Commerzbank: US-Einzelhandelsumsätze legen kleine Pause ein
Die US-Einzelhandelsumsätze stagnierten im Juli (+0,0% M/M; +3,7% J/J), sind also schwach ins 3. Quartal gestartet. Nachdem die Umsätze seit Februar recht dynamisch zugelegt haben - vor allem bei Automobilen - werten wir dies als Verschnaufpause. Jedenfalls haben sich die Aussichten für den privaten Konsum in der ersten Jahreshälfte verbessert. Das nominale Einkommenswachstum lag in diesem Zeitraum bei annualisiert 4,4%, im Halbjahr davor waren es nur 3,2%. Getragen wird es von einem beschleunigten Beschäftigungszuwachs, der das Verbrauchervertrauen gestärkt hat und weiterhin stärken wird, denn die Bereitschaft zu Neueinstellungen ist zuletzt weiter angestiegen, auch bei kleinen und mittleren Unternehmen.
Zinsen und Anleihen
In Japan ging das reale BIP im zweiten Quartal um 1,7% Q/Q (nach +1,5% Q/Q) zurück. Dies war erwartet worden und ist weitgehend auf die Erhöhung der Mehrwertsteuer zurückzuführen, deren Satz im April von 5% auf 8% erhöht wurde. Deshalb ging der Private Verbrauch um gut 5% Q/Q zurück, aber auch die Investitionen verbuchten einen Rückgang von 2,5%. Die japanische Regierung erwartet weiterhin, dass sich die Wirtschaft erholt. Aus China kamen schwächer als erwartete Daten. So enttäuschten die Einzelhandelsumsätze und die Industrieproduktion im Juli leicht, die Kreditvergabe ging aber unerwartet kräftig zurück, nachdem sie im Juni stark gestiegen war. Aus dem Euroraum setzte sich die Reihe aus Enttäuschungen fort. So ging die Industrieproduktion im Juni um 0,3% M/M zurück, erwartet war ein Anstieg. Die Bank of England legte gestern ihren Inflationsbericht vor. Sie gab sich bei Aussagen über die erste Zinserhöhung bedeckt. Zwar bewertet sie den Zustand der Wirtschaft deutlich optimistischer als im Vormonat. Allerdings sieht sie noch viel Spielraum für Verbesserungen am Arbeitsmarkt, den sie für ihre Geldpolitik genau beobachtet. Das britische Pfund gab nach der Veröffentlichung merklich nach. Trotz der schwachen Konjunkturdaten aus Japan und China kehrte gestern zunächst wieder Zuversicht in die Märkte. Die leicht gestiegene Risikofreude der Anleger ließ die Renditen zunächst etwas ansteigen. Im Tagesverlauf sorgten jedoch die schwachen Produktionszahlen aus dem Euroraum und die schwachen Einzelhandelsumsätze aus den USA am frühen Nachmittag (siehe dazu „Im Blickpunkt“) wieder für Rückenwind, so dass erstklassige Staatsanleihen mit sogar deutlichen Kursgewinnen aus dem Handel gingen.
Aktien
Das kräftige Auf und Ab setzte sich an den europäischen Börsen auch zur Wochenmitte fort. Nach dem schwachen Vortag erzielten die Leitindizes Gewinne von bis zu 1,4%. Dies ist umso bemerkenswerter, weil es eine Reihe von marktbelastenden Faktoren gab. Hierzu zählten u.a. schwächere Kreditdaten aus China sowie die unerwartet rückläufige Industrieproduktion in der Eurozone. Auch die Einzelhandelsumsätze in den USA fielen schlechter als erwartet aus. Tagesgewinner im Dax war die Aktie von E.ON. Die Anleger honorierten die besser als erwartet ausgefallenen Quartals-zahlen mit einem Plus von 4,8%. Im Sog der guten Ergebnisse legte RWE um 3,1% zu. Auch die Aktie von Merck gewann nach guten Zahlen deutlich (+3,2%). Auf europäischer Sektorebene standen insbesondere die Branchen Chemie und Versorger im Fokus. Hier legten die Aktien im Schnitt um 1,2% zu. Rohstofftitel büßten dagegen als Tagesverlierer durchschnittlich 1,4% ein. Die Börsen in den USA tendierten freundlicher. Der Dow Jones-Index stieg um 0,6%. Verantwortlich für die positive Tendenz zeichneten vor allem etwas schwächere Makrodaten (Einzelhandel), die die Hoffnung nährten, dass eine Zinswende in den USA wieder ein wenig weiter in die Zukunft gerückt ist. Auf Sektorebene (S&P 500) waren insbesondere Pharma- und IT-Aktien gefragt, die durchschnittlich um 1,2% kletterten (Telekom: +0,1%). Die Börsen in Asien tendierten uneinheitlich. Während der Nikkei 225 um rd. 0,7% zulegte, kam es bei den H-Aktien in Hongkong heute zu Gewinnmitnahmen.