Commerzbank: US-Einzelhandel enttäuscht im Mai, folgt aber einer Aufwärtskorrektur für April
Die Umsätze des US-Einzelhandels stiegen im Mai um lediglich +0,3% M/M (+4,3% J/J). Allerdings wurden die Umsätze im April deutlich von +0,1% M/M auf +0,5% M/M nach oben revidiert, so dass die gemeldeten Daten im Rahmen der Erwartungen lagen. Wichtigster Treiber für den Einzelhandel waren erwartungsgemäß die Autokäufe (+1,4% M/M). Mit diesen Vorgaben ist zu erwarten, dass in den USA die realen Konsumausgaben im 2. Quartal um rund 3% (annualisiert) zulegen werden. Dies entspricht ungefähr dem Zuwachs des ersten Quartals (+3,1%). Damit tragen die US-Verbraucher ihren Teil zur konjunkturellen Erholung bei. Die robuste Erholung am Arbeitsmarkt sollte den Konsum weiterhin gut unterstützen.
Zinsen und Anleihen
Gestern zogen die Kurse von US-Treasuries und Bundesanleihen leicht an, die Renditen gaben entsprechend nach. Die Volatilität an den Rentenmärkten ist seit der geldpolitischen Entscheidung der Europäischen Zentralbank (EZB) erhöht: Die Renditen für zehnjährige Bundesanleihen schwankten zwischen 1,34% und 1,48%. Dieser Korridor dürfte sich in den nächsten Wochen wieder einengen. In den USA blieben die Einzelhandelsumsätze im Mai zwar hinter den Erwartungen zurück, dafür wurden aber die gemeldeten April-Daten deutlich nach oben korrigiert, sodass die Daten insgesamt nicht enttäuschten. Vor allem die Nachfrage nach Autos ist weiterhin sehr lebhaft. Da sich die Beschäftigung, die Löhne und die Vermögen positiv entwickeln, dürfte auch der private Verbrauch – als wichtigste Konjunkturstütze – in den kommenden Monaten robuste Zuwächse zeigen. Nachdem die Industrie im Euroraum eher schwach ins Jahr gestartet ist, zeigten die Produktionsdaten für April eine Belebung – mit +0,8% fiel diese kräftiger als erwartet aus. Die nationalen Daten hatten bereits vor allem für Italien und Spanien ermutigende Signale gesendet. Die vorlaufenden Konjunkturindikatoren lassen erwarten, dass sich das Produktionswachstum weiter beschleunigen wird. Wachstumsraten von über 8%, wie in China, lassen sich aber nur in Schwellenländern mit hohem Aufholpotential erzielen. Trotz des heute Morgen für Mai gemeldeten Produktionswachstums von 8,7% gegenüber Vorjahr bereitet die konjunkturelle Entwicklung weiterhin Sorgen, denen die chinesische Regierung jüngst mit einem neuen Investitionsprogramm begegnete.
Aktien
Nachdem die europäischen Aktienmärkte am Mittwoch zum ersten Mal seit längerer Zeit wieder eine etwas erhöhte Schwankungsintensität aufwiesen und es auch bei Einzelwerten zum Teil heftige Ausschläge gab (Lufthansa: -14% nach einer satten Gewinnwarnung), ging es am gestrigen Handelstag wieder eher gemächlich zu. Die Indexausschläge hielten sich in dem recht nachrichtenarmen Handel zumeist in engen Grenzen. Viele Anleger schienen in Gedanken schon dem Anpfiff des ersten Spiels der Fussball-Weltmeisterschaft entgegenzufiebern. So passte es auch, dass die Aktie von Adidas mit einem Plus von 0,9% zum Tagesgewinner im deutschen Leitindex gehörte, der sich per Saldo kaum von der Stelle bewegte. Der Kurs der Aktie der Deutschen Lufthansa erlitt erneut einen Verlust (-1,4%). In der zweiten Reihe profitierte die Notierung von Hochtief (+0,6%) von einem möglichen Umbau bei Leighton. Für Misstöne sorgte allenfalls die Verschärfung der Lage im Irak; hier könnten militante Islamisten weitere Städte besetzen. Auf europäischer Sektorebene erzielte der Bereich Öl & Gas den größten Tagesgewinn (+1,2%). Rohstoffaktien wiesen dagegen als Tagesverlierer ein durchschnittliches Minus von rd. 1,4% auf. Die Börsen in den USA verbuchten Verluste. Der Dow Jones-Index büßte rd. 0,7% ein. Für Gegenwind sorgten neben den Ängsten vor der Entwicklung im Irak vor allem schwächer als erwartet ausgefallene Konjunkturdaten (Einzelhandel und Arbeitsmarkt). Auf Sektorebene erzielten Energie- und Versorgeraktien mit durchschnittlichen Aufschlägen von 0,3% die größten Gewinne. Kräftigere Verluste verbuchten insbesondere die Branchen Industrie und Gebrauchsgüter (-1,3%). In Asien tendierten die Aktienmärkte uneinheitlich. Vor allem Rohstoffaktien standen unter Druck. Dem Nikkei 225 (+0,8%) gelang wieder der Sprung über die Marke von 15.000 Punkten.