Commerzbank: Deutsche Exporte erstmals über 100 Mrd. Euro – Handelsbilanz erreicht einen Höchstwert
Die Handelsbilanz Deutschlands erreichte im Juli mit einem Überschuss von 23,4 Mrd. Euro einen neuen Höchstwert. Maßgeblichen Anteil hatten die Exporte, die im Vergleich zum Vorjahr um 8,5% stiegen und erstmals knapp über 100 Mrd. Euro lagen. Selbst die Sanktionen im Zuge der Ukraine-Krise konnten das Exportwachstum nicht stark schwächen. Besonders die Exporte in EU-Länder, die nicht zur Eurozone gehören nahmen besonders stark zu. Die Importe sanken hingegen leicht. Ein Grund dürften die dieses Jahr besonders späten Sommerferien sowie wenige Feiertage im Juli sein. Die hohen Exportüberschüsse dürften Kritiker auf den Plan rufen, die den Handelsbilanzüberschuss immer wieder kritisieren.
Zinsen und Anleihen
Am gestrigen Handelstag standen nur wenige makroökonomischen Daten auf dem Veröffentlichungskalender. Diese kamen vornehmlich aus Asien und Europa. So zeigen die endgültigen Zahlen zum japanischen Bruttoinlandsprodukt des zweiten Quartals, dass die japanische Wirtschaft zum Vorquartal um 1,8% etwas stärker geschrumpft ist als erwartet. Das Investorenvertrauen in der Eurozone (Sentix) hat auch im September weiter nachgegeben und liegt -9,8 Punkten. Die geopolitischen Krisen und die schwache wirtschaftliche Entwicklung in Europa drückten auf die Stimmung der Investoren. Im Juli konnte der deutsche Export einen Rekord verbuchen. Die Ausfuhren überstiegen in diesem Monat erstmals die Marke von 100 Milliarden Euro. Der Anstieg zum Vormonat betrug 4,7%. Die Importe hingegen gaben um 1,8% nach (siehe „Im Blickpunkt“). Die bereits in der letzten Woche gemeldeten Auftragseingänge und die Industrieproduktion wiesen ebenfalls starke Anstiege auf, was darauf hindeutet, dass die deutsche Industrie sehr kräftig in das dritte Quartal gestartet ist. Allerdings sollten die Daten im Juli, aufgrund der späten Sommerferien in diesem Jahr, überzeichnet gewesen sein und im August wieder schwächer ausfallen. An den Märkten hatten die Daten hingegen wenig Einfluss. Im Mittelpunkt standen weiterhin die Geldpolitik der EZB und geopolitische Risiken. Zu letzteren gesellte sich am Wochenende eine neue Unsicherheit. Die Befürworter einer Abspaltung Schottlands von Großbritannien hatten in einer Umfrage erstmals eine Mehrheit. Die Abstimmung am 18. September sollte auch die kommenden Tage Gesprächsthema an den Märkten sein. Das britische Pfund verlor in diesem Umfeld. Heute sollte abermals die Geopolitik (neue Sanktionen gegen Russland und mögliche Gegensanktionen sowie die anstehende schottische Abstimmung) im Fokus stehen.
Aktien
Nach den starken Kursgewinnen der Vorwoche legten die europäischen Aktienbörsen zum Wochenauftakt eine Verschnaufpause ein. Belastend wirkten vor allem die Unsicherheit über die Entwicklung in der Ukraine sowie das bevorstehende Referendum über die Unabhängigkeit Schottlands. In diesem Umfeld konnte sich der deutsche Leitindex noch gut behaupten. Im Dax 30 legten vor allem die defensiven Titel Fresenius (+1,9%) und FMC (+1,1%) deutlicher zu. Schwächste Aktie war hingegen erneut BASF (-0,8%), hier dürfte weiterhin der Gerichtsstreit um die alten Asbest-Fälle in den USA für Kursdruck gesorgt haben. Im EUROSTOXX 50 lag mit SAP (+1,2%) ein deutscher Titel an der Spitze der Kursliste. Stärkste Branchen waren hier dann auch Technologie (+0,8%) und Gesundheit (+0,6%). Besonders schwach präsentierte sich angesichts rückläufiger Ölpreise der Energiesektor (-1,1%). Im Fokus stand nach der Übernahme der Haushaltsgeräte-Sparte von General Electric der schwedische Spezialist Electrolux (+5,1%). Auch an der Wall Street zeigten sich die meisten Indizes nach den neuen Höchst-ständen in der Vorwoche leicht rückläufig. Stärkste Aktie im Dow Jones war Boeing (+2,6%), der Flugzeugproduzent hatte einen Großauftrag der irischen Fluggesellschaft Ryanair erhalten. Besonders schwach präsentierten sich die Energiekonzerne (-1,6%), während auch in den USA einzig die bei-den Branchen Gesundheit (+0,1%) und Informationstechnologie (+0,2%) leicht zulegen konnten. Im Fokus standen hier im Vorfeld des geplanten US-Börsengangs des chinesischen Online-Händlers Alibaba die Aktien von Yahoo (+5,6%, Anteil von 23% an Alibaba). Die asiatischen Börsen präsentieren sich heute Morgen uneinheitlich. Die europäischen Märkte dürften mit diesen Vorgaben etwas schwächer eröffnen.