Ultrasonic: Jetzt redet der CFO – Exklusivinterview mit Clifford Chan
Die Nachricht ist am Markt wie eine Bombe eingeschlagen. Zwei Vorstände von Ultrasonic sowie große Geldmengen sind von der Bildfläche verschwunden. Viele Fragen bleiben zunächst offen, eine ganz schnelle Lösung ist nicht in Sicht. Im Gespräch mit der Redaktion von www.4investors.de macht Clifford Chan, der Finanzvorstand von Ultrasonic deutlich, wie er die Lage einschätzt und welches seine nächsten Schritte sind. Eines ist dabei klar: Die Zukunft der Gesellschaft ist stark gefährdet.
www.4investors.de: Haben Sie Kontakt zu den vermissten Vorstandsmitgliedern von Ultrasonic? Wissen Sie, wo sich die beiden Vorstände derzeit befinden?
Clifford Chan: Ich haben keinen Kontakt zu Herrn Qingyong Wu oder zu Herrn Minghong Wu und ich habe auch keine Informationen, wo sich die beiden befinden.
www.4investors.de: Ist die Polizei in die Suche involviert?
Clifford Chan: Der Aufsichtsrat beabsichtigt, die Polizei in China sowie in Hong Kong und auch in Deutschland zu involvieren. Er bereitet derzeit die entsprechenden Schritte vor.
www.4investors.de: Sind die Vorstände möglicherweise Opfer eines Verbrechens geworden oder haben sie ihre Wohnungen freiwillig verlassen? Werden auch andere Familienmitglieder vermisst?
Clifford Chan: Alles deutet darauf hin, dass beide ihre Wohnungen zusammen mit anderen Familienmitgliedern freiwillig verlassen haben.
www.4investors.de: In deutschen Medien wird spekuliert, dass die fehlende Summe sich auf bis zu 100 Millionen Euro belaufen könnte. Können Sie diese Zahlen bestätigen?
Clifford Chan: Wie in den letzten beiden ad-hoc-Meldungen berichtet wurde, ist das meiste Geld, sowohl aus den Cashbeständen als auch aus den Kreditfazilitäten, offenbar verschwunden. Derzeit versuchen wir noch immer, ein genaues Bild der Lage zu bekommen. Dies ist schwierig, da in China nur die entsprechend Verantwortlichen solche Informationen von den Banken erhalten können. Nach dem Verschwinden von Vorstandschef Qingyong Wu müssen wir zuerst einen neuen legalen Repräsentanten installieren. Das ist unser vordringliches Ziel und wir sind derzeit mit den verantwortlichen Behörden in Kontakt, um dies möglichst rasch zu erreichen.
www.4investors.de: Hatten einzig der CEO und der COO die Möglichkeit und die Macht, solche Summen von den Konten Ultrasonics zu transferieren?
Clifford Chan: Es ist sehr unwahrscheinlich, dass die beiden Vorstände solche Summen von den Konten der Gesellschaft ohne die Hilfe anderer transferiert haben. Wir sind daher überzeugt, dass in irgendeiner Form dabei auch Korruption eine Rolle spielt. Sobald der neue legale Repräsentant im Amt ist, werden wir die Behörde darüber informieren, damit unser Verdacht weiterverfolgt werden kann.
www.4investors.de: In ihrer ersten ad-hoc-Meldung haben Sie berichtet, dass das Geld transferiert wurde und sich nicht mehr im Einflussbereich von Ultrasonic befindet. Wissen Sie denn, wo das Geld jetzt ist.
Clifford Chan: Aus dem Grund, aus dem wir nicht wissen, wie viel Geld genau verschwunden ist, können wir derzeit auch nicht sagen, wohin das Geld überwiesen wurde.
www.4investors.de: Wie lange kann das Unternehmen ohne das fehlende Geld überleben?
Clifford Chan: Wir benötigen zuerst genauere Informationen über die aktuelle Situation. So müssen wir Klarheit erlangen, welche Zahlungen an Lieferanten und an Angestellte derzeit ausstehen, wie viel Geld auf den Konten verblieben ist etc. Erst dann können wir diese Frage gewissenhaft beantworten.
www.4investors.de: Welche Reaktion hat es von den Banken gegeben?
Clifford Chan: Wie wir gestern mitgeteilt haben, hat die Cathay United Bank die Kreditfazilität, die wir mit Nomura International (Hong Kong) im August abgeschlossen haben, zum 17. September einschließlich Zinsen fällig gestellt. Allerdings haben die Kreditgeber gleichzeitig deutlich gemacht, dass sie weiteren Verhandlungen zustimmen, um eine machbare Lösung zu finden.
www.4investors.de: Wie hoch sind die Chancen, dass Ultrasonic Insolvenz anmelden muss?
Clifford Chan: Wie wir schon gemeldet haben, drohen derartige Insolvenzszenarien. Derzeit ist noch genug Geld in der AG vorhanden, um die notwendigen Zahlungen zu leisten. Aber alles weitere hängt von den kommenden Verhandlungen mit den Kreditgebern ab.
www.4investors.de: Wie haben die Arbeiter und Angestellten ihre Produktionsstätten auf die Nachrichten reagiert? Läuft das operative Geschäft normal?
Clifford Chan: Sie können sich vorstellen, dass dies ein großer Schock für alle war. Ohne den neuen legalen Repräsentanten und ausreichende Finanzmittel ist die Fortführung des operativen Geschäfts stark gefährdet.