RZB Tageskommentar: Monsanto, Schlumberger, Symrise, China im Blickpunkt
Die US-amerikanische Wirtschaftsleistung ist laut dritter Schätzung im ersten Quartal um annualisiert 2,9 % p.q. gesunken (2. Schätzung ann. -1,0 %), die schwächste BIP-Zahl seit 5 Jahren. Der Markt hatte mit einem Minus von lediglich 1,7 % gerechnet. Grund hierfür war die Abwärtsrevision bei den Konsumausgaben und den Nettoexporten. Die zweite Hiobsbotschaft kam gestern von den Aufträgen für langlebige Güter -1,0 % p.m. Auch das französische INSEE Institut berichtete von einem Rückfall beim Unternehmervertrauen auf 92 Indexpunkte und somit unter Konsens. Vor diesem Hintergrund verpufften positive Konsumnachrichten aus Deutschland. Der für Juli prognostizierte Konsumklimaindikator des Marktforschungsinstituts GfK stieg auf den höchsten Stand seit 2006. Der Euro ist infolge in der Spitze auf 1,365 USD und damit auf den höchsten Stand seit mehr als zwei Wochen gestiegen während Anleihen mit den Daten ihre schwachen Vortagesgewinne weiter ausbauten konnten. In den USA stehen heute die privaten Konsumausgaben und die persönlichen Einkommen am Datenkalender. Beide sollten schöne Zuwächse zeigen. Für die Eurozone ist der Dateninput heute dürftig, die Finanzmärkte werden sich daher an den US-Zahlen orientieren. Am Primärmarkt emittiert heute Italien nach der gestrigen Anleiheemissionsflut Geldmarktpapiere.
Aktienmärkte
Trotz durchwachsener Konjunkturdaten legten wesentliche US-Aktienindizes gestern zu. Zu den Tagessiegern zählte der Saatguthersteller Monsanto, welcher eine USD 10 Mrd. schweres Aktienrückkaufprogramm ankündigte. Das Medienunternehmen CBS profitierte hingegen von einer höchstrichterlichen Entscheidung gegen einen Konkurrenten und der Kurs des Ölfeldausrüstungsunternehmens Schlumberger von optimistischen Aussagen des Managements. Im Vorfeld der heute nachbörslich zur Veröffentlichung anstehenden Quartalszahlen war außerdem die Aktie des Sportartikelriesen Nike gefragt. In Asien trifft man heute bisweilen mehrheitlich auf freundliche Aktienmärkte. Wichtige koreanische, chinesische und japanische Indizes notieren derzeit allesamt im Plus. Auch an den europäischen Börsenplätzen ist gemäß der aktuellen Futures-Indikationen von einem positiven Handelsstart auszugehen.
China
In Shanghai wird ab Morgen die Deckelung von Zinsen auf Fremdwährungseinlagen gänzlich abgeschafft. Bis dato galt ein Höchstsatz von 3 % auf USD-Einlagen, ausgenommen in der Shanghaier Freihandelszone, dort wurde die Deckelung schon im März abgeschafft. Die unmittelbaren Auswirkungen dürften sich aber in Grenzen halten, da einerseits der Anteil der Fremdwährungseinlagen an den Gesamteinlagen gering ist und andererseits die aktuellen Sätze für USD-Einlagen unter den 3 % liegen. Weitere Zinsliberalisierungsschritte wurden vorerst nicht angekündigt. Chinesische Aktien eröffneten heute Morgen mit Gewinnen und notieren derzeit weiterhin sowohl am Festland wie auch in Hongkong deutlich im Plus.
Credit-Märkte
Hellenic Petroleum (nicht geratet) dürfte die derzeitige Marktlage nutzen und eine EUR Anleihe platzieren. Erste Investorengespräche fanden gestern statt. Nächste Woche plant die deutsche Symrise AG (Anbieter von Grund- und Wirkstoffen für die Pharma- und Lebensmittelindustrie) eine Roadshow. Auch hier ist eine EUR Anleiheemission zu erwarten. Österreich: Die österreichische UBM Realitätenentwicklung AG (nicht geratet) wird eine fünfjährige Retailanleihe (Stückelung: EUR 500,--) mit einem Mindestvolumen von EUR 100 Mio. platzieren. Die Höhe des Kupons wurde gestern mit 4,875 % festgesetzt. Zudem wurde bekannt, dass die Telekom Austria vor einem potenziellen Wertberichtigungsbedarf für die bulgarische Tochter Mobiltel in Höhe von EUR 400 Mio. steht. Die ausstehenden Telekom Austria Anleihen reagierten kaum auf diese Nachricht.
Zentral- und Osteuropa
- Der für heute geplante Zinsentscheid in Tschechien wird aller Wahrscheinlichkeit nach keine Auswirkungen auf die Krone haben; wir rechnen mit keinen Änderungen an den derzeitigen geldpolitischen Rahmenbedingungen.
- In Ungarn lastet der neue Haushaltsdevisenplan auf dem Forint. Wir erwarten uns in den kommenden Monaten eine weitere Schwächung des Forint.
- Eine Verletzung der Waffenstillstandsvereinbarung im Osten der Ukraine und die intensivierte Rhetorik zur Wahrscheinlichkeit von Wirtschaftssanktionen gegen Russland brachten den Eurobondmarkt gestern auf einen Abwärtspfad.
- Heute wird Bulgarien einen 10-jährigen EUR-denominierten Eurobond bepreisen. Wir rechnen mit einem Asset-Swap-Spread von 140-150 BP.