RZB Tageskommentar: ASML, Bank of America, Espirito Santo und Staatsanleihen im Blickpunkt
Die gestrigen US Konjunkturdaten fielen in Summe gut aus. Der auf den ersten Blick enttäuschende Einzelhandelsumsatz im Juni sieht auf den zweiten Blick gar nicht mehr so enttäuschend aus (Aufwärtsrevision Vormonate, deutlicher Anstieg der Kernumsätze, d.h. ohne Autos, Kraftstoffe und Baumaterialien). Zudem schwang sich der Empire State Manufacturing Index im Juli zum höchsten Stand seit April 2010 auf. Die Anhörung von Fed-Präsidentin Yellen vor dem Bankenausschuss des Senats wurde an den Märkten unterschiedlich interpretiert. Am Rentenmarkt pendelte sich der Kurs des T-Note Futures nach kurzem Auf und Ab zum Handelsschluss auf dem Niveau von unmittelbar vor der Anhörung ein. Am Devisenmarkt hinterließen Yellens Äußerungen dagegen mehr Eindruck. Der Dollar gewann zum Euro 1/2 Cent auf 1,356 EUR/USD. Hier zeigt man sich wohl beeindruckt davon, dass Yellen ihre Äußerung von der jüngsten Pressekonferenz wiederholte, der zufolge die Fed bereit sei, den Leitzins früher und starker anzuheben als bis dato ins Auge gefasst, sollte die Arbeitslosigkeit rascher sinken bzw. die Inflation schneller das Fed-Ziel erreichen als von den Währungshütern erwartet.
Auch heute stehen wieder einige US-Daten auf dem Programm. Für die Industrieproduktion erwarten wir im Juni erneut ein Plus, womit ein starkes zweites Quartal abgerundet werden würde. Bei den Erzeugerpreisen dürfte es im Vormonatsvergleich erneut einen Anstieg gegeben haben, die Vorjahresrate könnte dagegen aufgrund eines Basiseffekts leicht gesunken sein.
Aktienmärkte
Trotz mehrheitlich guter Unternehmenszahlen fiel die Entwicklung der wichtigsten US-Aktienindizes gestern nicht überzeugend aus. Während JPMorgan und Goldman Sachs mit ihren Quartalsberichten positiv aufzeigten, sorgten Kommentare von Seiten der US-Notenbank bezüglich der Bewertungen von kleineren Unternehmen wie auch von Titeln aus dem Bereich Biotechnologie oder Soziale Medien für Zurückhaltung. Nach Börsenschluss hat Intel einen besser als erwarteten Ausblick für das dritte Quartal präsentiert. Die Aktie konnte dementsprechend nach Handelsende um mehr als vier Prozent zulegen. Heute stehen wieder etliche Unternehmensberichte zur Veröffentlichung an. Wichtig sollte insbesondere jener von Bank of America sein. In Europa hat heute schon ASML leicht über den Erwartungen liegende Zahlen präsentiert. Allerdings blieb man beim Ausblick hinter den Konsensusschätzungen zurück. Die europäischen Aktienmärkte sollten heute zu Handelsbeginn keine großartigen Veränderungen vorweisen.
Credit-Märkte
Das Hypotheken Covered Bond Programm der Banco Espirito Santo wurde von Moody’s von Baa2 auf Ba1 hinabgestuft. Innerhalb der Espirito Santo Gruppe bereitet das Unternehmen Rioforte den Gläubigerschutz vor. Der am Montag begebene Pfandbrief der Deutsche Genossenschafts-Hypothekenbank war der meist überzeichnete EUR 500 Mio. Covered Bond aus Deutschland in diesem Kalenderjahr. Die Deutsche Bahn preiste eine EUR 300 Mio. Anleihe (Laufzeit 2020; 3mE+30 BP). Europcar plant eine EUR 350 Mio. 7NC2.5 Anleihe, mit dem Ziel die bestehenden 2017 Anleihen zu refinanzieren. Darüber hinaus plant das Unternehmen Winoa eine EUR 260 Mio. 6NC2 Senior Secured Emission.
China
Das chinesische BIP-Wachstum fur Q2 lag auf Jahresbasis mit 7,5 % p.a. knapp über den erwarteten 7,4 % p.a. (Q1: 7,4 % p.a.) und ebenso auf Quartalsbasis mit 2 % p.q. (Konsensus-Schätzung: 1,8 % p.q., Q1: revidierte 1,5 % p.q.). Auch die Industrieproduktion für Juni lag mit 9,2 % p.a. etwas über den Erwartungen (9 % p.a.), Einzelhandelsumsätze mit 12,4 % p.a. dagegen etwas darunter (Konsensus-Schätzung: 12,5 % p.a.). Beide Bereiche verzeichneten allerdings eine Beschleunigung gegenüber Mai. Ebenso die Sachanlageinvestitionen, die genau in den Erwartungen lagen und im ersten Halbjahr insgesamt um 17,3 % zulegten, verglichen mit 17,2 % in der Periode Januar-Mai. Chinesische Aktien reagierten gemischt. So drehte der HSCE Index nach einer ersten leicht positiven Reaktion im Laufe des Handelstages ins Minus. Anscheinend hat der Markt auf schlechtere Konjunkturdaten und somit verstärkte geldpolitische Lockerung gehofft.
Zentral- und Osteuropa
- Aufgrund der angespannten Lage in der Ukraine bleibt der russische Rubel auf der schwächeren Seite.
- Die gestrige Auktion türkischer Staatsanleihen stieß auf starkes ausländisches Interesse, was zusätzlich für eine Zinssenkung am nächsten Donnerstag spricht.
- In Mazedonien wird derzeit eine Roadshow für eine Eurobondemission durchgeführt.