Commerzbank: Nach den Abenomics in Japan folgen die Modinomics in Indien
Indiens Börse ist trotz des kräftigen Kursanstieges weiter en vogue. Die üppigen Bewertungsrelationen für den MSCI Indien (KGV 2014e: 17,4) führten zuletzt nicht zu signifikanten Gewinnmitnahmen. Der Leitindex Sensex stabilisiert sich auf hohem Niveau und notiert mit rd. 25.400 Punkten nur knapp unter seinem historischen Hoch vom 11. Juni 2014 (25.735 Punkte). Offenbar hegt die Mehrheit der Anleger weiter große Hoffnungen in Bezug auf die angekündigten Reformen, die der neue Premierminister Modi nach dem fulminanten Wahlsieg nun sukzessive implementieren will. Zu den wesentlichen Zielen der neuen Regierung gehören zum einen die Abschaffung der Armut sowie eine Stärkung der verarbeitenden Industrie und der Hochtechnologie. Rund 800 Millionen Inder müssen mit jeweils weniger als 2 USD am Tag auskommen. Die verarbeitende Industrie trug in 2013 in Indien nur 6% zum BIP bei (China: rd. 30%). Die niedrigen Lohnkosten in Indien sind ein Wettbewerbsvorteil, vor allem dann, wenn die Infrastruktur verbessert und die Bürokratie vereinfacht werden sollte. Zu den Kernstücken der Reformen („Modinomics“) zählen daher kräftige Investitionen in Infrastruktur (Flughäfen, Häfen, Hochgeschwindigkeitsstrecken für Züge, Ausbau von Solar-, Kohle- und Atomenergie etc.), die Errichtung von Industriezonen, die Modernisierung der Agrarwirtschaft sowie der Bau von rd. 100 hochmodernen Städten. Darüber hinaus will Modis Regierung ihre komfortable Mehrheit nutzen, um die grassierende Korruption zu bekämpfen, die Kapitalflucht einzudämmen sowie eine Arbeitsmarktreform zu stemmen. Nicht zuletzt sollen Auslandsinvestitionen u.a. durch Vereinfachung von Genehmigungsverfahren gefördert werden. Auch der Abbau des Haushaltsdefizits steht im Fokus. Alles in allem ist es unseres Erachtens ein sehr ambitioniertes Programm. Wir bestätigen zunächst unser Halten-Votum für den indischen Aktienmarkt.
Zinsen und Anleihen
Die Rendite für Bundesanleihen mit 10-jähriger Laufzeit verharrte gestern bei 1,25% – nahe der zyklischen Tiefststände. Gestützt wurde der Rentenmarkt durch niedrige Inflationsdaten und eine weiterhin anämischen Kreditvergabe im Euroraum: So sind die Verbraucherpreise im Juni angesichts rückläufiger Nahrungsmittelpreise nur leicht zum Vormonat angestiegen – die jährliche Inflationsrate liegt somit unverändert bei 0,5%. Erwartet wurde ein leichter Anstieg auf 0,6%. Die Kreditvergabe befindet sich weiter im Rückwärtsgang, allerdings wurde für Mai „nur noch“ ein Rückgang von 1,4% gegenüber dem Vorjahr gemeldet – nach -1,8% im April. Dass die Daten die Rentenkurse nicht weiter in die Höhe getrieben haben, lässt sich nur dadurch erklären, dass an den Märkten schon sehr niedrige Zinsen für einen langen Zeitraum eingepreist sind. Die Daten sprechen für das von Mario Draghi, Präsident der Europäischen Zentralbank, praktisch schon angekündigte Kaufprogramm von verbrieften Unternehmenskrediten (ABS). Darüber hinaus dürften auch die Spekulationen um ein großes Anleihekaufprogramm (QE), das auch Staatsanleihen umfasst, andauern. Aus den USA kamen gestern dagegen überwiegend positive Konjunkturmeldungen. Der Immobilienmarkt hat sich im Mai spürbar belebt und einige regionale Unternehmensumfragen zeichneten ein positives Konjunkturbild – und sind damit positive Vorboten für den nationalen ISM-Index, der heute veröffentlicht wird. Aus China wurde heute Morgen ein leichter Anstieg des Einkaufsmanagerindex auf 51 Punkte gemeldet. In Japan drückt dagegen die Mehrwertsteuererhöhung auf die Stimmung der großen Unternehmen.
Aktien
Nach einer leichten Berg- und Talfahrt konnten die europäischen Aktienmärkte am gestrigen Handelstag ein marginales Plus ins Ziel retten. Weder die Verbraucherpreise im Euroraum noch die stark gestiegenen schwebenden US-Hausverkäufe konnten im Vorfeld der EZB-Ratssitzung und der wichtigen Arbeitsmarktdaten aus den USA Impulse setzen. Ähnlich wie im gesamten Euroraum standen im deutschen Leitindex Dax 30 vor allem die Banken (Commerzbank: -1,5%, Deutsche Bank: -1,2%) unter Druck. Stärkster Wert war hin-gegen mit Munich Re (+1,1%) eine Versicherung. Infineon (+1%) profitierte von einem Artikel im Wall Street Journal, der die Halbleiterbranche vor eine stärkeren Konsolidierungswelle sieht. Im EUROSTOXX 50 entwickelten sich neben den Banken (-0,9%) vor allem Baustofftitel (-0,5%) schwächer, während Chemie (+0,8%) und Finanzdienstleister (+0,6%) zulegen konnten. Schwächster Einzeltitel war Société Générale (-1,9%). Dagegen standen Philips-Aktien (+4,1%) an der Spitze der Kursliste, nachdem der niederländische Elektrokonzern die Abspaltung der Sparte LED-Lampen und Autolicht veröffentlicht hatte. An der Wall Street konnten die Daten vom Immobilienmarkt die Stimmung nur kurzfristig aufhellen. Zu den wenigen Gewinnern am Markt zählten die Aktien von Merck & Co. (+0,6%) nach positiven Studiendaten zu einem Medikament. Während sich die meisten Branchen kaum verändert zeigten, legten Versorger (+0,8%) weiter zu. In Asien können die meisten Aktienbörsen nach den wie erwartet ausgefallenen chinesischen PMIs an ihren freundlichen Wochenauftakt anknüpfen. Die europäischen Märkte werden dagegen kaum verändert erwartet. Im Tagesverlauf wird vor allem der ISM-Index für das verarbeitende Gewerbe in den USA im Fokus der Anleger stehen.