RZB: RWE, Cisco Systems und Konjunkturdaten im Blickpunkt
Der heutige Tag steht in der Eurozone ganz im Zeichen der Schätzungen des realen BIP für das zweite Quartal. Die schwache Entwicklung der Industrieproduktion von April bis Juni, welche gestern mit einem Rückgang im Juni einen weiteren Dämpfer hinnehmen musste, ist richtungsweisend. Folglich wird in der Eurozone mit einem neuerlichen Abflauen der Konjunkturdynamik im Vergleich zum Vorquartal gerechnet. Auf Länderebene ergibt sich ein äußerst differenziertes Bild. Das untermauern die bereits bekannten Daten für Spanien (+0,6 % p.q.) und Italien (-0,2 % p.q.). Der Rückschlag für Deutschland wurde heute Morgen mit -0,2 % p.q. bestätigt. Die Wirtschaftsleistung in Frankreich stagnierte abermals. Verantwortlich zeichnet die noch immer stark rückläufige Investitionstätigkeit. Während wir in Österreich ebenfalls von Nullwachstum ausgehen, ist in Portugal und den Niederlanden nach dem Einbruch im ersten Quartal mit einer spürbaren Beschleunigung zu rechnen.
Die enttäuschenden Konjunkturdaten aus der Eurozone sowie die gestern veröffentlichten Einzelhandelsumsätze aus den USA begünstigen das von den geopolitischen Unsicherheiten getragene tiefe Renditeniveau bei Bunds und Treasuries. Eine nachhaltige Trendwende dürften auch die morgen anstehenden US-Daten nicht auslösen. Mit dem Empire State Manufacturing Index steht der erste regionale Stimmungsindikator für das Verarbeitende Gewerbe im August sowie das Verbrauchervertrauen der Universität of Michigan zur Veröffentlichung an. Ein erster „harter“ Konjunkturindikator mit Blick auf das dritte Quartal wird mit den Industrieproduktionszahlen für Juli bekannt. Unser Modell deutet auf ein kleines Plus im Vergleich zum Vormonat.
Aktienmärkte
Die US-Aktienmärkte konnten trotz enttäuschender Daten zum Einzelhandel den gestrigen Handelstag mit Zugewinnen beenden. Im Zentrum des Anlegerinteresses standen vor allem Titel aus dem Gesundheits- und Technologiesektor. Aus den Krisenherden gab es keine entscheidenden Neuigkeiten, daher rückten diese etwas in den Hintergrund. Obwohl Unternehmen wie Macy’s, John Deere, SeaWorld und King Digital mit ihren Ergebnissen mehrheitlich unter den Erwartungen lagen, blieben die Anleger positiv gestimmt. Man erwartet offensichtlich, dass sich eine Zinswende verzögern wird. Nachbörslich hat dann noch Cisco Systems seine Quartalszahlen präsentiert. Sowohl beim Umsatz als auch beim Gewinn je Aktie bereinigt um Sonderfaktoren konnten zwar die Analystenerwartungen übertroffen werden, wenngleich der Umsatz stagnierte und der Nettogewinn (im Quartalsvergleich) um 1 % auf USD 2,2 Mrd. sank. Die Ankündigung weiterer Kosteneinsparungsmaßnahmen führten zu einem Kursanstieg (nachbörslich) um knapp 1,7 %. Der japanische Aktienmarkt konnte heute Morgen den vierten Tag in Folge zulegen. Im heutigen Tagesverlauf stehen weitere Quartalsergebnisse (z. B. Wal-Mart) im Fokus. In der Früh hat schon der deutsche Industriekonzern ThyssenKrupp sein Ergebnis präsentiert. Sowohl Gewinn als auch Umsatz lagen über dem Konsensus. Der zweite deutsche Energieversorger RWE hatte mit einem anhaltend niedrigen Preisniveau zu kämpfen, welches zu einem deutlichen Ergebnisrückgang im ersten Halbjahr führte. Enttäuschende Konjunkturdaten aus der Eurozone dürften für einen wenig veränderten Handelsauftakt an den europäischen Aktienmärkten sorgen.
Credit-Märkte
Während gestern deutliche Spreadeinengungen der iTRAXX CDS Credit-Markt Indizes zu beobachten waren, blieb der Kassamarkt nahezu unverändert. Einzig die risikoreicheren Segmente High-Yield und nachrangige Bankanleihen verzeichneten im Tagesverlauf geringfügig niedrigere Risikoprämien. S&P senkte gestern die Ratings der drei großen Banken in Österreich (Erste Bank, RZB, UniCredit Bank Austria) um eine Stufe, während zwei weitere Banken (Hypo Niederösterreich, KA Finanz) ihre Ratings bestätigt bekommen haben sowie ein weiteres Institut (Hypo Oberösterreich) eine um ein Notch bessere Bonitätsnote erhielt. Als Hauptgrund für die Hinabstufungen sowie den negativen Ausblick bei diesen nannte die Ratingagentur den Beschluss des Hypo-Sondergesetzes.
Zentral- und Osteuropa
- Heute können die CE-Wechselkurse von den BIP-Daten für Q2 2014 und darinmöglicherweise sichtbare Abschwächungseffekte beeinflusst werden.
- In Polen dürfte der Fall des VPI in den negativen Bereich Marktgerüchte über eine Überraschungszinssenkung (im September) anfachen. Aus unserer Sicht könnte daher jegliche Schwäche in den BIP-Zahlen heute und in Frühindikatoren in Zukunft am Sekundärmarkt zu fallenden Renditen von PLN-Staatsanleihen führen.
- Der inländische Anleihemarkt der CEE-Region konnte einen Teil seiner Verluste wieder wettmachen, nachdem die Industrieproduktion im Euroraum und die US-Einzelhandelsumsatzzahlen eine Spur niedriger als die Konsensschätzung ausgefallen waren.
- Das langsamere Wachstum im US-Einzelhandel rief eine positive Reaktion am CEE-Eurobondmarkt hervor, wobei sich die Preise von Staatsanleihen gestern größtenteils leicht erhöhten.