Commerzbank: Deutsches Bruttoinlandsprodukt im 2. Quartal geschrumpft
Wie bereits im August vorab gemeldet wurde, sank das deutsche reale BIP im 2. Quartal saisonbereinigt um 0,2% Q/Q. Während der private und der Staatskonsum noch stützend wirkten – beide stiegen um 0,1% (Q/Q), belastete der Außenhandel das Wachstum: die Importe stiegen mit +1,6% (Q/Q) stärker als die Exporte +0,9% (Q/Q). Besonders deutlich belasteten jedoch die Ausrüstungsinvestitionen. Die Investitionsausgaben der Unternehmen sanken um 2,3% (Q/Q). Besonders deutlich davon fielen die Bauinvestitionen mit -4,2% Q/Q. Allerdings ist dies teilweise durch den milden Winter zu erklären, in dem Bauvorhaben vorgezogen wurden was einen starken Investitionsanstieg im 1. Quartal zur Folge hatte. Die deutschen Unternehmen agieren seit geraumer Zeit zurückhaltend. Die geopolitischen Risiken dominieren die Planungen. Die Sanktionen gegen Russland schaffen ebenso Unsicherheit wie der eigentliche Konflikt in der Ukraine. Der Rückgang der Investitionen und das Schrumpfen der deutschen Wirtschaft kommen zu einem Zeitpunkt, an dem die EZB Überlegungen zu einem weiteren Expansionsgrad der Geldpolitik unternimmt. Diskutiert wird unter anderem ein Kaufprogramm von Staatsanleihen. Allerdings bleibt fraglich, ob ein Staatsanleihekaufprogramm der EZB einen Effekt auf die Investitionstätigkeit oder den Konsum von Staaten und Privaten haben wird. Die Wirkungen sind auf dem aktuellen Zinsniveau sehr begrenzt. Zudem hat es keinen Einfluss auf die geopolitische Lage, einer der Hauptgründe für die aktuelle Zurückhaltung. Dennoch: die deutsche Industrie sollte im zweiten Halbjahr nicht weiter an Fahrt verlieren. Die ultralockere Geldpolitik sollte die zinsintensiven Nachfragekomponenten anfachen und die Ausgaben steigen lassen. Für das gesamte Jahr 2014 erwarten wir für Deutschland ein Wachstum von 1,5%.
Zinsen und Anleihen
Die Rentenmärkte im Euroraum tendierten zum Wochenauftakt überwiegend freundlich; die Renditen gingen leicht zurück. Impulse aus den USA blieben aufgrund eines Feiertages (Labour Day) aus. Im Vorfeld der EZB-Ratssitzung am Donnerstag wirkte weiterhin die Lockerungsfantasie der EZB nach. Die Erwartungen an EZB-Chef Mario Draghi sind hoch gesteckt und könnten aber auch enttäuscht werden. So rechnen einige Analysten damit, dass die EZB die Leitzinsen (aktuell: 0,15%) noch einmal um 10 Bp. senken könnte. Andere Analysten gehen davon aus, dass der Ankauf von verbrieften Kreditpaketen (ABS-Papiere) verkündet wird. Bereits vergangene Woche wurde bekannt, dass die EZB den Vermögensverwalter Black Rock zur dahingehenden Beratung engagiert hat. Außerdem sagte Draghi mehrmals, dass die Notenbank an einem Konzept zum Ankauf von Krediten arbeite. Verfrüht ist es wohl, dass die EZB bereits jetzt zu einem breit angelegten Kauf von Staatsanleihen Stellung bezieht, gleichwohl wird sie sich wieder die Option dafür offen halten. Zwar hatte Draghi solche Käufe auf dem Notenbanktreffen in Jackson Hole signalisiert, allerdings wollte die EZB selbst noch die Wirkung der zielgerichteten Langfristtender abwarten, die ab September zum Einsatz kommen sollen. Diese sollen den Kreditkreislauf im Euroraum wieder in Schwung bringen. Es bleibt hier abzuwarten, in welcher Höhe die Tender von den Banken nachgefragt werden.
Der Euro stabilisierte sich gestern. Die gegensätzlichen Geldpolitiken der Fed und der EZB dürften aber die Gemeinschaftswährung weiter abwerten lassen, genauso wie die Konjunkturschwäche im Euroraum. So ging der Einkaufsmanagerindex für das Verarbeitende Gewerbe für den Euroraum gegenüber der ersten Schätzung noch einmal leicht von 50,8 auf 50,7 Punkte zurück, der niedrigste Wert seit einem Jahr.
Aktien
Im Vorfeld der mit Spannung erwarteten Notenbanksitzungen (EZB und Bank of England), der wichtigen Konjunkturdaten aus den USA (ISM-Index und Arbeitsmarktbericht) sowie wegen des Feiertags in den Vereinigten Staaten entwickelte sich der Handel an den europäischen Börsen ruhig und uninspiriert. Zum Auftakt hatten die positiven Vorgaben aus Asien noch für eine freundliche Tendenz gesorgt. Im weiteren Handelsverlauf verloren die Indizes Europas aber schnell an Schwung und schlossen zumeist mit nur leichten Kursaufschlägen. Eine Ausnahme bildete dabei der Swiss Market-Index (+1%), der von den Kursavancen von Novartis (+4,3% nach guten klinischen Daten für ein neues Herzmittel) profitierte. Im deutschen Leitindex Dax 30 konnten die Aktien der Deutschen Telekom (+0,8%) hervorstechen, nachdem bekannt wurde, dass der französische Mobilfunkanbieter Iliad anhaltendes Interesse an T-Mobile US zeigt. Im EURO-STOXX 50 stand erneut Essilor (+1,5%) an der Spitze der Kursliste. Der französische Brillenglashersteller hatte bereits letzte Woche sehr starke Umsatzsteigerungen für das erste Geschäftshalbjahr gemeldet. Während der Gesundheitssektor im europaweiten STOXX 600 die beste Entwicklung auf-zeigte (+1,1%), kamen Automobile (-0,8%) wegen der Kursverluste von Peugeot (-2,1%) und Renault (-3%) unter Druck, die beide im August stark rückläufige Zulassungszahlen im heimischen Markt zu beklagen hatten. Besonders schwach entwickelten nach dem Spekulationen um ein neues Angebot für T-Mobile US die Aktien von Iliad (-8,8%). Auch die Titel des französischen Marktführers Orange (-2,7%) gerieten unter Druck. Die asiatischen Börsen tendieren heute Morgen fester. Vor allem der Nikkei 225 kann wegen eines schwächeren Yen und wegen der Hoffnung auf eine für den Markt günstige Kabinettsumbildung in Japan deutlich zulegen.