RZB: E.On, Merck und OMV im Blickpunkt
Die Märkte verharrten auch gestern in ihrer depressiven Grundhaltung. Die Krisenherde in der Ostukraine und im Irak belasten die Stimmung stark. Konjunkturdaten werden weiterhin äußerst asymmetrisch wahrgenommen: positive Zahlen werden ignoriert, negative dagegen als Bestätigung für die schlechte Stimmung ausgelegt. Wie widersinnig die so erzeugte Abwärtsspirale ist, zeigten die gestrigen ZEW Konjunkturerwartungen. Diese sind ganz wesentlich durch die zurückliegende Entwicklung an den Finanzmärkten und die jüngsten Konjunkturdaten beeinflusst. Sie enthalten keinerlei neue Information. Es war also kein Wunder, dass der ZEW Index im August kräftig nachgegeben hat. Dies jetzt als Begründung für einen weiteren Dämpfer an den Finanzmärkten heranzuziehen hat etwas von Zirkelbezug. Die guten US Daten wurden dagegen abermals nicht beachtet.
So lang es keine Entspannung in den genannten geopolitischen Krisenherden gibt, dürfte die schlechte Stimmung an den Märkten kaum zu durchbrechen sein. Auch die heutigen Konjunkturdaten werden wohl allenfalls sehr begrenzten Einfluss auf das Marktgeschehen haben, zumindest wenn sie nicht negativ überraschen. Hauptaugenmerk liegt sicher auf den US Einzelhandelszahlen für Juli. Wir rechnen mit einem kleinen Plus gegenüber dem Vormonat. Erwähnenswert sind die Veröffentlichung der britischen Arbeitslosenquote und des Inflation Report der Bank von England. Sollte die Quote weiter gesunken sein und sollten die Notenbanker ihre Inflationserwartungen nach oben revidiert haben, wären dies wichtige Signale Richtung baldiger Leitzinsanhebungen.
Aktienmärkte
Nahezu unverändert beendeten die wichtigsten US-Aktienindizes den gestrigen Handelstag. Der Dow-Jones-Index verlor 0,1 %. Die Marktteilnehmer verhielten sich abwartend angesichts der geopolitischen Spannungen im Nahen Osten und der Ukraine. Nachbörslich dürfte sich das Augenmerk in den USA auf die Quartalszahlen von Cisco Systems richten. Ansonsten stehen auf Unternehmensebene vorrangig europäische Quartalsberichte im Fokus. Vorbörslich präsentierten bereits der Düsseldorfer Energiekonzern EON und der Pharmariese Merck KGaA ihre Zahlen zum zweiten Quartal. Dabei konnte Deutschlands größter Versorger einen Nettogewinn von EUR 1,53 Mrd. verbuchen und damit mehr als von Analysten erwartet. Merck hingegen lag beim operativen Gewinn unter den Erwartungen. Beide Konzerne bestätigten ihren Gewinnausblick für 2014. In Japan verbuchte der Nikkei 225 Index ein leichtes Plus. Zwar sank das reale BIP im zweiten Quartal annualisiert um 6,8 %, allerdings hatten Analysten mit 7 % gerechnet. Hauptgrund für den stärksten Einbruch seit der Fukushima-Katastrophe war die im April durchgeführte Mehrwertsteuererhöhung. An den europäischen Börsenplätzen zeichnet sich nach aktuellen Futures-Indikationen ein leicht positiver Handelsbeginn ab.
Credit-Märkte
Am Primärmarkt heißt es weiter abwarten. Gestern sahen wir keine einzige EUR denominierte Emission. Die OMV veröffentlichte gestern ihre Zahlen für das erste Halbjahr 2014. Diese lagen im Vergleich deutlich hinter den Halbjahreszahlen des Vorjahres zurück. Die Republik Österreich, vertreten durch die FIMBAG, hat bekannt gegeben, dass diese mittels öffentlicher Ausschreibung Interessenten dazu einlädt, ein Angebot für einen Teilkauf der Kommunalkredit Austria AG abzugeben (maximales Volumen des Verkaufs sind 50 %, dies entspricht Aktiva in der Größenordnung von EUR 5,8 Mrd.)
China
China berichtete heute Morgen die wichtigsten Konjunkturdaten für Juli, wobei alle Daten unter den Erwartungen lagen und die meisten eine Verlangsamung gegenüber dem Juni anzeigten. Für die Industrieproduktion wurden +9 % p.a. berichtet (Erwartung + 9,2 %, Juni +9,2 %), die Einzelhandelsumsätze lagen mit 12,1 % über dem Vorjahr (Erwartung 12,5 %, Juni 12,4 %), die Investitionen außerhalb des landwirtschaftlichen Sektors lagen um 17 % über dem Vorjahr (Erwartung: 17,4 %, Juni 17,3 %). Überraschend gering fiel aber vor allem die Kreditvergabe aus, die bei nur 385 Mrd. Yuan lag nach 1.080 Mrd. Yuan im Juni. Die gesamte Finanzierung lag mit 273 Mrd. Yuan nach 1.970 Mrd. Yuan sogar noch niedriger. Nach Aussagen der Peoples Bank of China lag die Kreditvergabe in den ersten zehn Tagen des August allerdings im Bereich von 30 bis 50 Mrd. Yuan pro Tag und damit deutlich höher als im Juli. Der Aktienmarkt reagierte nach einem positiven Start mit Kursabschlägen auf die Geldmengendaten und notiert aktuell etwa auf Vortagsniveau.
Zentral- und Osteuropa
- Die erhöhte Wechselkursvolatilität wird voraussichtlich bestehen bleiben solange der Ukraine-Konflikt und mögliche weitere Sanktionen gegen Russland die Märkte belasten
- Wir rechnen nicht mit einer nachhaltigen Erholung bei CEE-Lokalwährungsanleihen, da die aus dem Kurs der US-Notenbank resultierenden Risiken und geopolitische Spannungen die Kurse auf absehbare Zeit belasten
- Obwohl CEE-Eurobonds gestern größtenteils Gewinne verzeichneten, rechnen wir im Umfeld eines volatilen Handels in der CEE-Region mit neuerlicher Kursschwäche