RZB: Time Warner, Softbank, Braas Monier und US-Konjunktur im Blickpunkt
Die jüngsten Konjunkturdaten zeigen immer stärker die divergierende konjunkturelle Entwicklung im Euroraum und den USA auf. Während man sich diesseits des Atlantiks einen kleinen Durchhänger erlaubt, läuft die amerikanische Wirtschaft auf Hochtouren. So legte der ISM Index für das Nicht-Verarbeitende Gewerbe im Juli mit 2,7 Punkten noch stärker zu als das Pendant für das Verarbeitende Gewerbe. Er hat damit das höchste Niveau seit Ende 2005 erreicht. Zusammen deuten beide Indikatoren aktuell auf einen annualisierten Anstieg der Wirtschaftsleistung von deutlich über 4 % p.q. hin. Deutlich besser als erwartet entwickelte sich auch der Auftragseingang in der Industrie. Dank einer spürbaren Aufwärtsrevision beim Auftragseingang für langlebige Güter stiegen die Orders im Juni um 1,1 % p.m. statt der erwarteten 0,6 % p.m. Nachdem in den USA heute lediglich zweitrangige Daten anstehen, liegt das Augenmerk auf der Schnellschätzung zum italienischen Bruttoinlandsprodukt im zweiten Quartal. Aufgrund der sehr schwachen Entwicklung der Industrieproduktion rechnen wir lediglich mit einer Stagnation der Wirtschaftsleistung. Russland denkt offenbar über eine Retourkutsche in Sachen Sanktionen nach. Diese dürften laut Präsident Putin aber weder den russischen Verbrauchern noch Unternehmen schaden. Im Gespräch ist unter anderem ein Überflugverbot für westliche Airlines über russisches Territorium. Österreich platzierte gestern problemlos zwei Anleihen mit fünf bzw. zehn Jahren Laufzeit. Die Emissionsrendite lag mit 0,37 % bzw. 1,37 % auf rekordniedrigem Niveau.
Aktienmärkte
Ein Cocktail aus schlechten Nachrichten hat im Handelsverlauf gestern Abend die US-Aktienindizes immer tiefer fallen lassen: die jüngsten Konjunkturindikatoren aus China fielen deutlich schwächer aus als zuvor; die Krise rund um die Ukraine scheint sich noch weiter zuzuspitzen; die Quartalszahlen bzw. –ausblicke der Einzelhändler Target und Office Depot enttäuschten die Anleger; Fox zog sein Übernahmeangebot für Time Warner zurück. Selbst die erfreulich ausgefallenen Auftragseingangsdaten der US-Industrie konnten all dem nicht viel entgegen halten. Auch die Börsen in Asien sind in diesem Fahrwasser unterwegs. Die chinesischen Aktienindizes liegen ebenso im Minus wie der japanische Nikkei. In letzterem fiel alleine das Indexschwergewicht SoftBank zwischenzeitlich um rund fünf Prozent, nachdem deren Tochter Sprint das Übernahmeangebot für T-Mobile USA zurückgezogen hat. Die europäischen Aktienindizes drohen damit einmal mehr tiefer zu eröffnen und vielleicht sogar auf die tiefsten Niveaus der letzten Monate zurückzufallen. In Sachen Berichtssaison ist der Fokus heute sicherlich auf die Finanzriesen Swiss Re und Standard Chartered in Europa sowie auf Time Warner in den USA gerichtet. Morgen folgen insbesondere in Europa weitere ganz große Namen.
Credit-Märkte
Im Gegensatz zu den unveränderten Kassamärkten wurden an den CDS-Märkten leichte Spreadeinengungen verzeichnet. Im Fokus stehen derzeit insbesondere die massiven Abflüsse bei Retail-Investoren im US High-Yield (HY) Markt, was sich auch negativ auf das Sentiment bei EUR HY Anleihen auswirkt. S&P hat den Spirituosenhersteller Remy Cointreau aufgrund der schwachen Umsatzentwicklung um ein Notch auf BB+ hinabgestuft. Da es sich dabei um das zweite HY Rating handelt, dürften die Anleihen des Unternehmens in die entsprechenden Indizes aufgenommen werden. Als Reaktion auf das IPO hat S&P den Baustoffproduzenten Braas Monier um ein Notch auf B+ heraufgestuft und dabei einen positiven Ausblick vergeben.
Zentral- und Osteuropa
- Nach anfänglichen Aufwertungstendenzen schwenkten die Währungen der CEE-Region gestern durchwegs in eine Schwächephase ein.
- An den lokalen CEE-Anleihenmärkten fand gestern eine weitere Ausverkaufsrunde statt, wobei ungarische Staatsanleihen die Hauptlast der ernüchterten Risikobereitschaft trugen.
- Aufgrund der gestiegenen Volatilität an den globalen Märkten wegen der ukrainisch-russischen Krise und der schwachen Industrieindikatoren aus China notiert der Eurobondmarkt eine Spur tiefer.