Commerzbank: Chinas Einkaufsmanagerindex für Dienstleistungen auf Rekordtief
In China haben die Konjunkturdaten zuletzt positiv überrascht. Nicht nur das Wirtschaftswachstum im 2. Quartal, sondern auch die Frühindikatoren weisen auf eine zunehmende Wachstumsdynamik hin. Einen Dämpfer gab es jetzt vom HSBC-Einkaufsmanagerindex für Dienstleistungen, der im Juli von 53,1 auf 50,0 Punkte fiel (niedrigster Wert seit Beginn der Zeitreihenerhebung 2005). HSBC-Chefvolkswirt für China, Qu Hongbin, erklärte den Dämpfer mit einem anhaltenden Abflauen der Geschäfte am Immobilienmarkt in den Städten, der von der chinesischen Regierung aufgrund steigender Preise gebremst wurde. Wir rechnen damit, dass die Regierung gegensteuert um das Wachstum auch in diesem Sektor wieder zu unterstützen.
Zinsen und Anleihen
An den Rentenmärkten fehlte es gestern an starken Impulsen. Diese kamen am ehesten vom besser als erwarteten US-Einkaufsmanagerindex für das Dienstleistungsgewerbe (Juli: 58,7 nach 56,0), der immerhin auf ein neues Nachkrisenhoch anzog. Insoweit ist davon auszugehen, dass die zuletzt wieder etwas abgeklungene Marktdebatte um das Timing der US-Leitzinswende bald wieder aufflammt. Vielleicht schon kommende Woche, denn bis dahin ist der US-Makrokalender sehr dünn bestückt. Die Einkaufsmanagerindizes (Dienstleistungen) im Euroraum brachten dagegen wenig neue Erkenntnisse. Vom Krisenherd in Nahost kamen leichte Entspannungssignale, ob sie freilich lange währen, steht auf einem anderen Blatt. Auch ist die russische Truppenkonzentration an der ukrainischen Grenze dazu angetan, die Risikoaversion wieder ansteigen zu lassen. Der EUR bröckelte gestern gegenüber dem USD abermals leicht ab, der deutlich besser als erwartete ISM-Index tat ein Übriges. Auch wenn der Zeitpunkt für eine Leitzinswende noch in einiger Ferne liegt, ist doch klar, dass die Fed diesen Schritt lange Zeit vor der EZB machen wird. Angesichts dessen ist ein schwächerer Euro vorgezeichnet. Der schwächere Euro ist ganz im Sinne der EZB. Um in diese Kerbe zu stoßen, wird sie bei ihrer Ratssitzung morgen Fantasie auf eine neuerliche Auflockerung der Geldpolitik wachhalten und Bereitschaft zu einer quantitativen Lockerung signalisieren, falls die Deflationsrisiken zunehmen sollten. Wichtig heute: Die deutschen Auftragseingänge. Und: Löst sich Italien vollends aus der Rezession?
Aktien
Die europäischen Börsen tendierten uneinheitlich. Die Performanceunterschiede auf Länderebene waren recht groß. Unter Druck stand vor allem die Peripherie. Die Leitindizes in Spanien und Italien verloren 1,4% bzw. 1,6%. Der Dax stieg um 0,4%. Nach den Nackenschlägen der vergangenen Tage fehlt den Anlegern offenbar nach wie vor die Zuversicht. Das zeigt sich u.a. auch daran, dass gute Quartalszahlen wie bspw. bei BMW (+0,1%) nicht unbedingt mit spürbaren Kursaufschlägen belohnt werden. Das galt allerdings nicht für die Aktie der Deutschen Post, deren solide Quartalszahlen mit einem Kursplus von 2,2% honoriert wurden. In der zweiten Reihe verlor die Aktie von Bilfinger nach der zweiten Gewinnwarnung fast 10%. Auf europäischer Sektorebene waren tendentiell eher defensive Sektoren gefragt, was nicht gerade für eine baldige Erholung der Aktienmärkte spricht. Die stärksten Einbußen gab es in den Branchen Automobile (-1%), Reise & Freizeit und Banken (jeweils -0,8%). Die Börsen in den USA tendierten ebenfalls schwächer. Der Dow Jones-Index verlor 0,8%. Neben den schwächeren Konjunkturdaten aus China (PMI für Dienstleistungen) beunruhigte die Börsianer v.a. die kritische Situation an der russisch-ukrainischen Grenze. Auf Sektorebene notierten alle Bereiche im Minus. Tagesverlierer waren Energieaktien, die im Schnitt um rd. 2,1% sanken (Verbrauchsgüter: -0,5%). Die Börsen in Asien tendierten leichter. Lediglich chinesische Festlandaktien verbuchten noch leichte Gewinne. Der Nikkei 225 verlor 1,1%. Der Yen wertete ggü. dem US-Dollar leicht auf.
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