Commerzbank: Lufthansa - was macht der neue Chef anders sein Vorgänger?
Der neue Chef Carsten Spohr präsentierte einige Wochen nach Amtsantritt seine strategischen Überlegungen für die Fluglinie. Die strukturellen Probleme sind bekannt: Die Fluglinie leidet unter strukturellen Problemen wie harter Konkurrenz durch Langstreckenlinien aus dem Mittleren Osten und durch europäische Billigflieger auf der Kurzstrecke. Dazu kommen noch branchenweit Überkapazitäten, auch im Frachtbereich. Der Vorstand gibt auf diese Situation wenig überraschende Antworten, auf die der Markt in den letzten Tagen bereits vorbereitet wurde. Die Lufthansa weitet das Billigangebot auf der Kurzstrecke über Germanwings/Eurowings aus und will erstmals eine Billiglinie im Langstreckenbereich einführen. Das Kapazitätswachstum wird sich verlangsamen. Im Frachtgeschäft gibt es Kürzungen. Auf der Agenda stehen Qualitätsverbesserungen in der Kernmarke und schnelleres Wachstum außerhalb der Passage (Technik und Catering), dazu weitere Kosteneinsparungen über das laufende Restrukturierungsprogramm SCORE hinaus. Die Umsetzung der angekündigten Maßnahmen ist kein Selbstläufer. Über ein Billigkonzept auf der Langstrecke haben in der Branche schon andere Anbieter nachgedacht, ein erfolgreiches Konzept gibt es aber bisher noch nicht. Dazu sind Einsparungen bei Personalkosten aufgrund des hohen Gewerkschaftseinflusses bei der Lufthansa immer schwierig. Positiv ist jedoch, dass alle im Kapitalmarkt zuletzt diskutierten Probleme der Airline adressiert werden. Die Gewinnziele hatte der neue Vorstand bereits vor einiger Zeit nach unten korrigiert und damit einen Kursrutsch ausgelöst. Die Unternehmensspitze legte sich dadurch die Messlatte niedriger und baute Druck in den anstehenden Tarifverhandlungen auf. Auf der aktuellen Basis sehen wir jetzt den Kurs nach unten erst einmal stabilisiert.
Zinsen und Anleihen
Die Rückkehr der Risikoaversion: So könnte man den gestrigen Tag betiteln. An den Märkten ließ sich ein lange nicht gesehenes Muster erkennen. Titel mit bester Bonität, wie deutsche, britische oder US-amerikanische Staatsanleihen waren gesucht – Papiere aus der Euro-Peripherie, aber auch weitere risikoreichere Anlageformen wie Aktien wurden verkauft. Hintergrund der erhöhten Risikowahrnehmung ist eine verzögerte Rückzahlung von Geldmarktpapieren einer internationalen Tochter der Banco Espirito Financial Group in Portugal. Die umfangreichen Verflechtungen dieser Gruppe schüren die Angst, dass von einem etwaigen Schuldenschnitt weitere Unternehmen und letztlich auch der Staat betroffen sein könnten. Dazu kamen enttäuschende Daten zur Industrieproduktion aus Frankreich und Italien. Die Eurokrise ist damit zwar noch nicht wieder zurück, diversen Marktteilnehmern wurde bewusst, dass die bisherige Ruhe trügerisch war. Die Renditen von portugiesischen und spanischen aber auch italienischen Staatsanleihen stiegen im Tagesverlauf deutlich an. 10-jährige Bundesanleihen rentierten zwischenzeitlich bei unter 1,17% und damit nur knapp über ihrem Allzeittief vom 02.05.2013. Der gestrige Tag zeigt, wie fragil das Vertrauen insbesondere gegenüber den Peripheriestaaten der Eurozone ist. Oder anders ausgedrückt: Gestern zweifelten die ersten Investoren, ob die Renditen für die eingegangen Risiken wirklich hoch genug sind. Der gestrige Tag könnte ein Vorgeschmack auf die höhere Volatilität sein, welche im Zuge der wohl im Herbst anstehenden Leitzinsdebatte in den USA aufkommen sollte. Die Bank of England (BoE) beließ gestern die Geldpolitik für Großbritannien erwartungsgemäß noch unverändert. Als sicher gilt allerdings, dass die BoE die erste der großen Notenbanken sein wird, die den Leitzins wieder anhebt.
Aktien
An den europäischen Aktienmärkten ging es gestern deutlich abwärts. Trotz guter Vorgaben aus den USA und z.T. auch aus Asien rutschten die Indizes schnell ins Minus. Am stärksten waren dabei die Euro-Länder und hier die Peripherie betroffen. Dabei kamen im Wesentlichen zwei Faktoren zusammen, die dafür sorgten, dass das zuvor in Übersee positiv aufgenommene Fed-Protokoll auf europ. Aktien keine Wirkung hatte. Zum einen gab es schwache Industrieproduktionszahlen aus Frankreich und Italien, die die ohnehin latent vorhandene Sorge um die Konjunktur im Euroraum verschärften und zum anderen wurden die Lage rund um die portugiesische Bank Banco Espirito Santo (-17,2%) als Anlass für Abgaben genutzt. Das Geschehen ließ bei einigen Investoren Erinnerungen an die heiße Phase der Finanzkrise aufkommen. Der portugiesische PSI 20 verlor gut 4% und der spanische IBEX 2%. Die konjunktursensiblen Chemiewerte (-1,9%) und die Banken (-1,7%) führten die Verlierer an. Trotz des schwierigen Umfeldes wurden gute Quartalszahlen u.a. von Burberry (+3,2%) und Gerresheimer (+3,5%) dennoch gewürdigt. Für schwache Zahlen war der gestrige Tag allerdings ein ungünstiger Zeitpunkt, wie z.B. die Ölservicetitel Fugro (-19,5%) und CGG (-7,3%) feststellen mussten. Die US-Märkte starteten schwach, konnten sich aber im Verlauf von den Tagestiefs lösen. Die guten Arbeitsmarktdaten reichten allerdings nicht für einen kompletten Stimmungswandel. Auf der Branchenebene gab es klare Umschichtungen von Zyklikern in defensive Sektoren. Telekoms und Versorger (+0,8% bzw. +0,6%) schlossen als einzige Sektoren im Plus. In Japan sorgte der steigende Yen dafür, dass der Nikkei den fünften Tag in Folge im Minus notiert. Im übrigen Asien zeigen sich die Märkte sehr uneinheitlich und die Performance reicht von +0,6% in Singapur bis zu -1,7% in Jakarta.