Commerzbank: Russische Börse und Währung deutlich erholt vom Jahrestief im März
Nach dem Krim-Referendum vom 16. März 2014 reagierte die russische Börse erleichtert und legte unter Schwankungen bis Mitte Juni 2014 spürbar zu (RTS-Index +34% seit dem Tief vom 14. März); auch die russische Währung erholte sich von ihrem Rekordtief und notierte ggü. dem Euro am 16. Juni bei rd. 47 Rubel. Mit einem Verlust seit Jahresbeginn in Höhe von ca. 5% zählt der russische Leitindex RTS aber immer noch zu den schlechtesten Märkten. Die politische Lage in der (Ost-) Ukraine ist weiterhin sehr angespannt. Die Fronten zwischen den Separatisten und Kiew sind verhärtet. Es kommt weiter zu harten Gefechten zwischen der ukrainischen Armee und den Separatisten. Mittlerweile sind viele Tote und Verletzte zu beklagen. Trotz der jüngsten Erholung ist die russische Börse alles in allem nach wie vor nicht en vogue. Zu den negativen Faktoren zählen insbesondere ein mangelndes Vertrauen in Bezug auf die Reformwillig- bzw. Reformfähigkeit des Landes sowie die anhaltenden politischen Probleme, v.a. auch im Zusammenhang mit der (Ost-) Ukraine. Zudem lähmt die schwache konjunkturelle Entwicklung im Inland. Das Investitionsklima ist relativ schlecht, was auch an der Dominanz des russischen Staates (Stichwort: Interventionismus) sowie der Korruption liegt. Nicht zuletzt hat Russland jüngst drei weitere Privatisierungsvorhaben gestoppt. Aus diesen Gründen sehen wir derzeit keine Veranlassung für eine Übergewichtung der russischen Börse und bestätigen trotz der günstigen Bewertung des russischen Aktienindex (KGV 2014e: 5,2; KGV 2015e: 5,1) unser neutrales Votum. Die Verschuldung des Staates ist relativ gering; sie beträgt laut S&P rd. 11% des BIP. Verrechnet mit den öffentlichen Vermögenswerten ist der russische Staat sogar schuldenfrei und die Währungsreserven sind mit 472 Mrd. USD (Stand Ende April 2014) ansehnlich. Das Haushaltsdefizit betrug 2013 nur 0,6% des BIP; S&P erwartet bis 2016 aber eine Verschlechterung auf 1,6% des BIP.
Zinsen und Anleihen
Zum Wochenauftakt dominierte die Risikoaversion – kein Wunder, blickt man auf die verworrene Lage im Irak; zudem ging die Krise in der Ukraine mit der Kürzung von Gaslieferungen aus Russland in die nächste Runde. Angesichts dessen waren sichere Anlagen gesucht. Zu diesen zählten US-Treasuries, Bundesanleihen, aber auch die Peripherieanleihen. 2-jährige Bundestitel rentieren mittlerweile nur noch mit 0,03%, so niedrig wie seit über einem Jahr nicht mehr. Scharf im Gegensatz dazu steht der Renditeanstieg vergleichbarer britischer Staatsanleihen auf zuletzt 0,90% - ausgelöst vom zinspolitischen Umdenken der Bank of England. Die hat vergangene Woche eine Leitzinswende noch in diesem Jahr angedeutet, was dem Pfund kräftigen Rückenwind gab. Leicht gestiegen sind aber auch die Renditen kurzlaufender Treasuries: Offenbar rechnet der Markt damit, dass die Fed bei der FOMC-Sitzung morgen gleichfalls einen etwas schärferen Ton anschlägt. Immerhin ist die Konjunkturerholung in den USA intakt, wie etwa gestern die Daten zur Industrieproduktion bestätigen. Sie stieg im Mai um 0,6% und lag damit 4,3% über ihrem Vorjahresstand. Hoffnungsvoll stimmt auch der New York Fed Index, der eine weitere Kräftigung im Verarbeitenden Gewerbe dieser Region andeutet und getragen von einer deutlich verbesserten Auftragslage auf ein Vierjahreshoch stieg. Die Baustimmung legte im Juni um 4 auf 49 Punkte zu. Heute stehen die US-Verbraucherpreise im Blickpunkt. Sie werden wohl bestätigen, dass sich der Preisauftrieb mittlerweile an der Zielmarke der Fed von 2% einpendelt. Deflationsprophylaxe ist dort jedenfalls nicht mehr angezeigt.
Aktien
Die europäischen Aktienmärkte setzten auch zum Wochenauftakt ihren moderaten Abwärtstrend, den sie mit der Veröffentlichung der gesenkten Wachstumsprognose der Weltbank am letzten Mittwoch begonnen hatten, weiter fort. Hauptbelastungsfaktoren sind weiterhin die kriegerischen Auseinandersetzungen im Irak und die daraus resultierenden Sorgen um weiter steigende Ölpreise sowie der Gasstreit zwischen Russland und der Ukraine. Dass die Kursabschläge sich in Grenzen hielten, lag sicherlich auch an unerwartet guten US-Konjunkturdaten. Im deutschen Leitindex Dax 30 stand SAP (+0,9%) an der Spitze des Kurszettels, während vor allem die Deutsche Bank (-1,5%) deutlichere Abschläge hinnehmen musste. Unbewegt zeigten sich dagegen die Aktien von Siemens - trotz der gemeinsam mit Mitsubishi Heavy Industries vorgelegten Offerte für den französischen Konzern Alstom. Im EUROSTOXX 50 konnte lediglich die Branche Informationstechnologie (+0,1%) leicht zulegen, alle anderen Sektoren tendierten schwächer. Die stärksten Abschläge erhielt dabei der Telekommunikationsbereich (-1,1%) nach diversen negativen Unternehmensmeldungen. An der Wall Street hingegen sorgte das Paket starker Makrodaten und verschiedene Übernahmeaktivitäten für vergleichsweise stabile Indizes. Positiv entwickelten sich hier vor allem Versorger (+0,7%) und Energie (+0,5%). Im Fokus stand der Medizintechnik-Konzern Medtronic, der eine Übernahmeofferte für den irischen Konkurrent Covidien unterbreitete. Die asiatischen Märkte entwickeln sich heute Morgen uneinheitlich. Während der Nikkei 225 leicht zulegen kann, tendieren die chinesischen Börsen schwächer. Die europäischen Aktienmärkte werden etwas freundlicher erwartet. Im weiteren Tagesverlauf dürften die ZEW Konjunkturerwartungen sowie die US-Verbraucherpreise im Fokus der Marktteilnehmer stehen.