Commerzbank: Test des Allzeittiefs bei Bundesrenditen wahrscheinlich
Seit Jahresbeginn geht die Rendite 10-jähriger Bundesanleihen zurück; vergangene Woche erreichte sie mit 1,14% ein neues Jahrestief. Grund für den Abwärtstrend der Renditen ist die lockere Geldpolitik der EZB. Aufgrund der niedrigen Inflationsraten (Juni: 0,5% J/J) und der sehr zögerlichen Konjunkturerholung im Euroraum hat die EZB die Leitzinsen im Juni noch einmal gesenkt und eine großzügige Liquiditätszufuhr beschlossen. Zudem unterstützt die Suche nach Sicherheit aufgrund der Ukraine-Krise erstklassige Staatsanleihen. Es ist sehr wahrscheinlich, dass die Rendite 10-jähriger Bunds das Allzeittief von 2013 (1,12%) noch einmal testet, bevor eine restriktivere Geldpolitik der US-Notenbank für höhere Renditen sorgen dürfte.
Zinsen und Anleihen
Am gestrigen Handelstag wurden keine relevanten Makrodaten veröffentlicht. Auch von Seiten der Notenbanken gab es keine neuen Wortmeldungen. Daher war der Blick der Marktteilnehmer voll und ganz auf die geopolitischen Krisen gerichtet. Im Mittelpunkt stand dabei der Abschuss der malaysischen Passagiermaschine über dem Osten der Ukraine. Auch wenn weiterhin unklar ist, wer den Absturz letztlich verursacht hat, wird in der westlichen Politik Russland als politisch verantwortlich gesehen – mit möglichen weitreichenden Konsequenzen. Neue Sanktionen werden diskutiert, wie das voll-ständige Abschneiden der russischen Wirtschaft von Kreditmärkten in Europa und den USA. Dies würde einen raschen Kollaps der russischen Volkswirtschaft nach sich ziehen. Bereits die vergleichsweise milden Sanktionserweiterungen, die schon vor dem Absturz in Kraft traten sorgten für Turbulenzen an den internationalen Börsen. Entsprechend verharrten die Marktteilnehmer gestern in einer gespannten Ruhe. Staatsanleihen mit bester Bonität aus den USA, Frankreich und Deutschland waren als sicherer Hafen zwar gesucht, die Kurse bewegten sich aber nur sehr geringfügig. Am heutigen Tag sollte abermals der Blick auf die Ukraine gerichtet sein. Nach der UN-Resolution zur umfassenden Aufklärung des Absturzes steht heute ein Treffen der EU-Außenminister auf der Tagesordnung. Der Ton in Richtung Moskau sollte an Schärfe gewinnen, wovon Bundesanleihen abermals profitieren würden. Neue Renditetiefs liegen in der Luft (siehe auch im Blickpunkt). Während die Verbraucher-preise in den USA heute zeigen sollten, dass die extrem niedrigen Inflationsraten der Vergangenheit angehören, sollten die geopolitischen Risiken überwiegen. Es ist abermals mit einem freundlichen Rentenmarkt zu rechnen.
Aktien
Auch zum Auftakt der neuen Woche setzten die europäischen Aktienmärkte ihren negativen Trend weiter fort. Belastend wirkten vor allem die unverändert andauernden kriegerischen Auseinandersetzungen im Nahen Osten und der Ukraine. Im deutschen Leitindex Dax 30 gab es keine Gewinner, am besten hielten sich noch Technologiewerte und Versorger. In der zweiten Reihe standen die Aktien von Sky Deutschland (+4,5%) im Fokus. Getrieben von Übernahmephantasien legten die Aktien des Bezahlsenders deutlicher zu. Auch im EUROSTOXX 50 konnten sich vor allem Technologiewerte (+0,2%) stabil präsentieren. Ohne Kursdruck blieben daneben nur die Aktien der Branchen Grundstoffe und Versorger, während vor allem Automobile, Banken (je -1,2%) und Versicherer (-1,1%) schwächer tendierten. Besonderes Interesse fanden Titel, die Quartalszahlen präsentierten. Philips konnte lediglich in der Sparte „Consumer Lifestyle“ überzeugen und notierten nach einem freundlichen Start letztendlich leichter (-0,4%). An der Wall Street halten sich die Abschläge wegen der geopolitischen Sorgen weiterhin in Grenzen. Gestern dämmten die wichtigsten Indizes ihre Verluste im Handelsverlauf ein und schlossen nur wenig verändert. Schwach entwickelten sich nach einem Gerichtsurteil die Aktien von Tabakunternehmen. Leicht zulegen konnten lediglich Energietitel (+0,2%). Die asiatischen Märkte tendieren heute Morgen vergleichsweise freundlich. Mit diesen Vorgaben dürften auch die europäischen Börsen zu einem erneuten Erholungsversuch ansetzen.