Commerzbank: Emerging Markets relativ besser als Industriestaaten
Der Marktkonsens und auch wir gingen zu Jahresbeginn davon aus, dass die Industriestaaten die globale Konjunktur 2014 ziehen werden und die EM über steigende Exporte davon profitieren. Bisher haben sich die Erwartungen für die Industriestaaten nicht erfüllt. Sie verzeichnen ein nur schleppendes Wachstum. Umso überraschender ist es, dass die EM einen positiven Überraschungstrend aufweisen. Vor allem die Frühindikatoren der beiden Schwergewichte China und Indien zeigen nach oben. Der Trend zu marktwirtschaftlichen Reformen in vielen EM, niedrige Verschuldungsquoten und auch die niedrigen Erwartungen begünstigen den derzeit positiven Überraschungstrend. Möglicherweise werden doch die EM zur Konjunkturlokomotive.
Zinsen und Anleihen
Bundesanleihen tendierten gestern per Saldo unverändert. Die Rendite 10-jähriger Bundesanleihen bewegt sich nahe ihrem Allzeittief. US-Treasuries gaben im Vorfeld der geldpolitischen Sitzung am Mittwoch leicht ab. Die Marktteilnehmer erhoffen von der Fed-Sitzung Hinweise auf den Zeitpunkt der ersten Leitzinserhöhung. Allerdings dürfte sich die Notenbank erst in der Sitzung im September dazu äußern, an die sich eine Pressekonferenz anschließt. Die Fed will ihre Kommunikation gut vorbereiten und dafür ein Konzept erarbeiten. Als Zeitpunkt der Einstellung der Anleihekäufe wurde der Oktober genannt. Staatsanleihen der EWU-Peripherie waren gestern stark gefragt, Vor allem portugiesische Staatspapiere erfreuten sich eines guten Zulaufs, nachdem die Ratingagentur Moody’s das Rating von Ba2 auf Ba1 heraufgestuft hatte. Für nächsten Freitag wird spekuliert, dass Moody’s das Rating Griechenlands von Caa1 gleich um zwei Stufen anheben wird. Den Überprüfungstermin für Griechenland im April hat Moody’s ohne Veränderung verstreichen lassen und damit stärkere Erwartungen für Freitag geweckt. Die Rendite 10-jähriger griechischer Staatspapiere sank auf 5,85%, sie lag letzten Mittwoch noch bei 6,27%. Die Rendite 10-jähriger spanischer Staatsanleihen fiel erstmals auf unter 2,5%. Russland wurde zur Zahlung von umgerechnet 40 Mrd. EUR, also rund 10% seiner Währungsreserven, an die früheren Eigner von Yukos verurteilt. Zudem werden Sanktionen erwogen, russische Bankanleihen in Fremdwährung vom Kapitalmarkt auszuschließen. Zunehmend wird Kapital aus Russland abgezogen. Der Rubel kommt bereits deutlich unter Druck und die Renditen steigen kräftig an.
Aktien
Während die chinesischen und japanischen Indizes dank positiver Konjunkturerwartungen und guter Unternehmensnachrichten weiter haussieren konnten, setzen die europäischen Märkte ihre Korrekturphase auch zum Auftakt der neuen Woche fort. Sowohl die Sorge vor einer Sanktionsspirale gegenüber Russland als auch die weiter eskalierenden Kriegshandlungen im Gazastreifen belasteten weiterhin. Aus konjunktureller Sicht zeigten die schwebenden Hausverkäufe, dass die Erholung des US-Immobilienmarkts sich weiter schwierig gestaltet. Im Dax 30 gerieten vor allem die Automobilwerte unter Druck (Daimler: -3,2%, BMW und VW jeweils -2,2%), nachdem ihnen von chinesischen Wettbewerbsbehörden eine zu ambitionierte Preisgestaltung vorgeworfen wurde. Auf der Seite der Gewinner standen lediglich die als defensiv angesehenen Werte. Etwas ausgeglichener gestaltete sich der Handel im EUROSTOXX 50. Schwächste Branche war allerdings auch hier mit klarem Abstand der Automobilsektor (-2%), während vor allem die Energiewerte (+0,7%) zulegen konnten. An der Wall Street zeigten sich die Indizes fast unbewegt. Im Fokus standen vor allem Übernahmen in den Segmenten Discounter und Immobilien-Websites. Sehr fest präsentierten sich hier die Versorger (+1,5%), während vor allem Industrie und Nahrungsmittel (beide -0,5%) nachgaben. In Südostasien setzt sich der freundliche Grundton auch heute Morgen weiter fort. Die europäischen Börsen sollten mit diesen Vorgaben einen Erholungsversuch starten. Im Fokus stehen besonders die zahlreichen Quartalsberichte.