Commerzbank: Trotz Rückgang im August - PMI spricht für moderates Wachstum im laufenden Quartal
Im Euroraum ist der Einkaufsmanagerindex im verarbeitenden Gewerbe im August von 51,8 auf 50,8 Punkte gesunken; sein Pendant aus dem Dienstleistungssektor hielt sich mit 53.5 (nach 54,2) vergleichsweise gut. Der die beiden Outputkomponenten umfassende „Composite PMI“ liegt jetzt bei 52,8 Punkten (nach 53,2) und damit auf einem Niveau, das für eine Expansion des realen BIP im laufenden Quartal um etwa 0,3% Q/Q spricht. Befürchtungen einer Stagnation oder gar eines abermaligen Abgleitens in die Rezession sind also übertrieben. Immerhin steht der aktuellen Schwäche im verarbeitenden Gewerbe ein im Quartalsvergleich stärkerer Dienstleistungssektor gegenüber, der auf eine festere Binnennachfrage hindeutet.
Zinsen und Anleihen
Im Vorfeld des Notenbanktreffens in Jackson Hole tendierten die Staatsanleihen im Tagesverlauf überwiegend freundlich. Das Notenbank-Symposium steht im Fokus der Märkte, zumal das Thema Arbeitsmarkt ist. Die Eröffnungsrede wird von Fed-Chefin Janet Yellen gehalten, aber auch die Rede von EZB-Chef Mario Draghi wird von den Marktteilnehmern beachtet werden. Während im Euroraum die Konjunkturdaten gestern abermals enttäuschten, überraschten die US-Daten positiv. Im Euroraum ging der Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe und Dienstleistungen (Composite-Index) bei der ersten Schätzung für August von 53,8 auf 52,8 Punkte stärker als erwartet zurück. Erneut haben die Umfragewerte aus Frankreich enttäuscht (siehe dazu auch Im Blickpunkt). In den USA waren die Daten gestern durchweg besser als erwartet. So gingen die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe von 312.000 auf 298.000 zurück - ein Indiz für einen weiter gut laufenden US-Arbeitsmarkt. Alle gestern gemeldeten Frühindikatoren legten über Erwarten stark zu. So stieg der US-Einkaufsmanagerindex von Markit für das verarbeitende Gewerbe von 55,8 auf 58,0 Punkte. Der Stimmungsindex für Unternehmen der Fed Philadelphia stieg im Juli von 23,9 auf 28,0 Punkte und der US-Frühindikator um 0,9% M/M. Die Verkäufe gebrauchter Häuser legten im Juli um 2,4% M/M zu; das reiht sich ein in die Serie positiver Daten aus dem US-Wohnimmobiliensektor im Juli. In der Euro-Peripherie gingen gestern die Spreads weiter zurück. Aufgrund der niedrigen Bundrenditen werden Anleihen der Peripherie gesucht. Am stärksten gingen die Spreads in Portugal zurück; dort hatten sie sich auch wegen der Bankenrettung (Bank Espirito Santo) im Juli und August am stärksten ausgeweitet.
Aktien
Nach der Verschnaufpause zur Wochenmitte tendierten die europäischen Börsen am gestrigen Handelstag wieder freundlicher. Die Leitindizes gewannen um bis zu 2,1% (Italien). Die Aktienbörsen ignorierten die schwachen Makrodaten aus China (HSBC Einkaufsmanagerindex) sowie die unter den Erwartungen liegenden Konjunkturdaten aus Europa (EWU Einkaufsmanagerindex Composite). Die Daten weckten wieder Hoffnungen auf ein anhaltend aktienfreundliches monetäres Umfeld. Der Dax legte nach verhaltenem Start zum Handelsende um rd. 0,9% zu. Der geplante Kauf des US-Rivalen International Recifer durch Infineon löste an der Börse keine Begeisterungsstürme aus. Die Aktie notierte 0,2% im Minus. Bei Adidas (-1,1%) kam es nach der jüngsten Erholung zu Gewinnmitnahmen. In der zweiten Reihe wurde die Aktie von RTL nach der Bekanntgabe eines schwächeren Ausblicks mit einem Minus von rd. 7% abgestraft. Auf europäischer Sektorebene waren insbesondere Bauaktien gefragt; diese stiegen im Schnitt um 1,6%. Am Performanceende rangierten die Branchen Rohstoffe (-0,5%) sowie Medien (-0,1%). Die Börsen in den USA tendierten den vierten Tag in Folge mit Kursaufschlägen. Der S&P 500-Index gewann 0,3% und erzielte ein neues Allzeithoch. Rückenwind bekam der Markt gestern vor allem von guten Konjunkturdaten (u.a. vom Arbeits- und Immobilienmarkt). Auf Einzelwertebene stach u.a. die Aktie von Hewlett-Packard hervor, die nach einer Prognoseanhebung rd. 5,4% zulegte. Auf Sektorebene (S&P 500) waren insbesondere Finanzaktien gefragt (Bank of America: +4,1%), die im Schnitt um 1,1% kletterten. Rohstofftitel wiesen dagegen mit durchschnittlichen Verlusten von 0,2% die größten Verluste aus. Die Börsen in Asien tendierten uneinheitlich. Während der Nikkei 225 rd. 0,3% verlor, gewann der südkoreanische KOSPI-Index 0,6%.