Commerzbank: Sorgen um Chinas Wachstum lassen nach
Die Sorgen um das Wachstum in China lassen nach. Beigetragen hat dazu nicht zuletzt die jüngste Verbesserung der Handelsbilanz; ihr Überschuss betrug im Mai 35,9 Mrd. USD (April: 18,6 Mrd.). Besonders erfreulich ist die Erholung der Exporte, die um 7% höher waren als vor Jahresfrist. China profitiert dabei offenbar von der Belebung des Welthandels, die Exporte in die USA und den Euroraum wachsen schneller als in den vergangenen zwei Jahren. Der Großteil des steigenden Handelsüberschusses ist aber auf sinkende Importe (-1,6% J/J nach +0,9% J/J im April) zurückzuführen. Vor allem Rohstoffimporte lagen um rund 6% unter ihrem Vorjahresniveau. Rohstoffe dienten lange Zeit für Finanzierungen als gängige Sicherheit, bis die Regierung dieser Praxis Grenzen setzte, um einer weiteren Aufblähung der Kreditvergabe entgegenzuwirken. Und so sind die schwächeren Importe vor allem ein Spiegel der Bemühungen der Regierung, Ungleichgewichten und Überhitzungserscheinungen in Segmenten der chinesischen Wirtschaft (z.B. dem privaten Wohnungsbau) zu begegnen. Wir gehen davon aus, dass die außenwirtschaftlichen Impulse für China positiv bleiben; dafür sprechen nicht zuletzt die merklich anziehenden Exportorders in der monatlichen Umfrage bei den Einkaufsmanagern. Für eine allmähliche Befestigung der chinesischen Konjunktur sprechen auch die jüngsten wirtschaftspolitischen Aktivitäten. Sie sehen vor, zum einen projektierte Infrastrukturinvestitionen zu beschleunigen, zum anderen durch feinsteuernde Eingriffe die Finanzierungskonditionen in bestimmten Sektoren zu verbessern. Dazu gehört z.B. die zum Wochenstart beschlossene Senkung der Mindestreservesätze um 50 Basispunkte für solche Banken, die schwerpunktmäßig Kredite an landwirtschaftliche oder kleine Betriebe ausreichen. Zu einer breitangelegten monetären Lockerung ist die Notenbank aber derzeit nicht bereit.
Zinsen und Anleihen
Bundesanleihen tendierten nach den Kursgewinnen der Vortage gestern etwas leichter. Die EZB-Maßnahmen scheinen ihre Unterstützung zu verlieren, vor allem im mittleren und längeren Laufzeitenbereich. EZB-Direktor Benoit Couré betonte gestern auf einem Symposium in Frankfurt, dass sich die EZB nicht mehr im Notfallmodus befinde. Die Erholung sei da, allerdings nur sehr schwach. Der EUR gab ggü. dem USD bis auf unter 1,3540 USD weiter nach. Bei den Staatsanleihen der EWU-Peripherie war die Tendenz uneinheitlich. Während griechische, slowenische und portugiesische Staatsanleihen weiter Kursgewinne verzeichneten, gaben die Kurse bei spanischen und italienischen Staatsanleihen nach dem Erreichen von rekordtiefen Renditen leicht nach. Italien wird diese Woche noch Staatsanleihen mit einem Volumen von 8,5 Mrd. EUR emittieren, was gestern sicherlich auch belastete. Zudem überraschte die Meldung der Industrieproduktion in Italien positiv, die im April um 1,6% ggü. Vorjahr anstieg, so stark wie seit August 2011 nicht mehr. Irische Staatsanleihen waren noch unterstützt von der Ratingheraufstufung von Standard & Poor’s, die die Bonität für Irland von BBB+ auf A- anhob. In den USA stiegen die Renditen bei US-Treasuries vor den anstehenden Emissionen leicht an. So emittierte die US-Regierung gestern 28 Mrd. USD 3-jährige, heute 21 Mrd. USD 10-jährige und morgen 13 Mrd. USD 30-jährige US-Treasuries. Die Renidte 10-jähriger US-Treasuries stieg auf den höchsten Stand seit 4 Wochen. Die US-Daten fielen gestern besser als erwartet aus, waren aber nicht im Fokus. Wichtig erscheinen die Meldung der Einzelhandelsumsätze morgen und die US-Erzeugerpreise am Freitag, deren Tiefpunkt hinter uns liegt. Die US-Notenbank Fed tagt am 18. Juni mit anschließender Pressekonferenz.
Aktien
Die europäischen Aktienmärkte haben sich am gestrigen Handelstag nach insgesamt lustlosem Geschäft zum Börsenschluss überwiegend etwas freundlicher präsentiert. An einem Tag ohne wesentliche Impulsgeber (eine Ausnahme bildeten die chinesischen Verbraucherpreise am frühen Morgen) wirkten vor allem das Maßnahmenpaket der EZB und der robuste US-Arbeitsmarktbericht aus der Vorwoche weiter nach. Im Dax 30 konnten sich die Aktien von K+S (+2%) am besten in Szene setzen, nachdem der CEO des Wettbewerbers Uralkali geäußert hatte, dass er stabile Kalipreise anstrebe. Am Ende der Kursliste stand dagegen mit ThyssenKrupp (-2%) der Favorit vom Vortag. Im EUROSTOXX 50 konnten vor allem die in den Vortagen vernachlässigten defensiven Branchen Nahrungsmittel (+1,7%) und Gesundheit (+0,7%) zulegen, alle anderen Sektoren zeigten sich nur wenig bewegt. Stärkster Einzeltitel war Anheuser-Busch InBev (+2,4%) nach einem positiven Analystenkommentar. Schwächster Wert war der französische Telekomkonzern Orange (-1,4%), der an den Vortagen nach Spekulationen über ein mögliches Kaufinteresse durch die Deutsche Telekom noch ein Mehrjahreshoch erreicht hatte. Auch an der Wall Street wurde nach der jüngsten Rallye erst einmal durchgeatmet. Alle Indizes bewegten sich über weite Strecken des Handels leicht unter dem Vortagesschluss. So gab es auch auf Branchenebene keine größeren Veränderungen, lediglich Versorger (-0,5%) notierten etwas schwächer. Die asiatischen Märkte weisen heute Morgen keine einheitliche Richtung auf. Während der Nikkei wieder etwas zulegen kann, geht es an den anderen Börsen leicht bergab. Die europäischen Märkte sollten kaum verändert starten. Angesichts der weiterhin leeren Agenda dürften auch im weiteren Tagesverlauf keine wesentlichen Bewegungen eintreten.