Commerzbank - Alstom: Entscheidung gefallen!
Zum Zuge kommt General Electric (GE). GE erwirbt aber nur das globale Gasturbinengeschäft und das Dampfturbinengeschäft außerhalb Frankreichs komplett. Die übrigen Energiesparten (Frankreich-Geschäft, Erneuerbare Energien, Nuklear und Stromübertragung) werden in 50/50-Gemeinschaftsunternehmen eingebracht. Der Kaufpreis reduziert sich damit letztendlich auf etwa 10 Mrd USD. Umgekehrt verkauft GE das Bahnsignalgeschäft an Alstom. Frankreich beteiligt sich an Alstom mit 20%, indem der Staat entsprechende Anteile von Bouygues übernimmt. Auch unter veränderten Bedingungen erscheint die Transaktion für GE weiter attraktiv. GE verstärkt seine bisher schon gute Position im globalen Gasturbinengeschäft. Allerdings ist die Joint Venture-Konstruktion komplizierter als der ursprüngliche Vorschlag. Aufgrund der Erfahrungen der Vergangenheit erwarten wir einen relativ reibungslosen Integrationsprozess, auch wenn der Einfluss des französischen Staates höher ist als zunächst gedacht. Dass Siemens nicht zum Zug kommt, ist verschmerzbar, bzw. eher positiv. GE wird zwar noch stärker im globalen Gasturbinengeschäft, Siemens bleibt aber ein mühsamer deutsch-französischer Integrationsprozess erspart, der die eigenen Anfang Mai bekannt gegebenen Umbaupläne belastet hätte. Alstom entwickelt sich zu einem Bahnkonzern mit industriepolitisch gewünschten Restaktivitäten im Energiebereich, über deren Attraktivität sich streiten lässt. Auch das Bahngeschäft erreicht trotz der Einbringung von GE-Geschäften nicht die Attraktivität der alternativen Alstom/Siemens-Bahnkombination. Der Mittelzufluss hilft auf der Schuldenseite und eröffnet neue Spielräume, ist allerdings keine Überraschung mehr. Wie günstig sich der Einfluss des Staates auswirkt, bleibt abzuwarten.
Zinsen und Anleihen
Die gestern vom Markit-Institut veröffentlichten Einkaufsmanagerindizes für den Euroraum sprechen gegen eine markante Wachstumsbeschleunigung. Der Gesamtindex fiel auf 52,8 Punkte (Mai: 53,5 Punkte). Dieser Indexstand stünde im Einklang zu einem Quartalswachstum des Bruttoinlandsprodukts von 0,3 bis 0,4% – also nur einer leichten Beschleuni-gung. Nach dem schwachen Zuwachs im ersten Quartal von 0,2% haben viele Analysten für den weiteren Jahresverlauf mit besseren Zahlen gerechnet, zumal auch die Einkaufsmanagerindizes kontinuierlich ein positiveres Bild zeichneten. Doch der weiterhin starke Euro belastet die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Wirtschaft, während gleichzeitig die Weltwirtschaft etwas an Schwung verliert und damit die konjunkturelle Unterstützung für den Euroraum nachlässt. Zudem dürften die geopolitischen Krisen (Ukraine, Irak, Syrien) für zusätzliche Verunsicherung gesorgt haben. Die Rentenmärkte begleiteten die schwachen Daten aus dem Euroraum mit einem leichten Zinsrückgang. Die Europäische Zentralbank dürfte sich in ihrer konjunkturstützenden Geldpolitik bestätigt sehen. Weniger bestätigt fühlen darf sich dagegen die französische Regierung. Sie scheut sich weiterhin, Reformen ernsthaft anzugehen. Die Konjunktur tritt entsprechend auf der Stelle. Der Einkaufsmanagerindex ist mit 48 Punkten sogar wieder in den kontraktiven Bereich gerutscht. Erfreulich fielen dagegen gestern die US-Daten aus: Der Markit-Einkaufsmanagerindex stieg auf einen neuen, zyklischen Höchststand (57,5 Punkte) und die Verkäufe von bestehenden Immobilien zogen im Mai kräftig an. Schon am Morgen hatten Wirtschaftsdaten aus China positiv überrascht.
Aktien
Zum Wochenauftakt starteten die europäischen Leitindizes zumeist schwächer in den Handel. Allerdings konnten die anfänglichen Verluste im Laufe des Tages eingegrenzt werden. Besser als erwartet ausgefallene Konjunkturdaten aus China (HSBC Einkaufsmanagerindex für Juni: 50,8 Punkte) vermochten den Aktienbörsen keine entscheidenden Impulse zu geben. Die Investoren blickten vielmehr auf die schwächeren Konjunkturdaten aus Frankreich. Zudem belastete die unverändert angespannte Lage im Irak, die zeitweise auch zu steigenden Notierungen für Öl und Gold führte. Alles in allem fehlten den Aktienmärkten gestern die nötigen Impulse, um neue Jahreshöchststände zu generieren. Nach der Niederlage von Siemens im Bieterwettkampf um Alstom büßte die Notierung um 1% ein (General Electric: -1,1%). In der zweiten Reihe legte die Aktie von Südzucker nach einer langen Durststrecke um 4,4% zu. Auf europäischer Sektorebene erzielte der Bereich Rohstoffe (+1%) die mit Abstand größten Gewinne. Wenig gefragt waren dagegen die Sektoren Pharma und Automobile, deren Titel im Schnitt um 1% nachgaben. Die Börsen in den USA zeigten sich trotz solider Konjunkturdaten im Inland (u.a. aus dem Immobiliensektor) wenig verändert. Für Gegenwind sorgten insbesondere die Krise im Irak sowie die schwächeren Makrodaten aus Europa. Der Kurs von Oracle stieg nach der Übernahme von Micros um 0,7%. Auf Sektorebene erzielten Energieaktien mit durchschnittlichen Aufschlägen von 0,4% die größten Gewinne. Industrietitel (-0,6%) hielten dagegen die rote Laterne. Die Börsen in Asien tendierten mit Ausnahme des Aktienmarktes in Thailand überwiegend etwas freundlicher. Der Nikkei 225 trat vor Bekanntgabe weiterer Strukturreformen von Ministerpräsident Abe nahezu auf der Stelle. Die Börse in Korea legte um 1% zu (Korea Electric Power: +3,6%).