Commerzbank: Im August keine Inflation in Deutschland
Das Preisniveau in Deutschland blieb im August verglichen zum Juli unverändert, was angesichts der Volatilität der Daten nicht ungewöhnlich ist. Im Vergleich zum Vorjahr lag der Preisanstieg wie im Juli bei 0,8%. Anders in der Eurozone: Die Inflation sollte hier auf einen Wert von 0,3% zurück gefallen sein. Speziell in Spanien sind die Preise im August schneller gefallen als im Vormonat (-0,5%). Auch der seit der Draghi-Rede in aller Munde befindliche Swapsatz, der die 5-jährige Inflationserwartung in 5 Jahren abbildet, ist weiterhin unter dem Zielwert von 2% (siehe Grafik). Die verbale Intervention von Draghi zeigt somit bisher kaum Wirkung. Damit bleibt weiterhin die Fantasie auf quantitative Lockerungsmaßnahmen der EZB am Markt bestehen.
Zinsen und Anleihen
Die Meldungen einer weiteren Eskalation in der Ukraine führten wieder zu einer höheren Risikoaversion und unterstützten gestern erstklassige Staatsanleihen. Die Rendite 10-jähriger Bundesanleihen fiel auf ein neues Rekordtief von unter 0,88% genauso wie belgische, französische oder niederländische 10-jährige Staatspapiere. Die Staatstitel in der Euro-Peripherie standen dagegen unter Abgabedruck. Bedenken, dass die Spekulationen auf weitere Maßnahmen der EZB überzogen sein könnten führten dort zu Gewinnmitnahmen. Insbesondere spanische Staatsanleihen verzeichneten Kursverluste, aber auch Italien. Italien nahm ein Volumen von 8 Mrd. EUR auf, was den Markt zusätzlich belastete. Auch gestern kamen schwache Konjunkturdaten aus dem Euroraum und kräftige aus den USA. Deshalb gab der EUR ggü. dem USD erneut nach. Gefragt waren Bundsanleihen auch wegen der Inflationszahlen aus den dt. Bundesländern. Demnach stagnierten die deutschen Verbraucherpreise im August wie erwartet; die Inflationsrate verharrte bei 0,8% J/J (siehe „Im Blickpunkt) auf niedrigem Niveau. In Spanien ging die Inflationsrate im August von -0,4% auf -0,5% J/J stärker als erwartet zurück und auch in Italien und Frankreich dürfte der Preisauftrieb gedämpft geblieben sein, so dass wir heute für die Schnellschätzung der Inflationsrate für den Euroraum einen Rückgang von 0,4% auf 0,3% J/J erwarten. In den USA überwogen gestern kräftige Makrodaten. So wurde das reale BIP-Wachstum für das 2. Quartal überraschend von 4,0% auf 4,2% Q/Q (annualisiert) nach oben revidiert. Die schwebenden Hausverkäufe stiegen im Juli auch stärker als erwartet.
Aktien
Nachdem die europäischen Börsen in den ersten drei Handelstagen der laufenden Woche rd. 3% zulegen konnten, kam es gestern zu spürbaren Gewinnmitnahmen. Die Leitindizes verloren um bis zu 2,1% (Österreich). Verantwortlich für den Kursdruck zeichneten einmal mehr geopolitische Risiken. Meldungen, wonach eine Grenzstadt im Osten der Ukraine von russischen Truppen eingenommen worden sein soll, verunsicherten die Anleger. Überdies belasteten auch Inflationsdaten aus Spanien, die nicht so stark wie erwartet sanken. Das führte sofort wieder zu Diskussionen, ob die EZB weitere Maßnahmen zum Kampf gegen die Wachstumsflaute und gegen mögliche Deflationsgefahren implementieren wird. Der Dax büßte in diesem recht nervösen Umfeld 1,1% ein. Mit Fresenius Medical Care (+0,4%) gab es nur einen Dax-Gewinner. Besonders unter Druck stand die Aktie der Deutschen Lufthansa. Sie verlor 2,6%, da bei der Tochter Germanwings am Freitag gestreikt werden wird. Die Notierung von Adidas büßte 2,5% ein. Auf europäischer Sektorebene notierten bis auf Medien (+0,1%) alle Branchen im Minus. Am Performanceende rangierten Aktien aus den Bereichen Rohstoffe (-2,3%) und Automobile (-1,5%). Die Börsen in den USA tendierten vor dem Hintergrund der geopolitischen Unsicherheiten mit leichten Abschlägen. Positive Makrodaten (BIP-Revision für Q2 und Arbeitsmarktzahlen) grenzten die Verluste jedoch ein. Der Dow Jones-Index verlor 0,3%. Auf Sektor-ebene (S&P 500) waren insbesondere defensive Werte wie Versorgeraktien gefragt, die im Schnitt um 0,7% gewannen. Am stärksten unter Druck standen dagegen die Sektoren Finanzen (-0,4%) und Industrie (-0,3%). Die Börsen in Asien tendierten zum Wochenschluss uneinheitlich. Während der Nikkei 225 um 0,2% nachgab, konnten die chinesischen Festlandaktien um rd. 0,5% zulegen.