidender Faktor am Markt gewesen zu sein. So erklärte der britische Notenbankchef Mark Carney gestern, dass die Zinswende in Großbritannien „näher rückt“. Aber nicht nur er verdarb die „EZB-Partystimmung“, schwache US-Makrodaten kamen belastend hinzu. Zyklische Sektoren wie Grundstoffe (-2%) und Chemiewerte (-1,9%) führten die Verlierer an. Bei letzteren geriet u.a. BASF (-3,7%) nach negativen Analystenkommentaren unter Druck. Vom negativen Trend abkoppeln konnten sich dagegen Aixtron (+15%), die von einem Großauftrag aus China profitierten. Die US-Börsen starteten ebenfalls mit einem steilen Abwärtstrend und verharrten dann ab dem Nachmittag auf dem niedrigen Niveau. Es fehlten klar zuzuordnende Katalysatoren für den Kursrutsch, so dass es letztendlich wohl ein diffuser Mix u.a. aus Konjunktur- und Zinssorgen war, der für Gewinnmitnahmen sorgten. Dazu kamen Gerüchte über eine große Verkaufsorder und darüber, dass Russland Auslandsvermögen beschlagnahmen könnte. Der IT-Sektor (-2,3%) führte die Verlierer an. Hier stand insbesondere Apple (-3,8%, technische Probleme beim neuen iPhone) im Fokus. Die asiatischen Märkte verzeichnen heute Morgen ebenfalls Verluste. Allerdings fallen diese überwiegend recht moderat aus. Zahlreiche Dividendenabschläge lassen den Topix (-1,1%) etwas stärker verlieren.