Raiffeisen: Apple, EZB, Wienerberger und Ukraine-Konflikt im Blickpunkt
Hauptthema an den Märkten war gestern die am Vormittag von ukrainischer Seite verbreitete Meldung, wonach sich die Ukraine und Russland auf eine Waffenruhe geeinigt hätten, was an den Anleihemärkten mit steigenden Renditen deutscher und amerikanischer Staatsanleihen quittiert worden ist. Zwar ist diese Darstellung von russischer Seite mit dem Hinweis darauf, dass Russland keine Konfliktpartei sei, dementiert worden. Allerdings halte Putin eine Lösung der Krise am Freitag für möglich und legte einen Sieben Punkte Plan zur Beilegung des Konflikts vor, der jedoch von Kiew bisher abgelehnt wird. In Summe scheint sich an den Märkten gestern die Hoffnung auf eine Entspannung durchgesetzt zu haben, da zumindest die Rendite deutscher Staatsanleihen zu Handelsschluss höher notierte als noch zu Handelsbeginn. Neben diesen Entwicklungen werden die Marktteilnehmer heute Nachmittag auch die EZB Zinssitzung genau verfolgen. Wenngleich sich die Chance auf ein weitreichendes Kaufprogramm für Staatsanleihen zuletzt erhöht hat, wird eine solche Maßnahme heute wohl noch nicht angekündigt werden. Datenseitig stehen heute die USA im Fokus, wo neben dem ISM Index für das Nicht-Verarbeitende Gewerbe mit dem ADP Beschäftigungsbericht die letzte Indikation für den morgigen Arbeitsmarktbericht veröffentlicht wird. Positiv überraschen konnte heute bereits der deutsche Auftragseingang, dessen Anstieg im Juli deutlich über den Erwartungen lag (4,6 % p.m. Gegenüber 1,5 % p.m. Erwartet).
Am Primärmarkt begab Portugal gestern eine Anleihe mit 15 Jahren Laufzeit und nahm damit bei hoher Nachfrage EUR 3,5 Mrd. ein. Unterdessen gab Griechenland gestern bekannt, dass bis Jahresende die Emission einer siebenjährigen Anleihe geplant ist. Für heute haben sich Spanien (2024, 2044) und Frankreich (2024, 2030, 2045) mit Anleihen angekündigt.
Aktienmärkte
Der breite US-Aktienmarkt beendete den gestrigen Handelstag weitgehend unverändert. Signale in Richtung Waffenstillstand in der Ostukraine sowie neuerlich starke Wirtschaftsdaten (Auftragseingänge für langlebige Wirtschaftsgüter um mehr als zehn Prozent (!) angestiegen; unerwartet starke Anstiege der Autoverkäufe im August) ließen die Indizes zunächst sogar deutlich stärker in den Handelstag starten. Mäßige Geschäftszahlen des Hausbaukonzerns Toll Brothers, eine schwache Passagier- und Margenentwicklung bei Delta Airlines und iCloud- Sicherheitsbedenken bei Apple ließen die davon betroffenen Branchen – aber auch den Gesamtmarkt – dann kontinuierlich nach unten gehen. An der Tokioter Börse haben sich die Anleger heute Früh im Vorfeld potenziell wichtiger Entscheidungen der Notenbanken Japans und der Eurozone zurückgehalten. Der Nikkei 225 notierte gegen Handelsschluss die meiste Zeit leicht im Minus. Klar stärker präsentieren sich dagegen die Notierungen an den chinesischen Börsenplätzen. Europas Aktienindizes dürften heute Früh wenig verändert oder etwas schwächer in den neuen Handelstag starten. Der Vormittag sollte von Zurückhaltung im Vorfeld allfälliger EZB-Entscheidungen oder –Ankündigungen geprägt sein.
Credit-Märkte
Gestern waren in einem positiven Marktumfeld zahlreiche Neuemissionen zu beobachten. So haben Citigroup (EUR 1 Mrd., Baa2/A-/A-, 12J, MS+83 BP) und Bank of America (EUR 1,5 Mrd., Baa2/A-/A-, 7J, MS+70 BP) Senior Anleihen begeben. Die EUR 1 Mrd. Emission (Aa3/AA-, 7J) von Toyota wurde zu einer Rendite von 1,08 % (MS+32 BP) platziert. Sanofi-Aventis (A1/AA) hat in mehreren Tranchen insgesamt EUR 3 Mrd. platziert (EUR 750 Mio.: 4J, 3M Euribor+23 BP; EUR 1 Mrd.: 7,5J, MS+33 BP; EUR 1,25 Mrd.: 12J, MS+53 BP). Nach der Banco Santander am Dienstag hat gestern auch die Unicredit eine AT1 Anleihe (EUR 1 Mrd., BB-) zu einem Kupon von 6,75 % platziert. Der erste Call-Termin ist im Jahr 2021. Wienerberger hat ein Umtauschangebot für bis zu EUR 300 Mio. der ausstehenden Hybridanleihe angekündigt. Der Tausch erfolgt 1:1, wobei der Kupon der neuen Anleihe unverändert bei 6,5 % belassen und der erste Call-Termin um vier Jahre auf 2021 verschoben wird. Anleger können das Angebot bis zum 26. September annehmen.
Zentral- und Osteuropa
- Divergierende Stellungnahmen bezüglich einer von Russland und der Ukraine vereinbarten Waffenruhe in der Ostukraine führten gestern zu stärkeren Wechselkursbewegungen, wobei der Markt auf die Hoffnung auf eine Deeskalation des Konflikts positiv reagierte.
- Deeskalationshoffnungen lieferten auch gute Vorzeichen für CEE-Lokalwährungsanleihen, während die steigende Wahrscheinlichkeit einer Wiederaufnahme von Zinssenkungen im kommenden Monat polnischen Staatsanleihen im Tagesverlauf zusätzlichen Auftrieb verlieh.
- Gestern sorgte die Meldung über Schritte in Richtung Waffenruhe in der Ukraine für positive Stimmung am CEE-Eurobondmarkt.