Commerzbank: US-Leitzins bleibt weiter auf tiefem Niveau
Die US-Notenbank (Fed) hält an ihrer lockeren Geldpolitik fest, das gab sie nach der zweitägigen Sitzung in ihrem Statement bekannt. An ihrer Forward Guidance (in die Zukunft gerichteter Hinweis), dass der Leitzins für einen beträchtlichen Zeitraum auf seinem historischen Tief von 0% bis 0,25% verharren soll, hat sie überraschend festgehalten. Viele Marktteilnehmer hatten damit gerechnet, dass die Notenbank den Satz abändern oder sogar streichen dürfte. Umso mehr hatte man damit gerechnet, als die Fed nun wie geplant das „Quantitative Easing“ im Herbst beenden wird. Sie wird ihre Anleihekäufe im Oktober um weitere 10 Mrd. USD auf 15 Mrd. USD reduzieren, um sie dann im November ganz einzustellen. Fällige Anleihen sollen aber in der Notenbankbilanz bleiben und wieder angelegt werden; Wertpapierverkäufe schließt die Fed zunächst noch aus. Die Forward Guidance kassierte Fed-Chefin Janet Yellen auf der anschließenden Pressekonferenz mehr oder weniger wieder ein. Sie machte deutlich, dass der Zeitraum bis zu Beginn der Zinserhöhungen stark von den Konjunkturdaten abhängt. Bisher ging man von einem Zeitraum von rund 6 Monaten aus. Dies beruhte auf einer Aussage Yellens auf einer Pressekonferenz im Frühjahr. Einen solchen Automatismus erteilte die Notenbankchefin aber eine klare Absage. Außerdem haben die Fed-Politiker ihre Einschätzungen für den künftigen Leitzins geändert. Für Ende 2015 halten die Notenbanker einen höheren Leitzins als bisher für angemessen. Die meisten Fed-Mitglieder rechnen bis Ende 2015 mit Leitzinserhöhung von 100 bis 125 Bp. Sollten die Konjunkturdaten fester als erwartet kommen, dürften die Marktteilnehmer ihre Zinserwartungen korrigieren. Bisher gehen sie davon aus, dass die Fed erst Mitte 2015 mit Zinserhöhungen beginnt.
Zinsen und Anleihen
In den USA rückt mit dem Rückgang der Arbeitslosigkeit auch die erste Zinserhöhung näher. Die US-Notenbank hält zwar an dem Passus, dass die Leitzinsen für einen „beträchtlichen Zeitraum niedrig bleiben“, fest (vgl. „Im Blickpunkt“). Zugleich erwarten die FOMC Mitglieder nun für Ende 2015 ein höheres Leitzinsniveau als bislang. Gemessen an der Entwicklung der Verbraucherpreise kann sich die Fed entspannt zurücklehnen, denn im August gingen die Preise sogar um 0,2% zurück. Vor allem Energie wurde günstiger. Ohne Energie stagnierten die Preise zum Vormonat. Auch die Jahresraten liefern keinen Grund zur Sorge. Dennoch sehen wir die Gefahr, dass die US-Notenbank wie im letzten Zyklus zu spät die Zinsen erhöht – auch damals lag die Inflation noch bis 2006 allenfalls leicht über 2%. Dass sich die Realwirtschaft der USA weiter im Aufschwung befindet, belegt u.a. der NAHB-Index zur Stimmung am Immobilienmarkt: Nach etwas schwächeren Werten im Frühjahr befindet sich der Index seit Juni wieder im Aufwind. In Schottland wird heute über die Unabhängigkeit abgestimmt. Die ökonomischen Vorteile integrierter Wirtschaftsräume sind empirisch gut belegt – entsprechend negativ wären die Folgen einer Separation. Ebenfalls auf der Agenda steht heute die Zuteilung des neuen Langfristtenders der Europäischen Zentralbank. Zusätzliche expansive Maßnahmen zeichneten sich schon mit den schwachen Konjunkturdaten zur Jahreswende ab. Seither befanden sich die Zinsen im Sinkflug und erreichten Ende August ihren Tiefpunkt. Die heutige Liquiditätsspritze ist daher am Markt bereits eingepreist.
Aktien
Die Befürchtung einer früheren Zinswende in den USA hatte den asiatischen Märkten am frühen Morgen noch den neunten Verlusttag in Folge beschert. Die europäischen Börsen hingegen konnten in der Hoffnung auf eine weiterhin lockere Geldpolitik der Fed ihren moderaten Abwärtstrend einbremsen und schlossen in der Breite fester. Einzig der FTSE 100 in London tendierte im Vorfeld des Referendums erneut schwächer. Im Dax 30 konnten die Aktien von adidas (+3,5%) ihren Erholungstrend der letzten Tage weiter fortsetzen, nachdem ein Pressebericht auf den möglichen Einstieg eines Finanzinvestors aufmerksam gemacht hatte. ThyssenKrupp (+1,6%) profitierte von dem optimistischen Ausblick, den US Steel vorgelegt hatte. Im EUROSTOXX 50 konnten bis auf die in den Vortagen outperformenden Nahrungsmittel (-0,6%) alle Branchen zulegen, besonders stark präsentierten sich dabei die Grundstoffe (+2,1%). Stärkster Einzeltitel im Leitindex des Euroraums war der Baukonzern Vinci (+2,3%). Schwach entwickelten sich dagegen die Titel des spanischen Textilhändlers Inditex (-2,1%), die nach Geschäftszahlen für das erste Halbjahr wegen einer schwächer als erwarteten Bruttomarge unter Druck gerieten. An der Wall Street wurde das Ergebnis der FOMC-Sitzung der Fed letztendlich positiv aufgenommen, allerdings konnte der Dow Jones den zwischenzeitlichen Indexanstieg nicht durchhalten und notierte zum Handelsschluss nur mit einem leichten Plus. Stärkster Titel war DuPont (+5,2%) nach einem Medienbericht über eine mögliche Aufspaltung. FedEx (+3,3%) profitierte von einer guten Gewinnvorlage. Die asiatischen Börsen zeigen sich heute Morgen uneinheitlich, wobei der Nikkei deutlicher zulegen kann. Die europäischen Märkte sollten mit diesen Vorgaben etwas fester eröffnen. Im Tagesverlauf stehen vor allem US-Makrodaten im Fokus.