RZB: Adidas, ArcelorMittal, Banco Espirito Santo und US-Arbeitsmarktbericht im Blickpunkt
Eine datenreiche Woche findet mit den heutigen Hochkarätern einen würdigen Abschluss. Zum Aufwärmen hat der Finanzmarkt am Vormittag die noch fehlenden Ergebnisse der Einkaufsmanagerindizes (PMI) für das Verarbeitende Gewerbe einzelner Euroländer zu verarbeiten. Die vorliegenden Schnellschätzungen lassen auf weitgehend unveränderte Werte in den meisten Ländern wie z. B. Spanien und Italien schließen. Am Nachmittag erfolgt dann mit dem Arbeitsmarktbericht und dem ISM Index für das Verarbeitende Gewerbe ein Informationsdoppelschlag aus den USA. Der Beschäftigungszuwachs außerhalb der Landwirtschaft lag im ersten Halbjahr mit durchschnittlich 231 Tsd. pro Monat über dem seit Anfang 2011 etablierten Trendzuwachs. Dies spricht dafür, dass das Beschäftigungsplus wieder einmal etwas geringer ausfällt, ohne deswegen den positiven Langfristtrend in Frage zu stellen. Wir rechnen daher für Juli mit einem etwas geringeren Stellenplus als der Konsens. Die Arbeitslosenquote hat ihren Abwärtstrend seit Jahresbeginn ebenfalls beschleunigt. Hier rechnen wir nach dem deutlichen Rückgang im Juni mit einer Stagnation bei 6,1 %. Für den ISM Index sind wir optimistischer gestimmt als der Konsens. Auch wenn gestern der Chicago PMI mit einem Rückgang um zehn Punkte enttäuscht hat, deuten die vorliegenden Stimmungsumfragen für die Regionen New York, Philadelphia und Richmond auf einen deutlichen Anstieg auf 56,5 Punkte hin. Neben den Daten könnten Ratingentscheidungen für den Markt von Interesse sein. Laut Ratingkalender haben heute die großen Agenturen für Griechenland und die Slowakei (Moody’s) und nochmals die Slowakei (S&P) die Möglichkeit, eine erneuerte Einschätzung bekannt zu geben.
Aktienmärkte
Wichtige US-Aktienindizes fielen gestern signifikant. Der Dow Jones Industrials notiert somit aktuell wieder dort, wo er zu Beginn des Jahres startete. Dazu trugen die aktuellen geopolitischen Spannungen, die Aussicht auf ein baldiges Ende von QE, ein schwacher Chicago PMI und schlechte Nachrichten von Unternehmensseite bei. Hier ist allen voran ExxonMobil zu nennen, wo den Investoren im Zuge des Quartalberichts die niedrigste Öl- und Gasproduktion in fast fünf Jahren sauer aufstieß. Unter Abgabedruck kam auch der Aktienkurs der Nummer 1 am Sportartikelmarkt Nike. Das Unternehmen geriet in den Sog der heftigen Gewinnwarnung seines Rivalen adidas. Angesichts dieser Vorgaben aus Übersee fällt das Kursminus bei den japanischen Leitindizes heute nicht dramatisch aus. Unterstützung bieten wirtschaftliche Expansion signalisierende PMIs in Japan und China. Auch die japanische Berichtssaison ist bislang als solide einzuordnen. Die aktuellen Futures-Indikationen lassen an den europäischen Börsenplätzen eine moderat negative Handelseröffnung erwarten. Im Fokus stehen heute zahlreiche wichtige Wirtschaftsdaten und interessante Unternehmensergebnisse. Hier hat die französische Großbank Société Générale auf den ersten Blick die Konsenserwartungen übertroffen, der Stahlriese ArcelorMittal hingegen verfehlte die Analystenerwartungen und kappte die Geschäftsprognose.
Credit-Märkte
Nachdem die Banco Espirito Santo am Mittwoch nach Börsenschluss einen Halbjahresverlust von EUR 3,6 Mrd. veröffentlichte brachen gestern die nachrangigen BES-Anleihen um rund 21 Punkte ein. Die im November 2013 emittierte 7,125 % BES 2023 Nachranganleihe notiert aktuell bei ungefähr 55 % von Par. Der Preis der im Jänner 2014 4,000 % BES 2019 Senioranleihe liegt bei etwa 90 % von Par. Die Prämie für eine fünfjährige Versicherung per Credit Default Swap gegen einen BES Zahlungsausfall explodierte von 430 BP auf 670 BP. Analysten zu Folge liegt der Kapitalbedarf bei bis zu EUR 4 Mrd. Laut unseren Berechnungen dürfte der Kapitalbedarf bei etwa EUR 2,5 Mrd. liegen. Im Zusammenspiel mit dem technischen Zahlungsausfall Argentinien stiegen gestern die Risikoprämien deutlich (iTRAXX Main +3 Punkte auf 65 Punkte).
China
Heute Morgen wurden die chinesischen Einkaufsmanagerindizes (PMI) für das verarbeitende Gewerbe für Juli veröffentlicht. Der offizielle vom Nationalen Statistikbüro (NSB) veröffentlichte PMI übertraf mit einem Anstieg von 51,0 auf 51,7 Punkte die Erwartungen (51,4 Punkte). Der von HSBC gerechnete PMI verfehlte dagegen mit 51,7 Punkten knapp den Wert des vorläufigen PMI (52 Punkte), verzeichnet aber immer noch ein Plus von 1 Punkt gegenüber dem Vormonat. Bei beiden Indizes verbesserten sich Produktion und Neuaufträge deutlich. Die chinesischen Aktienmärkte eröffneten heute Morgen aufgrund der negativen Vorgaben aus den etablierten Märkten mit Verlusten. Die positiven PMIs verbesserten das Sentiment allerdings ein wenig. Die Festlandmärkte schwingen aktuell zwischen Gewinnen und Verlusten, chinesische Aktien in Hongkong verzeichnen weiterhin ein Minus.
Zentral- und Osteuropa
- Bei ihrer gestrigen Zinssitzung beließ die tschechische Zentralbank ihre geldpolitischen Rahmenbedingungen unverändert, wies jedoch darauf hin, dass ein Ende des Interventionsregimes bei EUR/CZK 27,0 vor 2016 unwahrscheinlich sei.
- Der gestrige Ausverkauf an den lokalen Anleihemärkten der CEE-Region trifft die üblichen Verdächtigen am meisten.
- Die kurzfristige Stabilisierung des CEE-Eurobondmarkts bleibt erhalten. Nach der zügigen Verabschiedung der nötigen Gesetzgebung für den weiteren Erhalt von Geldmitteln des IWF im Parlament war am ukrainischen Markt eine positive Entwicklung zu beobachten.