PNE Wind: „Wir bestätigen unsere Prognose ausdrücklich – mit positivem Ausblick“
War der jüngste Kurssturz bei der Aktie von PNE Wind eine überzogene Reaktion der Börse auf die Kapitalerhöhungspläne des Windenergie-Konzerns? Man will mit dem frischen Geld in das neue Geschäftsfeld Yieldco einsteigen. Wir haben bei PNE-Chef Martin Billhardt nachgefragt: Der Manager rechnet damit, dass die Yieldco „ein erhebliches Umsatz- und Ertragspotenzial“ für PNE Wind darstellt. Eine Erhöhung der Prognosen könnte möglich sein. Mehr als die Hälfte des für die Yieldco geplanten Volumens an Windparkleistung ist bereits genehmigt und kann gebaut werden. Und dann ist da noch der mögliche Aufstieg der Norddeutschen in den TecDAX...
www.4investors.de: Das Konzept einer „Yieldco“ ist in Deutschland noch nicht sehr bekannt. Was konkret macht eine solche Gesellschaft und ist das Geschäftsmodell vergleichbar zum Beispiel mit dem Modell von Capital Stage?
Billhardt: Yieldcos sind in der Tat eine relativ neue, aber dafür nicht minder erfolgreiche Entwicklung am Markt. Insbesondere im angelsächsischen Raum sind schon mehrere dieser Yieldcos an der Börse und liefern für die Investoren verlässliche Renditen. Jede Yieldco verwaltet und betreibt ein größeres Portfolio an Projekten der Erneuerbaren Energien und profitiert von den zumeist staatlich gesicherten und über mehrere Jahre gesicherten Cashflows. Diese werden in Form von Dividenden häufig vierteljährlich an die Anteilseigner ausgeschüttet. Aufgrund der Diversifizierung der Portfolios und den verlässlichen Renditen ist dieses Modell unter anderem auch für Pensions- oder Infrastrukturfonds interessant. Capital Stage verfolgt ein ähnliches Modell, hat nach unserer Kenntnis aber keine eigene Projektentwicklung.
www.4investors.de: Mit welchen Renditen können Investoren bei einer solchen Yieldco rechnen, die sich auf den Windenergie-Sektor konzentriert?
Billhardt: Die Renditen variieren natürlich, abhängig von Größe und Ausgestaltung des jeweiligen Portfolios. Aktuell gelistete Yieldcos wie die britische TRIG oder Green Coats erwirtschaften Dividendenrenditen von über fünf Prozent. Im aktuellen Niedrigzinsumfeld ist dies eine attraktive Anlagemöglichkeit für langfristig orientierte Investoren wie Pensionskassen oder Versicherer.
www.4investors.de: Wann soll „ihre“ Yieldco an den Start gehen und besteht für die neue Tochtergesellschaft schon eine feste Projektpipeline?
Billhardt: Wir als PNE Wind-Gruppe verfügen aktuell alleine in Deutschland über 80 MW bereits genehmigter Windparkprojekte, mit deren Bau kurzfristig begonnen werden kann. Zusätzliche 90 MW befinden sich im Genehmigungsverfahren. Diese sollen zügig realisiert werden, sodass wir bis 2016 ein Portfolio von etwa 150 MW in Betrieb befindlicher Windparks mit belegbaren und stetigen Cashflows in dieser neuen Tochtergesellschaft bündeln können.
Billhardt: „Fokus liegt auf Windkraft-Projekten in Deutschland“
www.4investors.de: Werden sie für die Yieldco ausschließlich eigene Projekte aus dem PNE-Konzern nutzen, oder auch Projekte anderer Windparkentwickler zukaufen?
Billhardt: Wir greifen ausschließlich auf von uns in den vergangenen Jahren entwickelte Projekte zurück. In der Projektierung liegt weiterhin unser Kerngeschäft. Hier haben wir uns eine große Expertise aufgebaut. Auch nach dem vollständigen oder teilweisen Verkauf der Yieldco – den wir bis Ende 2016 anstreben – könnten wir uns vorstellen, weitere von uns entwickelte Projekte an diese oder weitere Yieldcos zu veräußern. Auf einen Zukauf fremder Projekte sind wir aufgrund unserer gut gefüllten Pipeline zunächst nicht angewiesen.
www.4investors.de: Welche regionalen Schwerpunkte wollen sie im Portfolio der Yieldco setzen?
Billhardt: Unser Fokus liegt ganz klar auf Windkraft-Projekten in Deutschland. Zwar wollen wir nicht gänzlich ausschließen, dass auch einzelne Projekte aus dem Ausland in das Portfolio aufgenommen werden, dennoch liegt der Schwerpunkt eindeutig auf unserem Heimatmarkt, der verlässliche Rahmenbedingungen für die Energieeinspeisung bietet. Und das wiederum ist ein wichtiges Investitionskriterium für institutionelle Anleger, die sich für Yieldcos interessieren.
Yieldcos investieren in ein Portfolio von Windparks und profitieren von gesicherten Vergütungen. Das Resultat: Gut kalkulierbare Cashflows und gute Renditen.
