Commerzbank: Einigung im Platin-Streik wäre wohl keine große Belastung für Preise
Nach dem Wahlsieg des ANC Anfang Mai und der Ernennung eines neuen Bergbauministers deutet sich nun ein Ende des mehr als 4 Monate dauernden Streiks bei den drei großen Platinproduzenten Amplats, Implats und Lonmin an. Die streikende Gewerkschaft AMCU hat sich erstmals optimistisch diesbezüglich geäußert. Sowohl Gewerkschaft als auch Arbeitgeber stehen inzwischen wohl unter großem Einigungsdruck. Der neue Minister Ramatlhodi wird vor allem an einer erfolgreichen Vermittlung im Streik, der ca. 60% der Produktion betrifft, gemessen werden. Er wird als ein Vertreter des ANC-Flügels angesehen, der eine stärkere Afrikanisierung der Bergbauindustrie befürwortet. Den derzeitigen Mindestanteil schwarzer Investoren von 26% an Bergbauunternehmen hält er z.B. für revisionsbedürftig. Der politische Gegenwind für die südafrikanischen Bergbauunternehmen könnte also weiter zunehmen. Dies könnte sich auch bereits in einer Streikeinigung widerspiegeln, das heißt in relativ hohen Lohnzugeständnissen für die Arbeitnehmer. Auch deswegen ist es wahrscheinlich, dass einige Kapazitäten nicht wieder hochgefahren werden. Die Preise für Platin und Palladium haben ein Streikende wohl bereits zum Großteil eskomptiert, wie am Preisrückgang bei Platin in den letzten Wochen zu erkennen ist. Ein Streikende wäre daher wohl keine große Belastung für die Preise, insbesondere da es auch einige Monate dauern dürfte, die stillgelegten Kapazitäten, wenn überhaupt, wieder in Betrieb zu nehmen. Schätzungsweise 1,4 Mio. Feinunzen Platin und 0,7 Mio. Feinunzen Palladium dürfte der Streik dann insgesamt gekostet haben. Für 2014 dürften die Angebotsdefizite 1,1 Mio. Feinunzen Platin und 1,8 Mio. Feinunzen Palladium betragen. Bei Palladium kommt hinzu, dass die Verkäufe Russlands auslaufen und die staatliche Gokhran ihre Bestände sogar wieder aufstocken will. Bei anziehender Automobilnachfrage zeichnet sich bei Platin und noch mehr bei Palladium ein Engpass ab.
Zinsen und Anleihen
Der Tag vor der heute mit Spannung erwarteten EZB-Ratssitzung war vom Abwarten geprägt; etwas mehr Bewegung gab es erst, als der US-Handel begann. Dass die EZB die Geldpolitik heute weiter lockern wird, steht außer Frage. Offen ist freilich, wie das avisierte Maßnahmenpaket im Detail aussehen wird. Klar scheint aber schon jetzt: Eine breitangelegte quantitative Lockerung (QE) steht noch nicht an. Doch wird sich die EZB bemühen, Phantasie auf QE aufrechtzuerhalten – allein schon, um die Durchschlagskraft ihrer Politik zu steigern. Die Kommunikationskünste des EZB-Präsidenten sind bei der Pressekonferenz diesmal noch mehr als sonst gefordert. Die Erwartungen an die EZB sind hochgesteckt; dies birgt Enttäuschungspotential für die etwas heißgelaufenen Rentenmärkte. Vor dieser Weichenstellung spielten die europäischen Konjunkturdaten nur eine untergeordnete Rolle. Zu diesen zählte der im Mai gegenüber April leicht gesunkene PMI-Index für das Dienstleistungsgewerbe des Euroraums (53,2 Punkte nach 53,5) ebenso wie die Bestätigung des realen BIP-Wachstums von 0,2% Q/Q im ersten Quartal. Mehr Beachtung fanden die US-Daten, die gemischt ausfielen. Der private Personaldienstleister ADP berichtete im Mai von weniger neugeschaffenen Stellen in der US-Wirtschaft als erwartet, was die Erwartungen an den offiziellen Arbeitsmarktbericht (morgen) etwas gedämpft hat. Dagegen überbot der ISM-Index im Dienstleistungsgewerbe mit 56,3 Punkten (nach 55,2 im April) die Konsensschätzung. In der Folge stiegen die Renditen 10-jähriger US-Treasuries auf über 2,60% und in ihrem Schlepptau entsprechende Bundestitel auf 1,44%.
Aktien
Die europäischen Aktienmärkte tendierten zur Wochenmitte etwas schwächer. Die Kursverluste hielten sich zumeist aber in engen Grenzen. Vor der in den vergangenen Wochen viel thematisierten Ratssitzung der Europäischen Zentralbank (EZB) am Donnerstag hielten sich die meisten Anleger mit Käufen zurück. Nach dem jüngsten Kursanstieg ist offenbar schon viel von den erwarteten monetären Maßnahmen der EZB zur Bekämpfung der deflationären Tendenzen sowie zur Stimulierung der Konjunktur in den Aktienkursen eskomptiert. In diesem Umfeld verharrte der Dax nahezu auf der Stelle. Tagesgewinner im deutschen Leitindex war die Aktie der Deutschen Lufthansa (+1,4%). Auf der Verliererseite stand die Aktie von Volkswagen; die Notierung gab um 1,5% nach. Die Aktie von SAP (-0,7%) litt u.a. unter der Umsatz- und Gewinnwarnung des US-Konkurrenten Tibco. In der zweiten Reihe verlor die Aktie von Evonik Industries nach der Ankündigung einer Wandelanleihe auf Evonik durch die RAG-Stifung 2,8%. Auf europäischer Sektorebene erzielte der Bereich Reise & Freizeit den größten Tagesgewinn (+0,9%). Öl- und Gasaktien wiesen dagegen als Tagesverlierer durchschnittliche Verluste von rd. 1% auf. Die Börsen in den USA verbuchten leichte Gewinne. Der S&P 500-Index (+0,2%) erzielte mit 1.928 Punkten trotz schwächer als erwartet aus-gefallener Konjunkturdaten (u.a. Arbeitsmarkt, Daten zur Produktivität) zum wiederholten Mal ein neues Rekordhoch. Für Rückenwind sorgte allerdings das Beige Book der US-Notenbank, in dem die Währungshüter der Konjunktur ein verhaltenes bis moderates Wachstum attestierten. Auf Sektorebene erzielten Gebrauchsgüter (+0,4%) die größten Gewinne. In Asien tendierten die Aktienmärkte vor der heutigen EZB-Sitzung behauptet. Auch hier hielten sich die Indexausschläge fast überall in engen Grenzen.