Bastei Lübbe: „Aus unserer Sicht sind wir ‚dramatisch‘ unterbewertet“
Bastei Lübbe steht vor einer starken zweiten Jahreshälfte. Ein aussichtsreiches Herbst- und Weihnachtsprogramm soll den Umsatz- und Ergebnisrückgang des ersten Quartals 2014/2015 kompensieren. Dazu gehört auch das neue Buch des Bestseller-Autors Ken Follett. Mit „Kinder der Freiheit“ erscheint im September der dritte Band von Folletts erfolgreicher Trilogy Century. 4investors sprach mit Vorstandschef Thomas Schierack über das wichtige Weihnachtsgeschäft, die digitale Offensive und die Kursziele der Analysten, die im Bereich von 10,80 Euro bis 13,00 Euro liegen.
www.4investors.de: Herr Schierack, im ersten Quartal 2014/2015 hat Bastei Lübbe trotz eines Gewinnrückganges mit einem Umsatz von 20,6 Millionen Euro und einem EBIT von 0,5 Millionen Euro die internen Erwartungen übertroffen. Welche Bereiche haben besser als erwartet abgeschnitten?
Schierack: In den Segmenten Buch und Romanhefte und Rätselmagazine liegen wir umsatzmäßig im Plan, EBIT-mäßig sogar etwas über Plan. Hier haben wir also besser abgeschnitten, als wir dies ursprünglich geplant hatten. Im Segment Non-Book liegen die Umsätze über Plan, beim EBIT bewegen wir uns noch leicht unter Plan. Dennoch zeigt sich hier eine erfreuliche Entwicklung und wir sind uns sicher, dass wir am Ende des Geschäftsjahres auch in diesem Bereich ein positives EBIT erreichen werden.
www.4investors.de: Im ersten Quartal 2013/2014 war ein hoher Umsatz- und Ergebnisbeitrag aus dem im Mai 2013 veröffentlichten Bestseller „Inferno“ von Dan Brown enthalten, darin begründet sich der Umsatzrückgang im Vorjahresvergleich. Gibt es Überlegungen ihrerseits, die Abhängigkeit von einzelnen Starautoren zukünftig zurückzufahren und damit die Schwankungen in den Quartalsergebnissen abzumildern?
Schierack: Natürlich versuchen wir, die Abhängigkeit von einzelnen Starautoren zu minimieren. Auf der anderen Seite muss man allerdings sagen, dass wir natürlich sehr froh sind, Starautoren wie Dan Brown, Ken Follett und Jeff Kinney zu haben. Insofern wird es sich auch in den nächsten Jahren kaum vermeiden lassen, dass es in einzelnen Quartalen Schwankungen im Vergleich zum Vorjahr geben wird, wenn einer dieser Autoren ein neues Buch herausbringt. Die Umsätze mit diesen Bestsellern liegen in den Startquartalen in der Regel bei sechs bis zehn Millionen Euro. Unser Interesse ist es aber, mehr eigene Rechte zu schaffen und zu kreieren und damit dann auch die Abhängigkeit zu minimieren. Dies wollen wir insbesondere digital und international erreichen.
Neues Buch von Ken Follett kommt im September
www.4investors.de: Trotz des EBIT-Rückgangs um 1,9 Millionen Euro im ersten Quartal sind Sie zuversichtlich, dies in den verbleibenden drei Quartalen kompensieren zu können und an das Rekordergebnis des Vorjahres anknüpfen zu können. Welche „heißen Eisen“ haben Sie für das wichtige Weihnachtsgeschäft im Feuer?
Schierack: Wir haben ein hervorragendes Herbst- und Weihnachtsprogramm. Im September wird „Kinder der Freiheit“, das neue Buch von Ken Follett, erscheinen. Damit wird er die erfolgreiche Trilogy Century abschließen. Im November wird – wie jedes Jahr – ein neuer Band „Gregs Tagebuch“ von Jeff Kinney erscheinen. Zudem haben wir im Herbst bei Eichborn mit Neil Gaiman einen Autor am Start, der es in Amerika und England auf Anhieb auf Platz 1 der Bestsellerliste geschafft hat. Nicht zu vergessen ist das neue Buch von Andreas Eschbach – nach 25 Jahren erscheint die Fortsetzung des Bestsellers „Das Jesus-Video“ mit dem Titel „Der Jesus-Deal“. Daneben gibt es noch zahlreiche weitere Highlights, wie zum Beispiel das Erstlingswerk von Ralf Schmitz im Taschenbuch.
