Commerzbank: Der südkoreanische Kospi-Index notiert auf einem Dreijahreshoch
Während die unter Druck stehenden Aktienmärkte in Europa momentan v.a. unter den geopolitischen Konflikten in der Ukraine bzw. in Russland sowie in Israel leiden, erklomm der südkoreanische Leitindex ein Dreijahreshoch. Nach mehreren vergeblichen Anläufen übersprang der KOSPI die Marke von 2.060 Punkten. Damit sind die Chancen gestiegen, dass der Aktienmarkt sich in den kommenden Monaten dem bisherigen historischen Höchststand von 2.231 Punkten (27. April 2011) annähern kann. Seit Jahresbeginn legte der KOSPI um rd. 3,5% zu; der Won gewann ggü. dem USD mehr als 2%. Verantwortlich für den jüngsten Optimismus an der Börse in Südkorea zeichnen insbesondere fiskalpolitische Maßnahmen und Strukturreformen. Aufgrund der zuletzt etwas schwächeren konjunkturellen Entwicklung entschloss sich die Regierung, ein rd. 30 Mrd. EUR schweres Wachstumspaket ins Leben zu rufen. Auch die Notenbank signalisierte, dass sie gewillt sei, die Stimulusmaßnahmen mit einer expansiveren Geldpolitik zu unterstützen. Für Fantasie sorgten überdies die Pläne des neuen Finanzministers, wo-nach börsennotierte Gesellschaften künftig 70 bis 75% ihres Gewinns an die Eigentümer ausschütten, in Form von Lohnerhöhungen weitergeben oder in neue Projekte investieren sollen. Ansonsten droht eine Strafsteuer, die aber voraussichtlich erst Anfang 2015 in Kraft treten wird. Mit Hilfe dieser Maßnahme dürfte die derzeit magere Dividendenrendite des KOSPI-Index in Höhe von 1,2% sukzessive steigen. Ein zusätzlich positiver Aspekt ist die Liberalisierung des Hypothekenwesens. Künftig sollen weniger scharfe Eigenmittelvorgaben für den Kauf von Wohneigentum gelten. Bereits zuvor hatte die Regierung beschlossen, die hohe Exportabhängigkeit Südkoreas zu reduzieren. Gestärkt werden sollen vor allem kleine und mittlere Unternehmen, die derzeit noch häufig unter der Übermacht der großen Chaebols (Konglomerate wie Samsung) leiden. Alles in allem zielen die Maßnahmen in die richtige Richtung. Wir bestätigen daher unsere Übergewichtung für den Aktienmarkt in Südkorea.
Zinsen und Anleihen
Die schon am Mittwoch gemeldeten überraschend guten Wachstumszahlen aus den USA ließen gestern die Renditen der 10-jährigen US-Treasuries kurzzeitig auf 2,6% ansteigen. Bundesanleihen konnten sich dem Trend der letzten Tage nicht ganz entziehen – die Renditen für 10-jährige Anleihen legten etwa 6 Basispunkte zu und vollzogen damit den Renditeanstieg in den USA zu 50% mit. Die Aussicht auf höhere Zinsen brachte auch andere Finanzmarktsegmente unter Druck. Die Logik dahinter ist nicht immer nachvollziehbar, denn stärkeres Wachstum in den USA bedeutet, dass die Nachfrage immer weniger künstlich über die Geldpolitik befeuert werden muss, sondern dass langsam ein sich selbst verstärkender Aufschwung startet. Negative Auswirkungen auf die weltweite Nachfrage sind somit nur gegebenenfalls, die Fed zu früh bzw. zu stark auf die Bremse treten sollte. Danach sieht es zurzeit jedoch nicht aus. Die größere Gefahr ist, dass die US-Notenbank zu spät agieren wird und ihr wie 2006 die Situation entgleiten könnte. Vor diesem Hintergrund sind die heutigen US-Daten besonders interessant. Erfreulich fielen gestern die deutschen Arbeitsmarktdaten aus: Die Zahl der Arbeitslosen ging um 12.000 zurück, die Arbeitslosenquote verharrte aber auf 6,7%. Der Ausblick bleibt positiv; laut dem VDMA stiegen die Aufträge für Maschinen und Anlagen im Juni saisonbereinigt deutlich um 10% zum Vormonat an. Allerdings wurden die Bestellungen durch einige Großaufträge aus dem Ausland nach oben getrieben. Der Verband bleibt mit seinen Schätzungen für die zweite Jahreshälfte vorsichtig, da man einen negativen Effekt durch den Konflikt des Westens mit Russland befürchtet.
Aktien
Die europäischen Börsen tendierten gestern schwächer. Die Leitindizes verloren um bis zu 2,1% (Spanien). Verantwortlich für den teilweise starken Kursdruck zeichneten insbesondere eine Reihe von schwachen Quartalszahlen, die Sorge vor einer baldigen Zinswende in den USA sowie schwache Inflationsdaten aus der Eurozone. Die Erwartung eines fortgesetzt schwachen Euro führt ebenfalls tendenziell zu einem Verkauf von Aktien seitens ausländischer Anleger, da diese ansonsten Währungsverluste erleiden würden. In diesem Umfeld büßte der Dax rd. 1,9% ein. Nach enttäuschenden Geschäftszahlen verbuchten Adidas (-15,4%) und die Deutsche Lufthansa (-7,3%) die größten Kursverluste. FMC (+2,6%) und Fresenius (+3,7%) profitierten von der Vorlage solider Quartalszahlen. Die Aktien von Siemens und VW notierten trotz solider Zahlen leicht im Minus. Im MDax (-2,3%) standen ebenfalls viele Werte unter Druck. So büßte Osram weitere 2,9% ein. Auf europäischer Sektorebene erlitten alle Bereiche Verluste. Die stärksten Einbußen gab es in den Sektoren Finanzdienstleistungen, Chemie und Banken, die im Schnitt um 1,9% nach-gaben (Pharma: -0,2%). Die Börsen in den USA tendierten ebenfalls schwächer. Neben den oben aufgeführten Faktoren belastete auch die drohende Pleite Argentiniens. Der Dow Jones-Index verlor 1,9%. Die Notierung von Exxon Mobil gab trotz guter Quartalszahlen um 4,2% nach. Auf Sektorebene verloren Energietitel als Tagesverlierer im Schnitt 2,4%. Die Börsen in Asien tendierten ebenfalls etwas schwächer. Chinesische Festlandaktien notierten dagegen teilweise leicht im Plus. Der südkoreanische KOSPI sank nur leicht um 0,2%.