Commerzbank: Goldpreis steigt, trotz negativer Meldungen und fällt ohne gewichtigen Anlass
Seit Anfang Juni stieg der Goldpreis bis Ende letzter Woche um rund 100 USD/Feinunze. Dies ist vor allem deswegen bemerkenswert, da die Nachfrage Asiens saisonal schwach ist, die Hoffnungen auf eine Senkung der indischen Importsteuer von 10% auf 6% enttäuscht wurden und Goldproduzenten wieder beginnen, sich gegen einen Goldpreisrückgang abzusichern. Die vom Volumen dominante asiatische Nachfrage ist derzeit saisonal und wegen der Konsolidierung nach den enormen Käufen 2013 schwach, aber dennoch vorhanden. Zu bedenken ist, dass sie 2014 um ca. 1.000 t fallen könnte und der Markt wäre immer noch im Gleichgewicht. Das Angebot verringert sich nämlich durch das Auslaufen der ETF-Verkäufe (2013 880t) und das rückläufige Recycling (Q1 -35t gg. Vj.) signifikant. Eine noch leicht steigende Minenproduktion (Q1 +19t gg. Vj.) sowie Absicherungsgeschäfte von Produzenten (Q1 +9t gg. Vj.) fallen dagegen kaum ins Gewicht. Bei der Minenproduktion ist zudem zu erwarten, dass der Zenit bald überschritten wird. Die Absicherungsgeschäfte (Terminverkäufe) von Produzenten könnten sich aber deutlich erhöhen. Das Potential ist angesichts eines globalen Absicherungsvolumens von nur noch 87t vorhanden (Ende der 1990er Jahre über 3.000t). Aber wir rechnen nicht mit einer Rückkehr zum Hedging im großen Stil, schon alleine da die Produktionskosten wieder zu steigen beginnen. Dadurch besteht die Gefahr, dass die Margen bei einer Preisfixierung durch den Kostenanstieg aufgefressen werden. Angesichts des engen Angebots genügen schon leichte Nachfrageimpulse, um die Preise nach oben zu bewegen. So beginnt die Investmentnachfrage zurückzukehren: Am US-Terminmarkt wurde wieder stärker auf steigende Goldpreise gesetzt und ETFs verzeichneten leichte Zuflüsse. Dies birgt aber auch das Risiko, von Gewinnmitnahmen, die angesichts der saisonalbedingten Marktenge auch empfindlich ausfallen können, wie der gestrige Tag zeigt.
Zinsen und Anleihen
An den Rentenmärkten blieb das Geschehen gestern ruhig. Die Risikoaversion, welche die vergangene Woche geprägt hatte, ebbte zwar ab, doch blieben die Renditen von 10-jährigen Bundesanleihen und US-Treasuries auf niedrigem Niveau. Dazu tragen ganz erheblich die geldpolitischen Erwartungen bei. So ist es der EZB gelungen, diese auf extrem niedrigem Niveau zu verankern; bis Ende 2016 rechnet der Markt de facto mit einem unveränderten Leitzins. Auch die Fed dürfte mit ihrer Erwartungssteuerung bisher sehr zufrieden sein. Bemerkenswert ist jedenfalls, dass die Leitzinserwartungen (auf Basis der Fed Funds Futures) per Ende 2015 derzeit fast auf den Basispunkt genau auf demselben Niveau wie zum Jahresbeginn liegen. Und dies, obwohl sich seither die Lage am Arbeitsmarkt, der zurzeit zentralen Zielgröße der Fed, erheblich verbessert hat. So wurden im ersten Halbjahr 2014 im Monatsmittel 231.000 neue Arbeitsplätze geschaffen, im 2. Halbjahr 2013 waren es 185.000. Zudem ging die Arbeitslosenquote seit Dezember von 6,7% auf 6,1% im Juni zurück, während die Verbraucherpreise anzogen. Bei ihrer heutigen Anhörung im US-Senat zur Lage der US-Wirtschaft dürfte Fed-Chefin Yellen die bisherige Haltung bestätigen: Dem Ende der Anleihekäufe im Oktober folgt ein längeres Abwarten, bis schließlich die erste Zinsanhebung erfolgt. Doch wird diese Botschaft bei einer weiteren Besserung der Makro-Daten den Markt nicht ewig in Sicherheit wiegen, da sie dann schlicht unglaubwürdig wird. Aber auch wenn die Fed Richtung Herbst die Neigung zu einer früher als jetzt eingepreisten Leitzinswende (3. Quartal 2015) signalisiert, dürfte es am US-Bondmarkt auch passend zu Jahres-zeit etwas ungemütlicher werden.
Aktien
Zum Wochenstart konnten die europäischen Aktienbörsen den am Freitag begonnenen Erholungstrend deutlich ausweiten. Dieses dürfte wesentlich dem Umstand geschuldet sein, dass – nach dem ersten Schrecken – kein Marktteilnehmer mehr ernsthaft an ein Übergreifen der Probleme der portugiesischen Großbank Banco Espirito Santo auf den europäischen Bankensektor glaubt. Dem Zusammentreffen von Präsident Putin und Kanzlerin Merkel während des WM-Endspiels dürfte hingegen nur Beschwichtigungscharakter hinsichtlich der andauernden Ukraine-Krise beizumessen sein. Besonders im Fokus standen einen Tag nach dem WM-Finale die Aktien von adidas (+2,7%), die sowohl von einer Brokerempfehlung als auch den Aussagen von Konzernchef Hainer profitierten, der die WM als „vollen Erfolg“ für sein Unternehmen einstufte. Die Titel der Deutschen Bank (+2,3%) und der Commerzbank (+1,9%) konnten sich merklich erholen, unterstützt durch die guten Zahlen der Citigroup. Im Branchentableau des Euroraums gab es in diesem Umfeld keine Verlierer, neben Banken (+1,2%) konnten vor allem Grundstoffe (+1,5%) positiv hervorstechen. An der Wall Street sorgten vor allem Übernahmephantasien im Pharmabereich und die guten Zahlen der Citigroup dafür, dass der Leitindex Dow Jones im Tagesverlauf einen neuen Rekordwert erzielte. Besonders der IT-Sektor (+0,8%) konnte zulegen, während nur Versorger (-1,2%) schwächer tendierten. Auch die asiatischen Börsen können heute Morgen ihren freundlichen Wochenauftakt fortsetzen. Die europäischen Märkte hingegen werden kaum verändert erwartet.