Commerzbank: USA – Aufschwung in der zweiten Jahreshälfte mit mehr Elan
Der ISM-Index blieb im Juni zwar leicht hinter den Analystenschätzungen zurück – mit 55,3 Punkten signalisiert der Index aber ein solides Wachstum, das mit einer kontinuierlich verbesserten Auslastung der Betriebe und einer steigenden Beschäftigung einhergeht. Bei der Betrachtung der Unterkomponenten fällt positiv auf, dass sowohl der Produktionsindex (60,0 Punkte) wie auch der Index für die Neuaufträge (58,9 Punkte) weiterhin auf hohem Niveau liegen. Demgegenüber fällt die Beschäftigungskomponente mit (52,8 Punkten) etwas ab. Die Zuwächse bei der Exportnachfrage haben sich im Vergleich zu Mai und April etwas abgeflacht (54,5 Punkte). Nach dem enttäuschenden ersten Quartal nimmt die US-Konjunktur wieder mehr Fahrt auf. Der aktuelle Stand des ISM-Index ist im Einklang mit Wachstumsraten um die 3% annualisiert. Allerdings kommen die Investitionen, insbesondere im Wohnungsbau, nach dem Winter nur langsam wieder in Schwung. Auch der private Verbrauch, das zeigten jüngst die Daten zu den Ein-nahmen und Ausgaben der Haushalte, blieb bislang – abgesehen von den Autokäufen – kraftlos. Daher ruhen die Hoffnungen jetzt auf eine deutlichere Belebung in der zweiten Jahreshälfte. Die weiterhin erfreulich soliden Beschäftigungszuwächse bedeuten zum einen, dass die Kaufkraft weiter zunimmt, und zum anderen, dass auch das Produktionspotenzial wächst. Dieser Aspekt ist wichtig, denn andernfalls würden sich Inflationsrisiken aufbauen, sobald die Produktionszuwächse nicht mehr die – durch die expansive Geldpolitik der US-Notenbank generierte – zusätzliche Nachfrage decken können.
Zinsen und Anleihen
Erneut standen wenige Makrodaten auf dem Kalender. Allerdings haben diese in den letzten Tagen und Wochen – bis auf eine Ausnahme – auch keinen Einfluss auf die Rentenmärkte genommen. Entscheidend waren zuletzt nur die Notenbanken, die mit der Forward Guidance – also dem Ausblick auf die Zinspolitik – die Märkte in oberflächlich ruhiges Fahrwasser manövrierten. Das alte Muster: Änderungen der Erwartungen an das künftige Zinsniveau aufgrund von relevanten Makrodaten gilt seit der ultraexpansiven Geldpolitik der großen Notenbanken kaum noch. Weitere Ankündigungen der Zentralbanken stehen jedoch nicht an, sodass der Handel auf dem herrschenden Renditeniveau impulslos blieb. 10-jährige Bundesanleihen gingen mit einer Rendite von knapp unter 1,25% auf dem Niveau des Vortages aus dem Handel. 10- jährige US-Treasuries notierten leicht schwächer bei einer Rendite von rund 2,55%. Der ISM-Index für das verarbeiten-de Gewerbe wurde zwar leicht rückläufig gemeldet, bei einem Blick in die Details zeigt sich allerdings, dass die US-Konjunktur wie erwartet im zweiten Halbjahr an Fahrt gewinnen sollte (siehe „Im Blickpunkt“). Auch am deutschen Arbeitsmarkt gab es keine große Überraschung, wenngleich die Arbeitslosenzahl weniger sank als für die Saison üblich. Die heutigen Daten sollten den Erholungstrend für die US-Wirtschaft untermauern. Die ADP-Beschäftigungsumfrage sollte einen weiteren Stellenzuwachs auf dem etablierten Niveau von über 200.000 Stellen aufzeigen. Allerdings sollten die Auftragseingänge der Industrie im Mai nochmals rückläufig gewesen sein. Die Immobilienpreise in Großbritannien sind auch im Juni weiter angestiegen (+1,0% zum Vormonat).
Aktien
Neues Halbjahr, neues Glück! Die europäischen Aktienmärkte starteten freundlich ins zweite Halbjahr 2014. Die Leitindizes legten um bis zu 1,3% (Italien) zu. Damit setzten sie ihre fast ausnahmslos positive Tendenz aus dem ersten Halbjahr fort. Die Krise in der Ukraine konnte dem Markt ebensowenig die Stimmung vermiesen wie sich eintrübende Konjunkturdaten im Euroraum. In diesem von der Europäischen Zentralbank und der US-Notenbank unverändert positiv unterstützten Umfeld legte der Dax um 0,7% zu und schloss wieder über der Marke von 9.900 Punkten. Gefragt waren abermals Versorgertitel wie E.ON (+0,9%) oder RWE (+1,7%). Auch die Notierung von Infineon (+1,5%) setzte ihren Aufwärtstrend fort. In der zweiten Reihe sorgte die drastische Gewinnwarnung bei Bilfinger für einen Kurssturz in Höhe von 17,7%. Klöckner (-4%) litt unter einer Votenherabstufung. Ein Aufatmen gab es dagegen bei den Aktionären von BNP Paribas; nach der Beilegung des Rechtsstreits in den USA gewann die Notierung 3,6%. Auf europäischer Sektorebene waren insbesondere Rohstoff- und Banktitel gefragt, die im Schnitt um 2,6% bzw. 1,8% zulegten. Der schwächste Sektor (Industrie) wies immerhin noch ein Plus von 0,2% auf. Die Börsen in den USA setzten ihre Rekordjagd fort. Der S&P 500 gewann 0,7% und schloss auf einem Rekordhoch. Seit Jahresbeginn verbucht er damit einen Zuwachs von 6,8%. Im Sog guter Makrodaten waren vor allem IT-Werte wie IBM (+2,8%) gefragt. Auf Sektorebene (S&P 500) wurde der IT-Bereich (+1,1%) nur vom Pharmasektor (+1,3%) überflügelt. Der Versorgersektor war mit Abstand der größte Verlierer (-1%). Die Börsen in Asien nahmen die guten Vorlagen aus den USA dankbar auf und notierten mehrheitlich im Plus. In Korea legte der KOSPI um 0,8% zu und schloss somit wieder über der Marke von 2.000 Punkten. Der Nikkei 225 gewann 0,3%.