Commerzbank: Anhaltend hohe Nachfrage nach Staatsanleihen der Euro-Peripherie
Die Renditen der Euro-Länder gingen seit Mitte 2012 stärker zurück als die von Bundesanleihen. Dadurch haben sich die Renditeaufschläge (Spreads) zurückgebildet, allerdings kam dieser Prozess ins Stocken. Exogene Schocks wie die Krise um die portugiesische Bank Espirito Santo oder die Ukrainekrise haben zwischenzeitlich für - allerdings nicht nachhaltige - Spreadausweitungen gesorgt. Der Renditerückgang wird genährt durch Spekulationen auf Anleihekäufe der EZB: Die schwachen Wachstumszahlen aus dem Euroraum haben diese noch einmal verstärkt. Doch machen die einstigen Sorgenkinder Fortschritte; so legte das BIP in Spanien und Portugal erfreulich zu. Die Ratingagentur Fitch hob zudem das Rating Irlands von BBB+ auf A- an.
Zinsen und Anleihen
Nach der deutlichen Zunahme der Risikoaversion zum Ende der letzten Woche standen am gestrigen Handelstag die geopolitischen Themen zunächst nicht im Fokus. Eine Korrektur der Kursverluste vom Montag ließ die Renditen wieder fallen. Daten zu den Verbraucherpreisen in Großbritannien unterstützten diesen Trend am Vormittag. Diese fielen gegen-über Juli mit lediglich plus 1,6% auf Jahresbasis schwächer aus als erwartet (1,8%). Ein weiteres Indiz, dass eine erste Zinserhöhung der Bank of England nicht mehr in diesem Jahr vollzogen wird. Die Rentenmärkte reagierten entsprechend, die Renditen der britischen Staatsanleihen (Gilts), aber auch anderer Staatsanleihen sanken. Die US-Verbraucherpreise wurden hingegen den Erwartungen gerecht und stiegen im Juli auf Jahresbasis um 2,0% und somit etwas langsamer als im Vormonat. Deutlich gestiegen sind im Juli in den USA jedoch die Baubeginne (+15,7% M/M) und Baugenehmigungen (+8,1 M/M). Zudem wurden die Werte des Vormonats nach oben revidiert. Auch wenn diese Daten recht volatil sind zeigen sie doch, dass die positive Entwicklung am Arbeitsmarkt auch auf dem Immobilienmarkt anzukommen scheint. Die US-Konjunktur ist weiter auf dem Wachstumspfad, wovon gestern auch der US-Dollar profitierte. Die Meldung, dass sich die Präsidenten der Ukraine und Russlands in der kommenden Woche im Rahmen eines Treffens der Zollunion – zu der die Ukraine nicht gehört – in Weißrussland treffen werden, veranlasste die Marktteilnehmer am Nachmittag, die als sicheren Hafen genutzten Staatsanleihen bester Bonität vorsichtig zu verlassen. Die Renditen stiegen im Tagesverlauf wieder an. Für den heutigen Tag stehen keine marktbewegenden Daten im Kalender. Die Protokolle der letzten Sitzungen der BoE und Fed sollten nicht überraschen – aber Beachtung finden.
Aktien
Mit der Hoffnung auf eine weitere Entspannung an den weltweiten Krisenherden konnten die europäischen Aktienmärkte ihre Kurserholung am gestrigen Handelstag weiter ausbauen. Unterstützend wirkten auch die jüngsten Inflationsdaten aus Großbritannien und den USA, die nicht darauf schließen lassen, dass die BoE und die Fed ihre Leitzinsen früher als erwartet anheben könnten. Im deutschen Leitindex Dax 30 waren erneut die Werte von Continental (+3,1%) klarer Spitzenreiter, während einzig die Aktien von der Deutschen Telekom (-0,4%) und von FMC (-0,3%) leicht nachgaben. Im Tec-Dax konnten die Titel von Manz (+4,8%) ihre kräftigen Vortagesgewinne weiter ausbauen. Der Maschinenbauer hatte in seiner Displaysparte einen Großauftrag aus Asien erhalten. Im EUROSTOXX 50 setzten sich erneut Automobile (+1,5%) besonders positiv in Szene. Deutlichere Gewinne verzeichneten auch Technologie (+1,2%) und Grundstoffe (+1,1%), während erneut Telekoms (+0,2%) und Versorger (-0,1%) am Ende des Branchentableaus rangierten. Im europaweiten STOXX Europe 600 stand vor allem der Minensektor (-1,7%) unter Druck, nachdem BHP Billiton (-4,9%) die erwartete Aufspaltung bekanntgegeben hatte - allerdings ohne die Ausschüttung einer Sonderprämie zu planen. Auch die US-Börsen knüpften mit Gewinnen an Ihren freundlichen Wochenauftakt an. Hier sorgten die starken Baubeginne und -genehmigungen für zusätzlichen Schub. Spitzenreiter im Dow Jones war Home Depot (+5,6%), nachdem die Baumarktkette starke Quartalsdaten vorgelegt und die Jahresziele angehoben hatte. Die asiatischen Märkte entwickeln sich heute Morgen sehr verhalten. Die europäischen Börsen dürften kaum verändert eröffnen. Im Tagesverlauf gilt die besondere Aufmerksamkeit dem Protokoll der letzten Fed-Sitzung.