Commerzbank - Nur eine kurze Verschnaufpause? Auch der Ifo-Index schwächt sich leicht ab
Der Ifo-Geschäftsklimaindex hat sich im Juni auf hohem Niveau von 110,4 auf 109,7 Punkte abermals leicht abgeschwächt. Während die Bewertung der aktuellen Lage mit 114,8 Punkten zum Vormonat unverändert blieb, reduzierte sich die Unterkomponente für die Erwartung von 106,2 auf 104,8 Punkte. Damit reflektiert der Ifo-Index, wie andere Frühindikatoren auch, einen sich abschwächenden Konjunkturoptimismus. Bereits in der Vorwoche zeigte der ZEW-Index stark gesunkene Erwartung der befragten Analysten an die konjunkturelle Entwicklung. Auch die Einkaufsmanagerindizes vom Montag deuten eine nur schwache Wachstumsdynamik an. Die Hoffnung, dass nach einem schwachen ersten Quartal 2014 das Wachstum im restlichen Jahr wieder an Fahrt gewinnt, schwindet. Aufgrund der zuletzt weniger schwungvollen Weltwirtschaft fehlen nötige Impulse für den Export. Zusätzlich wird die Wettbewerbsfähigkeit durch den starken Euro belastet. Die Hoffnung, dass die expansive Geldpolitik der Europäische Zentralbank (EZB) den Euro schwächt, wird durch zunehmende geopolitische Sorgen überkompensiert: Zwar bleibt zu erwarten, dass der Euro im Jahresverlauf – mit der aufkommenden Einpreisung der US-Zinswende – speziell zum US-Dollar an Wert verlieren wird; geopolitische Risiken (Ukraine, Syrien, Irak) unterminieren jedoch die Stimmung der Analysten. Es bleibt abzuwarten, ob die Stimmungsindikatoren aktuell überzogen reagieren. Allerdings belasten auch die mangelnden Fortschritte bei den politischen Reformen in Ländern wie Frankreich und Italien die Stimmung – ein Anziehen der EU-Binnennachfrage wird auch dadurch gebremst. Letztlich deutet sich für das Gesamtjahr zwar ein positives Wachstum für Deutschland und im Euroraum an. Allerdings könnte es speziell im Euroraum hinter den Prognosen zurückbleiben – was am Ende die EZB wieder auf den Plan rufen könnte.
Zinsen und Anleihen
In dieser Woche gibt es (fast) nur Stimmungsindikatoren auf dem Datenkalender. Da neue Impulse durch die Zentralbanken oder geopolitische Neuigkeiten aus den Krisenregionen fehlen, befinden sich die Märkte in ruhigem Gewässer. Auch gestern vermochte der leicht rückläufige Ifo-Index den Rentenmärkten keinen Impuls zu geben. Allerdings mehren sich die Anzeichen, dass ein schwungvolles Wachstum im zweiten Halbjahr ausbleiben könnte (siehe: „Im Blickpunkt“). Bundesanleihen pendelten in diesem Umfeld um das Niveau des Vortages. Peripherie-Anleihen profitierten hingegen, wie schon am Vortag, von den Aussagen Mario Draghis, dass der Leitzins noch mindestens bis Ende 2016 auf dem niedrigen Niveau bleiben werde. US-Treasuries tendierten im Tagesverlauf uneinheitlich. Am Nachmittag gerieten die Papiere jedoch unter Druck, nachdem gute Nachrichten vom Immobilienmarkt veröffentlicht wurden. Die US-Neubauverkäufe stiegen im Mai auf Monatsbasis um 18,6% an und markierten somit den höchsten Anstieg seit über 22 Jahren. Allerdings sind die absoluten Zahlen mit rund 500.000 Verkäufen noch weit von ihrem Vorkrisenniveau (rund 1,4 Mio Einheiten im Juli 2005) entfernt. Dennoch: Die Erholung der Vermögenswerte der US-Bürger – also Immobilien und Aktien – zeigt sich auch an der verbesserten Stimmung. Das Verbrauchervertrauen (Conference Board) stieg im Juni auf 85,2 Punkte und somit den höchsten Stand seit Januar 2008. Die heutigen Daten aus Deutschland und den USA sollten diesen positiven Grundton unterstreichen – die Rentenmärkte aber wenig tangieren.
Aktien
Nach einem lethargischen Handelsverlauf konnten die europäischen Aktienbörsen dank guter US-Makrodaten zum Ende im positiven Bereich schließen. Zuvor hatte ein etwas schwächer ausgefallener Ifo-Geschäftsklimaindex keine Impulse vermitteln können. Diese gab es hingegen vornehmlich von Analystenkommentaren und Unternehmensmeldungen. So sorgte ein Medienbericht über ein Kaufinteresse des US-Konzerns Monsanto am Schweizer Agrounternehmen Syngenta für steigende Kurse bei K+S (+1,7%) und Bayer (+1,3%). An der Spitze des deutschen Kurszettels standen die Aktien von BMW (+2,8%), die von einer Brokerstudie profitierten, die vor allem die langfristige Vision des Automobilproduzenten hervorhob. Weniger gut beurteilt wurde in dieser Hinsicht Daimler (-0,6%). Im EUROSTOXX 50, dem Leitindex des Euroraums, konnten sich neben Chemietiteln vor allem Versorger (jeweils +0,5%) in Szene setzen. Bei Einzeltiteln stach neben den erwähnten Chemiewerten GDF Suez (+1,3%) nach einer positiven Brokerstudie hervor. Besonders schwach entwickelte sich hingegen die Bankbranche (-1,2%). An der Wall Street konnte sich der positive Trend der Vorwoche angesichts der sich zuspitzenden geopolitischen Risiken nicht weiter fortsetzen. Deutlich unter Druck geriet hier der zuletzt so starke Energiesektor (-2%), während einzig Versorger (+0,3%) leicht ansteigen konnten und der Gesundheitsbereich sich stabil präsentierte. Im Fokus stand der IT-Sektor, wo die Preissenkung für Online-Speicher von Microsoft (-0,6%) den Wettbewerb im Cloud-Geschäft anheizte. Die asiatischen Börsen entwickeln sich heute Morgen angesichts der anhaltenden politischen Unsicherheiten in der Breite schwächer. Auch die europäischen Märkte dürften mit diesen Vorgaben leichter eröffnen. Besonderes Interesse der Marktteilnehmer sollten die US-Auftragseingänge langlebiger Güter finden.