Billhardt: Wir wollten für unsere Aktionäre ein attraktives Angebot schaffen und haben den Preis in enger Abstimmung mit unseren Beratern festgesetzt. Dass ein Aktienkurs daraufhin nachgibt, ist keine ungewöhnliche Reaktion. Entscheidend ist jedoch die langfristige Perspektive, die sich aus dieser Transaktion für uns und damit für die Aktionäre eröffnet. Wir haben eine klare Wachstumsstrategie, die wir durch den Einstieg in das Yieldco-Geschäft weiter umsetzen und damit ein erhebliches Umsatz- und Ertragspotenzial erschließen. So werden wir auch in der Zukunft mit aller Kraft daran arbeiten, den Wert der PNE Wind AG im Sinne unserer Aktionäre kontinuierlich zu steigern.
www.4investors.de: Im Rahmen der beiden laufenden Emissionen von Aktien und Wandelanleihen wollen sie Geldanlegern nicht per Bezugsrecht gezeichnete Stücke über ihre Internetseite anbieten. Das ist ein ungewöhnliches Vorgehen bei Privatplatzierungen, die sonst nur mit institutionellen Investoren getätigt werden. Was steckt dahinter und warum haben sie beschlossen, diese Variante zu nutzen?
Billhardt: Schon bei der Unternehmensanleihe im vergangenen Jahr haben wir interessierten Anlegern die Möglichkeit geboten, über unsere Website zu zeichnen – mit großem Erfolg. Normalerweise gehen Privatanleger bei der Verteilung nicht gezeichneter Stücke leer aus. Wir bieten ihnen nach unserem Kenntnisstand erstmals in Deutschland die Möglichkeit, Aktien und Wandelanleihen einfach und bequem über das Internet zu zeichnen – und das zum Bezugspreis von 2,40 Euro, ohne vorab Bezugsrechte über die Börse erwerben zu müssen, jedoch damit auch ohne Garantie, tatsächlich neue Aktien bzw. Wandelanleihen zu erhalten. Wir freuen uns darüber, dass traditionell viele Kleinanleger bei uns investiert sind. Mit dieser Maßnahme möchten wir unsere Wertschätzung dafür zum Ausdruck bringen.
www.4investors.de: Für 2016 ist ein Exit aus der neuen Tochtergesellschaft ins Auge gefasst. Fassen sie für die Zeit danach eine Neuauflage mit einer neuen Yieldco ins Auge?
Billhardt: Der Markt ist noch relativ jung. Dennoch zeigen verschiedene Beispiele aus den USA, dass das Yieldco-Modell ausgebaut werden kann. Vorausgesetzt natürlich, man hat genügend Projekte in der Pipeline, die dann in diese Gesellschaft gehen. Als erfahrener Projektierer haben wir, gerade auch nach der mehrheitlichen Übernahme der WKN AG, viele Projekte in der Entwicklung. Bei vorhandener Nachfrage können wir uns sicherlich vorstellen, diese in die Yieldco zu veräußern.
Windparks sollen von PNE nur für einen begrenzten Zeitraum selbst betrieben werden
www.4investors.de: Welche Auswirkungen haben die Yieldco-Planungen auf mögliche Planungen, die Aktivitäten von PNE Wind in den Bereich des Eigenbetriebs von Windparks auszudehnen?
Billhardt: Unser Fokus liegt ganz klar auf der Projektierungsarbeit. Hier haben wir uns in den vergangenen Jahrzehnten erhebliches Know-how aufgebaut. Dennoch haben wir in der Vergangenheit den selektiven Eigenbetrieb von Windparks nie ausgeschlossen. In der aktuellen Situation werden wir die Parks allerdings nur für einen klar abgegrenzten Zeitraum auf eigene Rechnung betreiben. Wir sichern uns dabei die konstanten Erträge der Parks und zeigen gleichzeitig für Investoren die Potenziale dieser gebündelten Projekte auf. Außerdem minimieren wir die Risiken, denn nur fertiggestellte und in Betrieb befindliche Parks gehen in das Portfolio der Yieldco. Damit steigen wir nicht langfristig in den Eigenbetrieb ein, sondern erweitern unsere Wertschöpfungskette, um den Verkauf von Windparks zu noch attraktiveren Konditionen zu ermöglichen.
www.4investors.de: Hat die neue Tochtergesellschaft Auswirkungen auf ihre Umsatz- und Gewinnplanungen für die Jahre 2014 bis 2016? Zuletzt hatten sie für die drei Jahre kumuliert einen operativen Gewinn zwischen 110 Millionen Euro und 130 Millionen Euro in Aussicht gestellt?
Billhardt: Da wir die angesprochenen Projekte auch ohne das Yieldco-Modell in absehbarer Zeit realisiert oder als Rechte veräußert hätten, sind diese auch in der Prognose berücksichtigt. Inwiefern sich durch den temporären Eigenbetrieb der Parks und die gebündelte Veräußerung zusätzliche Potenziale ergeben, wird sich zeigen, sobald die Projekte vollständig in Betrieb sind. Wir bestätigen unsere Prognose ausdrücklich – mit positivem Ausblick.
www.4investors.de: Durch die anstehenden Finanzmaßnahmen steigen ihre Chancen, in den TecDAX aufgenommen zu werden, da die Marktkapitalisierung zulegt. Werden sie im März diesem Index angehören?
Billhardt: Hierüber entscheidet natürlich letztlich die Deutsche Börse, denn am Ende sind die Marktkapitalisierung und die Liquidität unserer Aktie maßgeblich. Wir können nur gewissenhaft daran arbeiten, den Wert unseres Unternehmens und damit auch die Attraktivität bei Investoren weiter zu steigern. Hierfür wollen wir mit den Kapitalmaßnahmen und der Ausweitung unseres Geschäftsmodells entscheidende Weichen stellen. Insofern würden wir uns natürlich freuen, wenn diese Entwicklung durch eine Aufnahme in den TecDAX gewürdigt wird.