Wir haben im Vergleich zum Vorjahr ein stärkeres Herbst- und Weihnachtsprogramm. Insofern gehen wir davon aus, dass wir in den nächsten drei Quartalen den „Rückstand“ vom ersten Quartal aufholen werden und umsatzmäßig über dem letzten Jahr und EBIT-mäßig im Bereich des letzten Geschäftsjahres abschließen werden.
www.4investors.de: Sie haben angekündigt, im laufenden Geschäftsjahr verstärkt in die internationale Expansion zu investieren. Wie weit sind Ihre Vorbereitungen für die geplanten Joint Ventures in den USA und China inzwischen fortgeschritten?
Schierack: Es ist richtig, dass wir in den nächsten Jahren verstärkt auf die internationale, digitale Entwicklung setzen und hierzu auch in Amerika und China Partner suchen. Die Verhandlungen in Amerika sind sehr weit fortgeschritten. Hier gehen wir davon aus, dass wir in den nächsten zwei Monaten einen Abschluss verkünden können. In China dauert es noch etwas länger, aber wir sind guter Dinge, auch hier in diesem Geschäftsjahr einen entsprechenden Abschluss vermelden zu können.
„ Wir sehen im Digitalen für den Verlag große Chancen“
www.4investors.de: Das Digitalgeschäft gewinnt zunehmend an Bedeutung. Wie ist Bastei Lübbe in diesem Bereich aufgestellt und wie sehen Ihre weiteren Ziele im digitalen Bereich aus?
Schierack: Bastei Lübbe hat sich bereits vor vier, fünf Jahren und damit sehr frühzeitig digital aufgestellt. Wir sehen im Digitalen für den Verlag große Chancen und zwar insbesondere bezüglich der Eigenentwicklung von Inhalten und der Internationalisierung dieser, aber auch eingekaufter Inhalte. Zum Ausbau dieses Bereiches haben wir in den letzten Monaten auch die Mehrheitsbeteiligungen an dem deutschen Spielehersteller Daedalic und der Selfpublishing-Plattform BookRix erworben. Auch unsere weiteren Investments in den nächsten Jahren werden sich ganz überwiegend in dem digitalen Bereich bewegen. Wir gehen davon aus, dass der Sortimentsbuchhandelsumsatz in den nächsten Jahren leicht zurückgehen wird, dies aber von den digitalen Umsätzen überkompensiert wird. Hinzu kommt bei uns, dass wir mit den digitalen, internationalen Titeln, den Titeln, die wir aus dem Selfpublishing-Bereich bekommen, und der Zusammenarbeit mit Daedalic weitere zusätzliche digitale Umsätze generieren werden.
www.4investors.de: Welche Rolle spielt in diesem Rahmen die Vergrößerung des Vorstandes zum 1. September 2014?
Schierack: Genau in dem zuvor benannten Bereich wird Jörg Plathner tätig werden. Er beschäftigt sich bereits seit Jahren mit dem digitalen Bereich und insbesondere hier auch mit der Internationalisierung von Inhalten. Das ist genau der Bereich, in den wir auch hineinwollen und in dem er über die entsprechende Kompetenz verfügt. Dass wir ein weiteres Vorstandsmitglied für diesen Bereich bestellt haben, zeigt die Bedeutung, die dieser Bereich für uns hat.
www.4investors.de: Die Aktie von Bastei Lübbe konnte sich der Korrektur des Gesamtmarktes nicht entziehen, sie ist wieder auf das Niveau des Ausgabepreises zurückgefallen. Ist das für noch nicht investierte Anleger eine zweite Chance?
Schierack: Aus unserer Sicht sind wir „dramatisch“ unterbewertet. Unsere Zahlen des Geschäftsjahres 2013/2014 spiegeln im Großen und Ganzen noch das „klassische Verlagsgeschäft“ wider. Unser KGV liegt bei ca. 11. Die ganze zuvor dargestellte digitale Entwicklung und Internationalisierung findet sich in der Bewertung unserer Aktie nicht wieder. Dies zeigen aus unserer Sicht auch die Research-Berichte, die alle den fairen Wert der Bastei-Lübbe-Aktie im Bereich von 10,80 bis 13,00 Euro sehen. Selbst in den Research-Berichten ist allerdings die digitale Entwicklung nur partiell eingearbeitet. Wir sind sicher, dass der Aktienkurs sich in den nächsten Monaten entsprechend entwickeln wird.