Raiffeisen: Alibaba, Schottland-Referendum, Ukraine-Krise und Konjunkturdaten im Blickpunkt
Nachdem am Freitag stärkere US-Daten die Renditen (weiter) ansteigen ließen (sowohl Einzelhandelsumsätze als auch Konsumentenvertrauen waren wie prognostiziert stärker als vom Konsensus erwartet), handelt der US-Treasury heute Morgen praktisch unverändert gegenüber Freitagsschluss. Die Sorge vor einer Andeutung früherer Zinsanhebungen durch die Fed am Mittwoch dürfte aber auch heute (trotz schwächerer Wirtschaftsdaten aus China) auf dem Anleihenmarkt lasten. Datenseitig werden heute in den USA Empire State Index und Industrieproduktion veröffentlicht. Spannender wird es im weiteren Wochenverlauf mit der Fed-Zinssitzung am Mittwoch (Abend) und der Abstimmung zur schottischen Unabhängigkeit am Donnerstag. Geopolitisch ist die Waffenruhe in der Ostukraine weiterhin brüchig, da aber beide Seiten offiziell weiter an ihr festhalten sind die Finanzmärk te soweit zufrieden. Es besteht zwar die Gefahr, dass Russland heute Gegensanktionen gegen die EU bekanntgibt – wenn sie sich aber auf die bereits in Aussicht gestellten Überflugsverbote und Auto-Importrestriktionen beschränken ist der Effekt zwar für einzeln Unternehmen teuer, für die Eurozone in Summe aber unproblematisch. Am Freitag gab es sogar aus der Eurozone einmal positive Nachrichten: die Industrieproduktion stieg im Juli um 1% p.m., und Griechenlands Rating wurde von S&P um eine Stufe auf B angehoben. Relevante Wirtschaftsdaten aus der Eurozone gibt es diese Woche erst wieder ab morgen (ZEW-Index).
Aktienmärkte
Die US-Aktienmarkte haben sich am Freitag mit Verlusten ins Wochenende verabschiedet. Alle Sektoren des S&P 500 schlossen im Negativbereich. Lichtblicke gab es lediglich im Einzelhandelssektor. Einige Unternehmen profitierten von den guten August-Umsatzzahlen. Feiertagsbedingt bleibt heute der japanische Aktienmarkt geschlossen. Das Hauptaugenmerk der Aktienmärkte wird diese Woche neben der Ukraine-Krise, dem Referendum in Schottland auch auf die Konjunkturdaten sowohl diesals auch jenseits des Atlantiks und deren Einfluss auf die Geldpolitik der wichtigsten Notenbanken liegen. Richtungsweisend wird auch die Fed-Zinssitzung am Mittwoch sein. Von Seiten der Unternehmen stehen keine marktbeeinflussenden Unternehmensdaten zur Veröffentlichung an. Diese Woche startet in den USA mit Alibaba, einem chinesischen Internethandelskonzern, der wahrscheinlich größte Börsengang aller Zeiten. Die Aktie wird zu einem Kurs in einer Bandbreite von USD 60-66 angeboten. Die europäischen Börsen lassen aufgrund erster Futures-Indikationen einen schwächeren Start in die neue Handelswoche erwarten.
Credit-Märkte
An den CDS-Märkten wurden im Wochenverlauf im Gegensatz zu den stabilen Kassamärkten leichte Spreadausweitungen verzeichnet. Die Primärmarktaktivität war mit einem Gesamtvolumen von EUR 38,3 Mrd. relativ hoch. Laut Moody’s ist die High-Yield Ausfallsrate in Europa im August mit 1,8 % unverändert gegenüber dem Vormonat ausgefallen. Für die nächsten zwölf Monate erwartet Moody’s in Europa eine Ausfallsrate im Bereich von 1-2 %. Die Allianz hat eine Perpetual-Anleihe (A2/A+, erster Call in 2024) zu MS+220 BP platziert. Die Hypo NÖ hat eine Covered-Bond (7J, Aaa) Em ission angekündigt.
China
Nach schwachen Kredit-Daten enttäuschten auch die Konjunktur-Daten für August. Die Industrieproduktion verzeichnete ein Plus von nur 6,9 % p.a.(8,8 % p.a. im Vormonat und als Konsensus-Schätzung). Hier spielen der schwache Immobilienmarkt aber auch die von unserer Seite oftmals erwähnte höhere Basis ab August letzten Jahres eine Rolle. Die Daten zeigen dennoch eine deutliche Abkühlung. Einzelhandelsumsätze verzeichneten ein Wachstum von 11,9 % p.a. nach 12,2 % p.a. im Juli und Sachanlageinvestitionen wuchsen um 16,5 % seit Jahresbeginn gegenüber 17,0 % in der Periode Jänner – Juli. Letztere lagen damit auch deutlich unter der Konsensus-Schätzung von 16,9 %. Chinesische Aktien in Hongkong reagierten mit Verlusten. Die Festlandmärkte handeln leicht in Plus. Nachrichten über die baldige Implementierung des Hongkong-Shanghai Stock Connect Programms Mitte Oktober heben hier das Sentiment.
Zentral- und Osteuropa
- Wie erwartet, verlor der russische Rubel angesichts des Inkrafttretens der von der EU und den USA verhängten Sanktionen Ende letzter Woche sowohl gegenüber dem EUR und dem USD weiteres Terrain.
- Da die Renditen von US-Treasuries und Bundesanleihen angesichts wachsender Spekulationen um frühere Zinsanhebungen durch die US-Fed ab dem nächsten Jahr ansteigen, wird sich die Spreadausweitung am CEE-Eurobondmarkt und Lokalwährungsanleihemarkt voraussichtlich fortsetzen.
- Was die Lokalanleihenmärkte betrifft, waren die längeren Laufzeiten derLokalwährungszinskurve stärker betroffen.