Raiffeisen: Apple, Credit Suisse, Russland-Sanktionen und Konjunkturdaten im Blickpunkt
Die gestern aus Frankreich gemeldeten Industrieproduktionszahlen für Juli lagen erfreulicherweise deutlich über den Erwartungen. Zusammen mit den sehr starken Zahlen aus Deutschland zeichnet sich damit für den Euroraum eine spürbare Zunahme der industriellen Erzeugung im laufenden Quartal ab. Heute stehen außer den amerikanischen Erstanträgen auf Arbeitslosenhilfe keine relevanten Daten im Kalender. Ein erneuter Wert von 300 Tsd. wäre ein erster Hinweis darauf, dass der schwache Beschäftigungszuwachs im August nur ein Ausreißer war und der sehr positive Trend am Arbeitsmarkt weiter intakt ist. Angesichts mangelnder Datenveröffentlichungen dürften heute die Geopolitik und die Notenbanken Gesprächsthema Nummer 1 bleiben. Die Ukraine meldete gestern den Abzug von rund zwei Dritteln der auf ihrem Territorium vermuteten russischen Soldaten und wertete dies als Zeichen einer weiteren Entspannung. Unterdessen haben sich die Vertreter der 28 EU-Mitgliedsstaaten noch immer nicht auf die Inkraftsetzung der bereits am Montag beschlossenen zusätzlichen Sanktionen gegen Russland geeinigt. EZB-Direktor Yves Mersch sagte gestern, die geplanten Käufe von ABS und Covered Bonds seien keine quantitative Lockerung. Eine solche sei auch nicht geplant und käme nur in Betracht, wenn die aktuellen Inflationswerte über einen längeren Zeitraum Bestand hätten. US Staatsanleihen bleiben unter Druck. Die Rendite der 10-jährigen Papiere legte auf 2,53 %, das sind 20 BP mehr als noch vor zwei Wochen.
Aktienmärkte
Die wichtigsten US-Aktienindizes zeigten gestern eine leicht freundliche Tendenz. Im Fokus stand insbesondere die Apple-Aktie. Hatte das Unternehmen am Vortag nach der Veröffentlichung neuer Produkte noch tiefer tendiert, konnten die Anteilsscheine gestern einen deutlichen Rebound verzeichnen. Dementsprechend etablierte sich auch der IT-Sektor als stärkster Unterstützungsfaktor für den Gesamtmarkt. Nach oben entwickelte sich auch der japanische Aktienmarkt. Der Nikkei 225 notierte zuletzt rund 0,75 % höher, wobei Titel aus den Sektoren zyklischer Konsum, Telekom und IT die wesentlichen Treiber waren. Heute stehen im Wesentlichen keine wirklich für die Aktienmärkte relevanten Daten zur Veröffentlichung an. Die europäischen Börsen sollten heute nur wenig verändert eröffnen.
Credit-Märkte
Societe Generale hat eine T2 Anleihe (EUR 1 Mrd., 12J, Baa3/BBB+) zu MS+183 BP platziert. Der Covered Bond (EUR 1,5 Mrd., 7J, Aaa/AAA) der Bank of Nova Scotia wurde zu MS+4 BP emittiert. Die EUR Tranche der HSBC AT1 Emission (EUR 1,5 Mrd., 1. Call in 2022, Baa3/BBB) wurde zu einer Rendite von 5,25 % platziert. Das Orderbuch von über EUR 6 Mrd. zeugt von einer weiterhin hohen Nachfrage nach hochverzinslichen Credit-Produkten. Der Medienkonzern Lagardere (kein Rating) hat gestern EUR 500 Mio. (5J) zu MS+150 BP emittiert. Credit Suisse hat mehrere Banken mit der Emission eines Covered Bond (7J, Aaa/AAA) beauftragt.
China
Die heute Morgen veröffentlichten Inflationsdaten fielen etwas gedämpfter aus als erwartet. Die Verbraucherpreise stiegen im August gegenüber dem Vorjahr um 2 % p.a. (Konsensus-Schätzung: 2,2 % p.a.) und die Produzentenpreise fielen um 1,2 % p.a. (Konsensus-Schätzung: 1,1 % p.a.) und verzeichnen somit das 30te Monat in Folge einen Rückgang. Die chinesischen Aktienmärkte am Festland reagierten in Erwartung von nun verstärkter geldpolitischer Unterstützung der Regierung positiv. Wir erwarten allerdings keine geldpolitische Lockerung in großem Ausmaß, da derzeit nicht die Inflation ausschlaggebend ist, sondern die Bemühungen das Kreditwachstum nicht weiter anzukurbeln. Chinesische Aktienin Hongkong zeigen sich auch skeptisch und notieren im Minus.
Zentral- und Osteuropa
- Scheinbar verliert die Debatte um Sanktionen gegen Russland Unterstützung innerhalb der EU, was auf eine weitere Deeskalation und damit etwas Stabilisierung, insbesondere beim Rubel, schließen lässt.
- Inmitten verstärkten negativen Drucks auf den RSD-Wechselkurs wird es heute voraussichtlich zu keiner Wiederaufnahme des Zinssenkungszyklus durch die serbische Nationalbank kommen.
- Der CEE-Eurobondmarkt bleibt aufgrund des mangels guter Nachrichten schwächeren US-T-Marktes unter pessimistischem Druck.
- Gestern verkaufte Polen im September 2021 fällig werdende und mit einem MS+50 BP-Spread bepreiste Eurobonds in Höhe von CHF 500 Mio. (gegenMid-Swaps), was eine Rendite von 1,035% ergibt.